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Kinder besser schützen - Verband arbeits- und. berufsbedingt ...

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<strong>Kinder</strong> <strong>besser</strong> <strong>schützen</strong><br />

56<br />

• Für Krebs erregende Substanzen kann man keine Grenzwerte<br />

festlegen. Denn man geht davon aus, dass es keine<br />

unbedenkliche Dosis gibt. Auch hormonell wirksame Chemikalien<br />

entziehen sich der traditionellen Risikobewertung.<br />

Bei ihnen ist insbesondere der Zeitpunkt der Einwirkung<br />

entscheidend. Ein Jugendlicher in der Pubertät reagiert<br />

anders als eine Frau in den Wechseljahren oder als<br />

ein dreißigjähriger Mann. Geschlecht <strong>und</strong> Zeitfenster der<br />

Entwicklungsstufe beeinflussen die Wirkung massiv.<br />

• Da für Langzeit-Tierexperimente maximal 100 Tiere verwendet<br />

werden, die Versuchsergebnisse dann aber auf viele<br />

Millionen Menschen umgerechnet werden müssen, können<br />

aus statistischen Gründen durchaus relevante<br />

Ges<strong>und</strong>heitsrisiken für den Menschen nicht erkannt werden.<br />

• Im Alltag sind wir niemals nur einem Stoff ausgesetzt. Die<br />

Kombination verschiedener Chemikalien kann die schädigende<br />

Wirkung auf den Organismus addieren oder gar<br />

potenzieren.<br />

Grenzwerte für <strong>Kinder</strong>?<br />

Die unterschiedlichen Empfindlichkeiten der verschiedenen<br />

Bevölkerungsgruppen werden bei der Grenzwertfindung zu<br />

wenig berücksichtigt. In der Regel werden alle Berechnungen<br />

auf den ges<strong>und</strong>en normalgewichtigen Erwachsenen (Mann)<br />

„Sichere Bleigrenzwerte“ reduzieren Intelligenzquotienten (IQ) bei <strong>Kinder</strong>n<br />

bezogen, der jedoch nur eine Minderheit in Bezug zur gesamten<br />

Bevölkerung darstellt (Dohmen & Baitsch, 1994). So gehen<br />

auch die speziellen Risiken von Schwangeren <strong>und</strong> ungeborenen<br />

<strong>Kinder</strong>n nicht in die Berechnungen der Grenzwerte ein.<br />

Aber es gibt auch schon positive Beispiele für Regelungen, bei<br />

denen die besondere Empfindlichkeit von <strong>Kinder</strong>n mit entsprechenden<br />

Sicherheitsfaktoren berücksichtigt wird. Im Bodenschutzrecht<br />

beispielsweise wurden die Werte für Krebs erregende<br />

Stoffe mit einem Sicherheitsfaktor von 10 versehen, um<br />

auch <strong>Kinder</strong> davor zu <strong>schützen</strong> (B<strong>und</strong>esministerium für Justiz,<br />

1999). Auch die Maßnahmewerte der Trinkwasserverordnung<br />

berücksichtigen <strong>Kinder</strong> mit einem gesonderten Sicherheitsfaktor<br />

(Dieter & Henseling, 2003). Die Kommission „Innenraumlufthygiene“<br />

des Umweltb<strong>und</strong>esamtes (UBA) hat die Richtwerte<br />

für Innenraumschadstoffe um den Faktor 2 gesenkt, damit<br />

auch <strong>Kinder</strong> geschützt sind (Innenraumlufthygienekommission,<br />

1996). Für Pestizide wird ein zusätzlicher Faktor 10 in die<br />

Grenzwertsetzung einbezogen. Dieser Faktor wird auch dann<br />

angewendet, wenn für einen Stoff die Datenlage zur Toxizität<br />

in der Entwicklungsphase noch lückenhaft ist. Ebenso berücksichtigen<br />

natürlich die Vorschriften für Säuglings- <strong>und</strong> Folgenahrung<br />

die besondere Empfindlichkeit der Kleinkinder (International<br />

Programme on Chemical Safety, 1987).<br />

Amerikanische Wissenschaftler haben entdeckt, dass auch niedrige Bleiwerte zu gefährlichen Ges<strong>und</strong>heitsschäden bei<br />

<strong>Kinder</strong>n führen können. Auch wenn die Grenzwerte eingehalten werden, kann Blei die Intelligenz der <strong>Kinder</strong> langfristig<br />

mindern. Die Weltges<strong>und</strong>heitsorganisation hatte 1991 den Wert von 10 Mikrogramm Blei pro Deziliter Blut (μg/dl)<br />

als Risikogrenze für Ges<strong>und</strong>heitsschäden angegeben. Die neue Studie zeigt eindeutig, dass die negativen Wirkungen<br />

des Bleigehalts schon vor Erreichen des Grenzwertes auftreten. <strong>Kinder</strong> mit einem Bleigehalt von 10μg/dl hatten einen<br />

verminderten IQ von 7,4 Punkten im Vergleich zu <strong>Kinder</strong>n mit einem Bleigehalt von nur 1μg/dl. <strong>Kinder</strong> mit noch höheren<br />

Blei-Blutwerten (10–30μg/dl Blut) schnitten um weitere 2,4 IQ-Punkte schwächer ab. Nach Angaben des „US Center<br />

for Disease Control“ weisen 10% der amerikanischen <strong>Kinder</strong> Bleiwerte von 5–10μg/dl Blut auf. Die Wissenschaftler<br />

kommen zu dem Schluss, dass es keinen sicheren Grenzwert für Bleibelastung im Blut gibt (Canfield et al., 2003).<br />

Genau diese Erkenntnis spiegelt sich auch in den immer weiter herabgesetzten Grenzwerten für Blei wider (Abb. 7).

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