BWGZ 1|2011 DIE GEMEINDE - Gemeindetag Baden-Württemberg

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Allgemeiner Teil Dr. Carmina Brenner * Baden-Württemberg lässt die Krise hinter sich BWGZ 1 | 2011 Statistiker schließen Landwirtschaftszählung ab und bereiten das Großprojekt Zensus 2011 vor Nachdem das erste Jahr nach der großen Krise 2009 hinter uns liegt, lassen die wichtigsten konjunkturellen Kennzahlen aufatmen. Gesamtdeutschland wie auch Baden-Württemberg sind erstaunlich schnell und schwungvoll aus der Rezession des Jahres 2009 herausgekommen. Nachdem für die ersten drei Quartale des abgelaufenen Jahres vorläufige Werte für das baden-württembergische Bruttoinlandsprodukt (BIP) vorliegen, ist für das gesamte Jahr nach jetzigem Stand: 30.11.10 Berechnungsstand mit einem preisbereinigten BIP-Anstieg von 4,75 Prozent zu rechnen. Der Anstieg der Wirtschaftsleistung belebte auch die Nachfrage nach Arbeitskräften: Die Anzahl der Arbeitslosen ist in den Monaten Januar bis November 2010 um durchschnittlich 3,2 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum zurückgegangen. Die Erwerbstätigenzahl ist 2010 schätzungsweise um 0,5 Prozent gestiegen. Das entspricht einem Plus von rund 30.000 Erwerbstätigen für ganz Baden-Württemberg. Für 2011 rechnen wir mit einem weiteren * Dr. Carmina Brenner ist Präsidentin des Statistischen Landesamts Baden- Württemberg. Anstieg der Erwerbstätigenzahlen von etwa einem Dreiviertelprozent. Die konjunkturelle Boomphase, in der sich die baden-württembergische Wirtschaft seit der zweiten Jahreshälfte 2010 befindet, dürfte noch bis in das Jahr 2011 hinein tragen. Vorboten einer zyklischen Abschwächung sind allerdings schon jetzt erkennbar, wie ein Blick auf den Gesamtkonjunkturindikator zeigt. So erwarten wir für das Jahr 2011 mit einem BIP-Anstieg von 2,5 Prozent eine gedämpfte, aber fortgesetzte Erholung. Nach jetzigem Prognosestand hätte die Wirtschaftsleistung damit 2011 schon wieder das Niveau des Jahres 2008 erreicht. Wer hätte diese Entwicklung noch vor einem Jahr als realistisch angesehen? Wirtschafts- und Beschäftigungsentwicklung seit 1998 Verschiedene Effekte wirkten günstig zusammen, die überraschten oder kaum zu quantifizieren waren. Zunächst ist hier die zügige Erholung des Welthandels zu nennen, von der die exportorientierte baden-württembergische Industrie nun ebenso profitiert, wie sie Erwerbstätige in Tsd. zuvor unter dem Einbruch der ausländischen Nachfrage gelitten hat. Nachdem die weltweiten Exporte im Jahr 2009 um 23 Prozent zurückgingen, nahmen diese in den ersten drei Quartalen 2010 gegenüber dem Vorjahreszeitraum schon wieder um 24 Prozent zu. Das rasche Wiedererstarken des Welthandels ist zum einen darauf zurückzuführen, dass die vergangene Wirtschaftskrise in erster Linie eine Krise der Industrieländer war. Diese hat, anders als vielfach befürchtet, das Wachstum in den Schwel- Bruttoinlandsprodukt Erwerbstätige Jahr Veränderung in % gegenüber Vorjahr Jahr Mikrozensus Veränd. (%) ETR 1994 4744,2 5030, 1995 4735,2 -0,2 5031, 1996 4764,4 0,6 5046, 1997 4769,4 0,1 5069, 1998 2,5 1,4 1998 4794,5 0,5 5140, 1999 2,7 1,4 1999 4842,8 