BWGZ 1|2011 DIE GEMEINDE - Gemeindetag Baden-Württemberg
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Allgemeiner Teil<br />
Eva Strobel *<br />
Vom Boom in die Krise –<br />
aus der Krise in den Aufschwung<br />
<strong>BWGZ</strong> 1 | 2011<br />
Das Ausland spricht vom „deutschen Jobwunder“. Als führendes Exportland hat die Wirtschaftskrise<br />
die baden-württembergischen Unternehmen zwar hart getroffen, der Arbeitsmarkt zeigte sich<br />
allerdings robuster als erwartet. Mittlerweile hat die konjunkturelle Erholung Tritt gefasst. <strong>Baden</strong>-<br />
<strong>Württemberg</strong> ist vom Boom in die Krise gestürzt und geht jetzt in einen Aufschwung hinein.<br />
Mehrere Faktoren haben zu dieser Stabilität<br />
des Arbeitsmarktes beigetragen:<br />
Zum einen zeigten sich Unternehmen<br />
und Arbeitnehmer flexibel. Arbeitszeitkonten<br />
und Kurzarbeit haben Beschäftigung<br />
gesichert. Die Unternehmen waren<br />
in der Lage, an ihren Stammbelegschaften<br />
festzuhalten, sie sogar während<br />
der freien Zeit weiterzubilden. Bislang<br />
wurden fast 53.000 Beschäftigte während<br />
der Kurzarbeit qualifiziert. Die Arbeitgeber<br />
wissen, dass Fachkräfte der<br />
wichtigste Wettbewerbsvorteil sind, den<br />
<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> als Hochtechnologieland<br />
zu bieten hat. Doch qualifizierte<br />
Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer<br />
sind nicht unbegrenzt verfügbar. Die Situation<br />
auf dem Arbeitsmarkt dreht sich<br />
wieder: Unternehmen suchen aktiv<br />
nach Fachkräften.<br />
<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> hat zwar einen<br />
überdurchschnittlich hohen Anteil an<br />
hoch qualifizierten Beschäftigten, aber<br />
auch einen überdurchschnittlichen Beschäftigungsanteil<br />
an gering qualifizierten<br />
Menschen. Die Wirtschaftskrise hat<br />
den Strukturwandel der Wirtschaft im<br />
Südwesten teilweise noch beschleunigt:<br />
Im Verarbeitenden Gewerbe sind Arbeitsplätze<br />
verloren gegangen, zumeist<br />
von gering Qualifizierten. Im Dienstleistungsbereich<br />
– zum Beispiel im Gesundheits-<br />
und Sozialwesen, bei Erziehung<br />
und Unterreicht sowie im Gastgewerbe<br />
– sind auch im Abschwung noch<br />
Menschen eingestellt worden. Außerdem<br />
hat sich die Arbeitskräftenachfrage<br />
zugunsten hoch Qualifizierter weiter<br />
verschoben.<br />
Wenn <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> seine führende<br />
Position als Hochtechnologiestandort<br />
halten will, braucht das Land<br />
die dazu nötigen Fachkräfte. Gleichzeitig<br />
muss es gelingen, die Arbeitslosigkeit<br />
von gering Qualifizierten zu verhindern.<br />
Der Aufschwung ist kein Selbstläufer.<br />
Es braucht Ausbildung, Weiterbildung<br />
und Qualifizierung auf allen<br />
Ebenen. Agenturen und Jobcenter leisten<br />
ihren Beitrag, die Fachkräftelücke<br />
im Südwesten zumindest zu verkleinern.<br />
Sie arbeiten mit den Menschen,<br />
die hier im Land leben, und beraten Betriebe,<br />
die hier wirtschaften. Im einzelnen<br />
geht es darum, Jugendlichen den<br />
Übergang in die Arbeitswelt zu erleichtern,<br />
Frauen stärker und Ältere länger zu<br />
beschäftigen, Migranten besser an Bildung<br />
und Arbeit teilhaben zu lassen,<br />
gering Qualifizierte weiterzubilden und<br />
Menschen mit Leistungseinschränkungen<br />
an die Arbeitswelt heranzuführen.<br />
Agentur begleitet Übergang<br />
von Schule in Beruf<br />
Schon die erste Schwelle beim Übergang<br />
von Schule in Berufsausbildung wird für<br />
manche Jugendliche zu einem schwierigen<br />
Hindernis. Deshalb gehen die Beraterinnen<br />
und Berater der Arbeitsagenturen<br />
in die Schulen. Prävention statt Reparatur<br />
ist der Anspruch. Zusammen<br />
mit Lehrern und Eltern machen sie Jugendliche<br />
fitter in der Berufswahl, bieten<br />
Hilfen und managen Übergänge<br />
entlang der Biografie der Menschen. Sie<br />
begleiten die wichtigen Lebensphasen<br />
Schule, Ausbildung, Weiterbildung sowie<br />
Familienzeit.<br />
Jugendliche, die beim Start ins Berufsleben<br />
Probleme haben, bedürfen besonderer<br />
Hilfen. Im Rahmen eines durch<br />
die Regionaldirektion <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />
geförderten Programms werden an<br />
über 100 Schulen im Land mehr als<br />
3.000 Schülerinnen und Schüler in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />
bei der Berufswahl<br />
von Berufseinstiegsbegleitern individuell<br />
beraten und unterstützt. Viele der<br />
Berufseinstiegsbegleiter sind Sozialpädagogen,<br />
die förderungsbedürftigen Jugendlichen<br />
beim Erreichen eines Schul-<br />
* Eva Strobel ist Vorsitzende der<br />
Geschäftsführung der Regionaldirektion<br />
<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> der Bundesagentur<br />
für Arbeit.<br />
50 <strong>Gemeindetag</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>