Kinder besser schützen - Verband arbeits- und. berufsbedingt ...
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Die wichtigsten Ergebnisse der europäischen Studie sind:<br />
• Viele längst weltweit verbotene Stoffe wie die berüchtigten<br />
Pestizide DDT <strong>und</strong> Hexachlorbenzol (HCB) wurden<br />
noch immer in ca. 75% aller Blutproben festgestellt, in<br />
Konzentrationen bis zu 0,68 ng/g (HCB).<br />
• Allerdings waren auch neuere Stoffe wie die Perfluorierten<br />
Verbindungen Perfluoroktansulfonsulfonat (PFOS) <strong>und</strong><br />
Perfluoroktansäure (PFOA) mit einer Ausnahme in allen<br />
Blutproben enthalten. Der Höchstwert im Nabelschnurblut<br />
war 0,2 ng/g PFOS <strong>und</strong> 2,3 ng/g PFOA.<br />
• Nonylphenol wurde in 12 von 17 Nabelschnurblutproben<br />
in Konzentrationen zwischen 0,8–1,0 ng/g festgestellt.<br />
Dieser Stoff ist ein Abbauprodukt von Nonylphenolethoxylat,<br />
das besonders in industriellen Reinigungsmitteln zum<br />
Einsatz kam.<br />
• In 24 von 27 Nabelschnurblutproben wurde DEHP festgestellt,<br />
in Konzentrationen von bis zu 4 004 ng/g.<br />
• In 1 von 27 Nabelschnurblutproben wurde mit 0,05 ng/g<br />
das häufig verwendete bromierte Flammschutzmittel<br />
Tetrabrombisphenol A (TBBA) festgestellt. Es ist das erste<br />
Mal, dass dieser relativ neue Stoff im Nabelschnurblut<br />
nachgewiesen wurde.<br />
• In 26 von 27 Nabelschnurblutproben konnte bis zu<br />
1,6 ng/g Galaxolide (HHCB) nachgewiesen werden, das zu<br />
den künstlichen polyzyklischen Moschusverbindungen<br />
gehört. Moschusambrette, in Kosmetika seit 1995 EU-weit<br />
verboten, wurde immerhin noch in zwölf Nabelschnurblutproben<br />
in Konzentrationen zwischen 0,06 <strong>und</strong> 0,25<br />
ng/g nachgewiesen.<br />
4.2.2 Muttermilch<br />
Muttermilch gilt immer noch als das beste Nahrungsmittel für<br />
den Säugling. Umso besorgniserregender ist es, dass darin bis<br />
zu 300 synthetische Chemikalien enthalten sind (B<strong>und</strong> für<br />
Umwelt <strong>und</strong> Naturschutz Deutschland, 2005), die an den<br />
Säugling weitergegeben werden. Schon in jungen Jahren kann<br />
dadurch die Chemikalienbelastung des Kindes höher sein als<br />
die der Mutter.<br />
Ein Beispiel hierfür ist der Stoff Diethylhexylphthalat (DEHP).<br />
Obwohl der Stoff nicht bioakkumulierbar ist, finden sich in der<br />
Muttermilch Rückstände von 80–160 Mikrogramm pro Kilo-<br />
gramm (μg/kg) (Gruber et al., 1998). Diese Menge stammt<br />
allein aus dem täglichen Umgang mit DEHP in Alltagsprodukten<br />
der Mutter während der Stillphase. Aus dieser Menge<br />
lässt sich eine Aufnahme über den M<strong>und</strong> bei gestillten Säuglingen<br />
von bis zu 21μg DEHP pro Kilogramm Körpergewicht<br />
ableiten (B<strong>und</strong>esinstitut für ges<strong>und</strong>heitlichen Verbraucherschutz<br />
<strong>und</strong> Veterinärmedizin, 1999; Meek & Chan, 1994),<br />
wodurch die tolerierbare tägliche Dosis (Tolerable Daily Intake,<br />
TDI) des niederländischen Nationalen Instituts für Volksges<strong>und</strong>heit<br />
<strong>und</strong> Umwelt (RIVM) um das Vierfache überschritten<br />
wird (Baars et al., 2001; Poon, 1997). Bei Kleinkindern sieht es<br />
noch schlechter aus: Sie nehmen zusätzlich durchschnittlich<br />
200 μg DEHP pro Kilogramm Körpergewicht durch Kauen <strong>und</strong><br />
Lutschen an Plastikgegenständen auf, sowie täglich 79-340<br />
DEHP μg pro Kilogramm Körpergewicht über die Haut (Scientific<br />
Committee for Toxicity, Ecotoxicity and the Environment,<br />
1998; Consumer Product Safety Commission, 2001).<br />
Eine andere Studie hat eine durchschnittliche tägliche DEHP-<br />
Aufnahme aus der Menge der im Urin gef<strong>und</strong>enen Abbauprodukte<br />
ermittelt. <strong>Kinder</strong> waren doppelt so hoch belastet wie<br />
Erwachsene (Koch et al., 2003). Ein anderes Forscherteam kam<br />
sogar zu dem Schluss, dass gestillte Säuglinge sechsmal so viel<br />
DEHP wie Erwachsene aufnehmen (Meek & Chan, 1994).<br />
Zusätzlich nimmt die Belastung der Muttermilch mit Flammschutzmitteln<br />
zu. Das geht aus einer schwedischen Studie hervor,<br />
die Muttermilch in den Jahren 1972 bis 1997 untersucht<br />
hat. Die Konzentration von Polybromierten Diphenylethern<br />
(PBDE) hat sich demnach etwa alle fünf Jahre verdoppelt <strong>und</strong><br />
erreichte 1997 einen Wert von 4 μg/kg Milchfett, inzwischen<br />
sind die Werte allerdings rückläufig. (Norén & Meironyté,<br />
1998; 2000; Meironyté et al., 1999; Meironyté & Norén, 2001).<br />
Aus einer englischen Studie geht jedoch hervor, dass dort mehr<br />
als die Hälfte der untersuchten Frauen PBDE-Gehalte von 6<br />
ng/g Fett oder mehr in der Muttermilch hatten (Kanasakie,<br />
2003). Frauen in den USA haben sogar das 10-70fache an<br />
Flammschutzmittelrückständen in der Muttermilch, da dort die<br />
Brandschutzvorschriften strikter sind <strong>und</strong> diese Mittel noch<br />
häufiger in Alltagsgegenständen wie Matratzen, Vorhängen <strong>und</strong><br />
Bettwäsche zu finden sind (She et al., 2004).<br />
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