1,0 5211, 2000 3,7 2,7 2000 4909,5 1,4 5352, 2001 2,7 1,4 2001 4976,8 1,4 5428, 2002 -1,3 -0,1 2002 5018,5 0,8 5424, 2003 -0,3 -0,8 2003 4984,0 -0,7 5381, 2004 0,7 0,2 2004 4944,9 -0,8 5395, 2005 0,2 0,1 2005 5092,6 3,0 5402, 2006 5,2 0,6 2006 5174,4 1,6 5432, 2007 2,9 1,6 2007 5300,5 2,4 5520,2 2008 0,9 1,5 2008 5372,2 1,4 5603,1 2009 -7,4 -0,6 2009 5571,5 2010 4 3/4 1/2 2010 2011 2 1/2 3/4 2011 % + 6,0 + 4,0 + 2,0 + 0,0 – 2,0 – 4,0 – 6,0 – 8,0 03 03 54 Gemeindetag Baden-Württemberg 04 Wirtschafts- und Beschäftigungsentwicklung in Baden-Württemberg seit 1998 Veränderungsrate jeweils gegenüber Vorjahr in Prozent 03 -01 00 01 00 Veränderungsrate des preisbereinigten BIP Veränderungsrate der Anzahl der Erwerbstätigen 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 05 03 01 -07 Eigene Schätzung 4 � © Statistisches Landesamt Baden-Württemberg 2010 2 �
BWGZ 1 | 2011 Allgemeiner Teil Wertetabelle für SB Hofnachfolge: Hofnachfolgesituation 1999 2010 ja 16 15 nein 11 24 ungewiss 26 29 0,426470588 Frage stellt sich derzeit nicht; 47 32 Anteile in % 47 1999 16 Hofnachfolgesituation in landwirtschaftlichen Einzelunternehmen in Baden-Württemberg 1999 und 2010 26 *) Für 2010 vorläufiges Ergebnis der Landwirtschaftszählung 11 lenländern kaum beeinträchtigt. Zum anderen haben massive weltweite Konjunkturprogramme sowie Maßnahmen zur Stabilisierung des Finanzsektors segensreich gewirkt. Wenn der stärkste ursprüngliche Impuls für die gesamtwirtschaftliche Erholung auch in der Auslandsnachfrage liegen dürfte, so ist der Funke inzwischen auf die Binnennachfrage übergesprungen. Im Verarbeitenden Gewerbe ist bei den Inlandsumsätzen ungefähr seit September 2009 eine recht stetige trendmäßige monatliche Steigerung festzustellen, während die Auslandsumsätze seit Jahresmitte 2010 eher auf der Stelle treten. Bislang spiegeln sich die erfreulichen Arbeitsmarktzahlen allerdings nicht in der Konsumgüternachfrage wider: Seit Sommer 2009 stagnieren die Inlandsumsätze der Konsumgüterhersteller. Getragen wird die Binnenkonjunktur in erster Linie von der Nachfrage nach Investitions- und Vorleistungsgütern. Insgesamt bleibt festzuhalten, dass sich die baden-württembergische Konjunktur auf einen soliden zweiten Pfeiler stützen kann. Wir gehen davon aus, dass dieser auch dann noch tragen dürfte, wenn sich außenwirtschaftliche Risiken erneut bemerkbar machen sollten. Die Beobachtung und Analyse der Wirtschaft ist ein Schwerpunkt des Statistischen Landesamtes. Die Landwirtschaft macht Inventur Im Frühjahr 2010, über zehn Jahre nach der letzten Landwirtschaftszählung, begann wieder eine große und umfassen- Gemeindetag Baden-Württemberg 32 2010 29 15 24 Ist eine Person vorhanden, die den Betrieb zu gegebener Zeit übernehmen wird? ja nein ungewiss Betriebsinhaber 45 Jahre und älter Frage stellt sich derzeit nicht; Betriebsinhaber jünger als 45 Jahre de Inventur in der Landwirtschaft, die Landwirtschaftszählung 2010. Mehr als 50.000 land- und forstwirtschaftliche Betriebe im Land hatten hierfür vom Statistischen Landesamt einen umfangreichen Fragebogen, mit dem vielfältige Daten zur Agrarstruktur erhoben wurden, erhalten. Die