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Kultur | THEMA<br />
themA<br />
BRASILIEN GANZ NAH<br />
(D – Konstanz) Von den slums aus sao Paulo<br />
über eine Modelkarriere bei strenesse, bis hin<br />
zum heutigen erfolg als sängerin, genießt Betina<br />
ignacio alias Bê ihr leben als Künstlerin in<br />
Konstanz. akzent hat die brasilianische schönheit<br />
getroff en und mit ihr über ihr leben und<br />
die entscheidenden einfl üsse für ihre lieder<br />
gesprochen.<br />
akzent: Bald erscheint ihr neues Album „Mistura<br />
Natural“, das sie in Brasilien komponiert und in<br />
New york aufgenommen haben. Was beschreiben<br />
Sie darin?<br />
Bê: Gegensätze zwischen Natur und Stadt und<br />
auch zwischen Freude und Trauer. Denn das<br />
Wichtige dabei ist: ohne das eine wüssten wir das<br />
andere nicht zu schätzen. Zum Beispiel hatte ich<br />
einmal einen Traum, in dem eigentlich alles wunderbar<br />
war. Es gab durchweg nur angenehme<br />
Dinge und kein Leid. Als ich dann aufwachte,<br />
wusste ich gar nicht, ob das nun ein Alptraum war<br />
oder nicht. Wenn wir das Negative nicht kennen,<br />
wissen wir auch nicht wie schön das Positive ist …<br />
ohne die Nacht gäbe es ja auch keinen Tag.<br />
BÊ AuF plAtte<br />
und lIve<br />
„Mistura Natural“ heißt das neue Album<br />
von Betina Ignacio, das sie in Zusammenarbeit<br />
mit ihrem Drummer Markus<br />
Schmidt in New york produziert hat und<br />
das ab 12.September im Handel erhältlich<br />
sein wird. Von jeder verkauften CD geht<br />
ein Euro an Monte Azul, ein kulturell und<br />
sozial ausgerichtetes Hilfsprojekt in einer<br />
Favela in Sao Paulo. Betina Ignacio ist dort<br />
aufgewachsen und engagiert sich seit über<br />
einem Jahr für Menschen in ihrer Heimat.<br />
Wer Brasilien hautnah erleben möchte, ist<br />
dazu am 15. September im Konstanzer Kulturzentrum<br />
K9 und am 16. September in<br />
die Ravensburger Kantine eingeladen.<br />
akzent: Ihre Heimat spielt für Sie persönlich und<br />
natürlich auch für ihre Musik eine große Rolle.<br />
Was inspiriert sie an Brasilien?<br />
Bê: (strahlt) Einfach alles! Das Meer und das<br />
Stadtleben im Kontrast zueinander faszinieren<br />
mich. Es ist ein anderes Lebensgefühl in Brasilien,<br />
alles ist leicht….und vor allem am Meer fühle ich<br />
mich geborgen.<br />
Vom atlantik an den Bodensee<br />
akzent: Stichwort „Meer“: Können Sie dieses Gefühl<br />
auch am Bodensee entwickeln?<br />
Bê: Auf jeden Fall. Ich liebe den Bodensee! Er<br />
erinnert mich an meine Heimat und bedeutet<br />
für mich Beruhigung und Intensität, einfach das<br />
Leben – und das ist Musik. Das Wasser hat auch<br />
etwas Reinigendes. Wenn ich ins Wasser gehe,<br />
komme ich erleichtert wieder raus, denn ich habe<br />
all meine Sorgen über Bord geworfen – ein absolutes<br />
Gefühl der Befreiung.<br />
akzent: Da Sie gerade von Gefühlen sprechen:<br />
Man sagt, Konstanz habe ein südländisches Flair.<br />
Können Sie das bestätigen oder fühlen Sie sich<br />
hier eher fremd?<br />
Bê: Ganz im Gegenteil. Ich fühle mich hier zu<br />
Hause und kann wirklich sagen: Ich bin eine stolze<br />
Konstanzerin. Konstanz hat tatsächlich ein<br />
südländisches Ambiente. Wenn ich mir morgens<br />
meinen Kaff ee bei La Cucina hole und noch ein<br />
„Ciao Bella“ hinterher gerufen bekomme, fühle ich<br />
mich wie in Italien. Generell ist das Flair hier am<br />
See sehr inspirierend für mich. Ich kann mir mittlerweile<br />
in ganz Deutschland keine andere Stadt<br />
zum Leben und Arbeiten vorstellen.<br />
„Zwischen Konstanz und<br />
Kreuzlingen sehe ich gar keine<br />
grenze – für mich ist es eins“<br />
akzent: Wir reden über Konstanz und den Bodensee<br />
– wie sind sie denn überhaupt hierher<br />
gekommen?<br />
Bê: Ich habe für das Modehaus Fischer an einer<br />
Modenschau in Konstanz teilgenommen. Und<br />
dann habe ich mich verliebt…<br />
akzent: Abgesehen von Konstanz – was ist das<br />
Besondere an der Umgebung?<br />
Bê: Die Mainau und die Reichenau. Vor kurzem<br />
hatte ich auf der Mainau ein Konzert und seitdem<br />
habe ich einen viel engeren Bezug zu der Insel.<br />
Das Palmenhaus und das Schloss muss man gesehen<br />
haben. Die Reichenau hat den schönsten<br />
Sonnenuntergang der ganzen Umgebung. Aber<br />
eins ist noch viel wichtiger: Die Reichenauer Tomate<br />
(lacht). Das müssen Sie sich mal überlegen<br />
– ich nehme diese Tomate sogar mit nach Brasilien,<br />
weil auch mein Vater total verrückt danach ist!<br />
akzent: Und haben sich auch eine spezielle Beziehung<br />
zur Schweiz?<br />
Bê: Ja, auf jeden Fall. In Kreuzlingen habe ich meinen<br />
Proberaum und bereite mich dort auf all meine<br />
Konzerte vor. Ich laufe vier bis fünf Mal täglich<br />
über die Grenze, obwohl ich eigentlich zwischen<br />
Konstanz und Kreuzlingen gar keine Grenze<br />
sehe – für mich ist es eins. Und am schönsten ist<br />
es beim Segeln auf dem See – denn da gibt es<br />
keinen Zoll (lächelt).<br />
Weitere infos: www.be-musica.com,<br />
www.k9-kulturzentrum.de,<br />
www.kantine-ravensburg.de<br />
TExT: SARAH MAyER<br />
FoToS: MARCoS HERMES