12.06.2013 Aufrufe

Kinder besser schützen - Verband arbeits- und. berufsbedingt ...

Kinder besser schützen - Verband arbeits- und. berufsbedingt ...

Kinder besser schützen - Verband arbeits- und. berufsbedingt ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

<strong>Kinder</strong> <strong>besser</strong> <strong>schützen</strong><br />

stiger Zurückgebliebenheit – Krankheiten, die diverse Beeinträchtigungen<br />

im späteren Leben verursachen <strong>und</strong> ärztliche<br />

Betreuung erfordern.<br />

Untersuchungen an <strong>Kinder</strong>n, deren Mütter PCB oder Methylquecksilber<br />

ausgesetzt waren, belegen, dass viele Entwicklungsstörungen<br />

abseits offensichtlicher, schwerwiegender<br />

Misssbildungen auftreten. Hierzu gehören insbesondere Beeinträchtigungen<br />

der Funktion des Zentralnervensystems, die zu<br />

Verhaltensveränderungen führen (Rodier et al., 1994), aber<br />

auch Störungen anderer Organsysteme (Intergovernmental<br />

Forum on Chemical Safety, 2003). Dabei ist es wichtig zu wissen,<br />

dass die kritischen Zeiträume für das Auslösen erst sehr<br />

viel später im Leben auftretender Effekte von frühen Schwangerschaftsstadien<br />

weit vor der Organentwicklung bis weit nach<br />

der Geburt liegen können. Selbst Erkrankungen wie Herzinfarkt,<br />

Bluthochdruck oder Diabetes Typ 2 werden inzwischen<br />

auf vorgeburtliche oder auch frühkindliche Einflüsse zurückgeführt<br />

(World Health Organization et al., 2006).<br />

Auch Dioxinausdünstungen stehen unter Verdacht, angeborene<br />

Fehlbildungen bei <strong>Kinder</strong>n, z. B. einen Wasserkopf oder unentwickelte<br />

bzw. fehlentwickelte Nieren, zu verursachen (Revazova<br />

et al., 2001). Bei <strong>Kinder</strong>n männlicher Sägewerkarbeiter<br />

wurden gehäuft Fehlbildungen, insbesondere an den Augen<br />

<strong>und</strong> an den Geschlechtsorganen, festgestellt, die vermutlich<br />

auf Dioxinbeimischungen in Holzschutzmitteln zurückzuführen<br />

sind (Dimich-Ward et al., 1996).<br />

Auch polybromierte Diphenylether (PBDE), die als Flammschutzmittel<br />

eingesetzt werden, stehen in Verdacht, Missbildungen<br />

des Fötus auslösen zu können (National Institute for<br />

Environmental Health Sciences, 2001; de Wit, 2002).<br />

6.2 Schädigungen des Hormonsystems <strong>und</strong> des Stoffwechsels<br />

Alle Drüsen, Hormone <strong>und</strong> sonstigen Botenstoffe, die Bestandteil<br />

des endokrinen Systems (Hormonsystems) sind, können<br />

praktisch auf jedes Organ <strong>und</strong> jede Zelle des Körpers einen<br />

Einfluss ausüben. Wesentliche Bestandteile sind dabei die<br />

Bauchspeicheldrüse, die Schilddrüse, die Hirnanhangsdrüse, die<br />

Nebenniere <strong>und</strong> die Wachstumshormone. Sie regulieren ebenso<br />

den Stoffwechsel, die Ernährung, die Fortpflanzung <strong>und</strong> das<br />

40<br />

Verhalten wie auch das Wachstum, die Reaktionen auf Stress,<br />

die Verdauung, das Herzkreislaufsystem, die Nieren <strong>und</strong> die<br />

Immunabwehr. Alle endokrinen Drüsen haben sehr frühe empfindliche<br />

Phasen (4.-9. Schwangerschaftswoche), in denen ihre<br />

Entwicklung beginnt, sowie einen späteren Zeitraum, in dem<br />

ihre Ausdifferenzierung stattfindet. Dabei kommt es zum einen<br />

auf das Zusammenspiel der verschiedenen Funktionen an, zum<br />

anderen aber auch auf enge Bereiche, in denen die Sollwerte<br />

der verschiedenen Hormone exakt eingestellt werden müssen<br />

(World Health Organization et al., 2006).<br />

Störungen des Hormonsystems können schon beim Erwachsenen<br />

schwerwiegende Effekte haben, aber Schadstoffeinwirkungen<br />

während der Entwicklung dieses Systems in frühen<br />

Lebensphasen können noch wesentlich weitreichendere Konsequenzen<br />

nachsichziehen (Barr et al., 2000). Die Entwicklung<br />

des Hormonsystems beinhaltet höchst komplexe, aufeinander<br />

abgestimmte Prozesse, deren Störung lebenslange Folgen<br />

haben kann. In diesem Kapitel werden Effekte auf Bestandteile<br />

des Hormonsystems dargestellt, die nicht der Fortpflanzung<br />

dienen. Diesen ist das gesonderte Kapitel 6.3 gewidmet. Die<br />

Folgen einer Störung der Entwicklung des Hormonsystems oder<br />

einer anderen für den Körper wesentlichen endokrinen Funktion<br />

durch chemische Schadstoffe während früher Lebensphasen<br />

sind bisher nur in Ansätzen erforscht. Besonders schwerwiegend<br />

ist, dass sich Belastungen während der Schwangerschaft<br />

oder in der frühen Kindheit nicht unbedingt direkt niederschlagen,<br />

sondern zwischen der Auslösung des Effekts <strong>und</strong> dem Auftreten<br />

von Problemen Jahre vergehen können.<br />

Synthetisch hergestellte Chemikalien, die den körpereigenen<br />

Hormonen ähneln, gelten als besonders Besorgnis erregend. Die<br />

Substanzen können besonders beim Fötus sowie in den ersten<br />

Lebensmonaten großen Schaden anrichten. Da die Hormone<br />

viele komplizierte Abläufe im Körper einschließlich der Organentwicklung<br />

steuern, kann ein Eingriff in diese Balance schwerwiegende<br />

Folgen haben. Effekte, die aus diesen Expositionen<br />

resultieren, konnten in Tierexperimenten beobachtet werden,<br />

außerdem in Populationen von Wildtieren in hoch belasteten<br />

Ökosystemen wie den Großen Seen in den USA <strong>und</strong> in Zentralflorida<br />

<strong>und</strong> auch bereits beim Menschen (Colborn et al., 1996).<br />

Amerikanische Forscher fanden bei Blutuntersuchungen an<br />

Schwangeren heraus, dass bereits relativ niedrige Gehalte an

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!