Landwirtschaftszählung 2010 ist die nationale Variante einer umfassenden Agrarstrukturerhebung, die zeitgleich in allen Mitgliedstaaten der EU durchgeführt wurde. Wie bei früheren Landwirtschaftszählungen wurden auch diesmal die Erfassungsgrenzen deutlich angehoben sowie methodische Veränderungen vorgenommen. Aus diesem Grund sind Vergleiche mit Vorerhebungen nicht überall und teilweise nur mit Einschränkungen möglich. Aus den vorab aufbereiteten Angaben repräsentativ ausgewählter Betriebe konnte nun, knapp ein Jahr nach dem Versand der ersten Erhebungsbögen, eine erste und vorläufige Bestandsaufnahme zur Situation der Landwirtschaft im Land gezogen werden. Endgültige Ergebnisse zu allen erfragten Themenbereichen (z.B. Arbeitskräfteausstattung der Betriebe, Ökolandbau oder Bodenbearbeitungs- und Viehhaltungsverfahren etc.) sowie Angaben für die Kreise und Gemeinden Baden-Württembergs auf der Grundlage aller erhobenen Daten werden im Lauf des Jahres 2011 vorliegen. Als erstes Fazit der Landwirtschaftszählung 2010 lässt sich festhalten: Der Strukturwandel setzt sich fort. Die Zahl der Betriebe geht weiter zurück und die verbleibenden Betriebe werden immer größer. Im Vergleich mit der letzten Wertetabelle für Schaubild landw. Betriebe: 1999 75.850 61.070 143758369 23,5 2010 44.967 Betriebe 80.000 70.000 60.000 50.000 40.000 30.000 20.000 10.000 0 Landwirtschaftliche Betriebe in Baden-Württemberg 1999 und 2010 75.850 61.070 ~ -16.000 Betriebe; -26,4%; -2,4% p.a. 45.000 1999 2010 alte Erfassungsgrenze neue Erfassungsgrenze Landwirtschaftszählung 1999 zeigt sich, dass die Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe in Baden-Württemberg innerhalb von elf Jahren beachtlich um rund ein Viertel (- 26,4 Prozent) zurück gegangen ist. Nach derzeitigem Stand gibt es in Baden-Württemberg noch rund 45.000 landwirtschaftliche Betriebe. Die durchschnittliche Größe eines Betriebes beläuft sich im Jahr 2010 auf knapp 32 Hektar landwirtschaftlich genutzte Fläche (ha LF). Gegenüber der durchschnittlichen Größe vergleichbar abgegrenzter Betriebe im Jahr 1999 (24 ha LF) entspricht dies einer Zunahme um immerhin ein Drittel. Im Rahmen der Landwirtschaftszählung 2010 wurden ebenso wie im Jahr 1999 Schnell informiert unter www.statistik-bw.de Das Statistische Landesamt Baden-Württemberg ist einer der größten Informationsdienstleister in Baden-Württemberg. Das Amt mit Sitz in Stuttgart-Heslach beschäftigt derzeit rund 630 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Es hat den gesetzlichen Auftrag, objektiv, neutral und wissenschaftlich unabhängig über die Wirtschafts- und Gesellschaftsentwicklung in Baden-Württemberg zu informieren. Dazu werden rund 280 Statistiken erhoben, aufbereitet und veröffentlicht. Unter der Internet-Adresse www.statistik-bw.de steht ein Großteil der Informationen für alle kostenfrei zur Verfügung. Dazu können Zahlen und Fakten für jede einzelne Gemeinde abgerufen werden. Rund 11 Millionen betrug die Zahl der Online-Seitenabrufe im Jahr 2009. Zum Vergleich: Die Zahl der Einwohner im Südwesten liegt derzeit bei gut 10,7 Millionen. 55
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