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Kinder besser schützen - Verband arbeits- und. berufsbedingt ...

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Zu den Schadstoffen, die durch Einwirkung in frühen Entwicklungsstadien<br />

die Kapazitäten des Immunsystems einschränken<br />

<strong>und</strong> zu späteren Erkrankungen führen, gehören z.B. Blei (Lee at<br />

al., 2001), das Pestizid Chlordan (Blyler et al., 1994) <strong>und</strong> die<br />

Organozinnverbindung Tributylzinn (TBT), die über ihre frühere<br />

Verwendung in Schiffsfarben immer noch weltweit den<br />

küstennah gefangenen Speisefisch belastet <strong>und</strong> auch als Biozid<br />

in Holzschutzmittel <strong>und</strong> einigen Alltagsgegenständen vorkommt<br />

(Luebke et al., 2004).<br />

Auch Dioxin (TCDD) ist ein bedeutender Schadstoff, der in der<br />

Lage ist, die Entwicklung des Immunsystems empfindlich zu<br />

stören. Bei Einwirkung während der Schwangerschaft oder<br />

über das Stillen kann es in die Entwicklung des Knochenmarks<br />

eingreifen, zu einer Verkümmerung der Thymusdrüse <strong>und</strong><br />

damit zu einer lebenslangen Unterdrückung der Immunabwehr<br />

<strong>und</strong> infolgedessen zu einer größeren Empfindlichkeit für Infektionskrankheiten<br />

<strong>und</strong> zur Bildung von Tumoren führen (Fine et<br />

al., 1989; Gehrs & Smialowicz, 1999; Holladay & Smialowicz,<br />

2000; Smialowicz, 2002). Eine Dioxin-Belastung kann auch<br />

eine bestehende allergische Erkrankung verschlimmern (Kimata,<br />

2003).<br />

Auch für PCB <strong>und</strong> DDE konnten bereits in zwei Studien Immuneffekte<br />

beim Menschen nachgewiesen werden. Hierfür wurden<br />

Inuit-<strong>Kinder</strong> während ihres ersten Lebensjahres hinsichtlich<br />

des Auftretens diverser Infektionskrankheiten untersucht. Die<br />

Inuit sind aufgr<strong>und</strong> ihres hohen Konsums an Raubfischen <strong>und</strong><br />

Meeressäugern besonders großen Mengen PCB <strong>und</strong> anderen<br />

Organochlorverbindungen ausgesetzt. Diverse PCB als auch<br />

DDE wurden in ihrem Nabelschnurblut <strong>und</strong> im mütterlichen<br />

Plasma zum Zeitpunkt der Geburt als auch im Folgenden im<br />

kindlichen Blut gemessen. In beiden Studien konnte gezeigt<br />

werden, dass das Risiko, im ersten Lebensjahr an Mittelohrentzündung<br />

zu erkranken, mit zunehmender vorgeburtlicher Belastung<br />

durch PCB <strong>und</strong> DDE zunahm (Dewailly et al., 2000; Dallaire<br />

et al., 2004). In einer der beiden Studien traf dieses auch<br />

auf die Summe aller anderen Infektionskrankheiten in Abhängigkeit<br />

vom PCB-Gehalt zu (Dallaire et al., 2004).<br />

In den letzten 30 Jahren ist bei jungen Menschen zudem eine<br />

Zunahme von Autoimmunkrankheiten wie der Diabetes Typ 1,<br />

der durch einen hochgradigen Mangel am Hormon Insulin ver-<br />

ursacht wird, zu beobachten. Mittlerweile rechnet man mit 1,5<br />

Fällen pro Tausend <strong>Kinder</strong>. Bei Personen, die aufgr<strong>und</strong> ihrer<br />

genetischen Eigenschaften auf Umweltschadstoffe besonders<br />

empfindlich reagieren, können diese die Ausbildung des Diabetes<br />

Typ 1 begünstigen oder fördern (Gillespie et al., 2004). Aufgr<strong>und</strong><br />

der deutlichen Zunahme des Diabetes Typ 2 bei <strong>Kinder</strong>n<br />

<strong>und</strong> Jugendlichen, bei dem eine Insulinresistenz ausgebildet<br />

wird, die zu einem relativen Mangel an Insulin führt, spricht<br />

man in Fachkreisen von einer neuen Epidemie (Kaufman,<br />

2002). Obwohl in diesem Fall im Allgemeinen der Gr<strong>und</strong> in der<br />

zunehmenden Dickleibigkeit der <strong>Kinder</strong> als Ursache vermutet<br />

wird, werden auch hierfür Auto-Immunreaktionen diskutiert.<br />

Bei der Entwicklung von Diabetes spielen hormonähnliche<br />

Chemikalien eine Rolle. So zeigte eine kürzlich veröffentlichte<br />

Studie an schwedischen Fischerfamilien, dass die Blutserumgehalte<br />

an den Markerchemikalien PCB 153 <strong>und</strong> DDE bei den<br />

erwachsenen Diabetikern gegenüber der Kontrollgruppe ohne<br />

Diabetessignifikant erhöht waren (Rylander et al., 2005). In<br />

Tierversuchen an Ratten konnte eine spanische Arbeitsgruppe<br />

zeigen, dass Bisphenol A das Hormon für die Glukoseregulation<br />

imitiert, somit direkt in die Insulinproduktion eingreift <strong>und</strong><br />

ebenso die Entwicklung von Diabetes Typ 2 fördert (Alonso-<br />

Magdalena et al., 2006).<br />

6.5 Negative Effekte auf die Atmung<br />

Die Entwicklung der Lunge ist ein kontinuierlicher Prozess, der<br />

beim Embryo beginnt <strong>und</strong> sich bis zum Erwachsenenalter von<br />

18-20 Jahren hinzieht, wobei die vorgeburtliche <strong>und</strong> frühkindliche<br />

Lunge bis zum Alter von vier Jahren am empfindlichsten<br />

auf Schadstoffeinwirkungen reagiert. Dabei kann es sich um<br />

die erste Auslösung der späteren Erkrankung handeln sowie um<br />

Verschlimmerungen bereits bestehender Atemstörungen<br />

(World Health Organization et al., 2006). Als Auslöser für beides<br />

kommen sowohl Luftverschmutzung im Innenraum als<br />

auch im Außenbereich in Frage. Hierzu gehören unter anderem<br />

Schadstoffe aus dem Verbrennen organischer Kraftstoffe wie<br />

Stickstoffdioxid, Feinstaub <strong>und</strong> Dieselabgase, flüchtige organische<br />

Verbindungen wie Formaldehyd sowie Pestizide, PCB <strong>und</strong><br />

Schwermetalle.<br />

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