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man besitzt“, sagt Karin Buhl.<br />
„Wir waren völlig schockiert,<br />
dass wir so viel nur für den<br />
schönen Garten bezahlen sollen.“<br />
Als Irrtum habe sich auch<br />
herausgestellt, dass Erschließungskosten<br />
lediglich dann<br />
fällig würden, wenn es sich um<br />
neue Straßen handelt.<br />
Insgesamt sind ein Dutzend<br />
Aldinger Hausbesitzer von der<br />
städtischen Verschönerungsmaßnahme<br />
der Kelterstraße<br />
betrof-<br />
fen. „Nach einer Nachbarin, die<br />
sogar 35 000 Euro zahlen soll,<br />
wird unsere Familie am zweitstärksten<br />
zur Kasse gebeten“,<br />
sagt Buhl. Mittlerweile sind die<br />
Rechnungen verschickt, denn<br />
die Baumaßnahme ist beendet.<br />
Buhl hat sich wie andere Anwohner<br />
auch entschlossen,<br />
Einspruch gegen die Kostenbescheide<br />
einzulegen. Am Erfolg<br />
dieser Maßnahme hat sie jedoch<br />
Zweifel: „Die Bürger sind<br />
inzwischen leider<br />
der Will- Will-<br />
kür der Städte ausgeliefert“,<br />
meint die Aldingerin fast schon<br />
resigniert. Sie versteht die Welt<br />
nicht mehr und kann nicht fassen,<br />
dass so etwas rechtens<br />
sein soll.<br />
Was die Frau aus Baden-<br />
Württemberg erlebt, ist keine<br />
Ausnahme, sondern die Regel<br />
in Deutschland, wie Erik Uwe<br />
Amaya von Haus & Grund<br />
Rheinland weiß. „Das ist bundesweit<br />
übliche Praxis“, sagt<br />
der Verbandsdirektor. Die Verfahrensweisen<br />
seien im Baugesetzbuch<br />
und in den jeweiligen<br />
Landesgesetzen oder Kommunalsatzungen<br />
geregelt. „Das<br />
ist die Ermächtigung, um<br />
die Anlieger zur Kasse<br />
zu bitten“, so Amaya.<br />
Der Kreativität der<br />
Kommunen seien<br />
keine Grenzen<br />
gesetzt, wenn<br />
es darum gehe,<br />
Baukosten<br />
auf die Bürgerabzuwälzen.<br />
Da fragt sich<br />
mancher betroffene<br />
Hausbesitzer:<br />
Und wofür<br />
bezahle ich<br />
Grundbesitzsteuer?<br />
„Das ist eine<br />
so genannte Substanzsteuer,<br />
die lediglich<br />
auf das Eigentum<br />
ausgerichtet ist“, erklärt<br />
der Mann von Haus & Grund.<br />
Dass davon die Straßen der<br />
Anlieger in Schuss gehalten<br />
werden, sei zwar gerecht, ist<br />
aber nicht vorgesehen.<br />
Was auch immer gebaut oder<br />
erneuert wird, um eine Straße<br />
oder ein Haus zu versorgen,<br />
fällt unter Erschließungskosten<br />
– Leitungen für Abwasser,<br />
Strom, Gas, Fernwärme und<br />
Frischwasser ebenso wie Straßenlaternen,<br />
Fahrbahndecken<br />
oder Parkplätze. Vor allem in<br />
Nordrhein-Westfalen gehen die<br />
Hauseigentümer vermehrt auf<br />
die Barrikaden. Sie wollen<br />
nicht mehr hinnehmen, die<br />
Kosten für Straßensanierungen<br />
von den Kommunen aufs Auge<br />
gedrückt zu bekommen. Widerstand<br />
regt sich auch in<br />
Opladen: Dort fürchten Hausbesitzer<br />
in der Peterstraße um<br />
ihre Ersparnisse – insgesamt<br />
rund 630 000 Euro will die<br />
Stadt Leverkusen ihnen abknöpfen.<br />
Je nach Grundstücksgröße<br />
kommen auf die 64 Eigentümer<br />
zwischen 8000 und<br />
50 000 Euro zu.<br />
„Das bedeutet für einige von<br />
uns den finanziellen Ruin“,<br />
sagt Hausbesitzer Bruno Savigny,<br />
der seit 30 Jahren in der<br />
kaum befahrenen Sackgasse<br />
lebt. „Einige müssen vielleicht<br />
sogar ihre Häuser verkaufen,<br />
weil sie das Geld nicht haben“,<br />
so der 70-Jährige. „Die meisten<br />
Städte sind pleite und können<br />
die Bauarbeiten nicht mehr<br />
anders bezahlen“, sagt Erik<br />
Uwe Amaya. Die nordrheinwestfälischen<br />
Gemeinden stützen<br />
sich dabei auf das regio-<br />
nale Kommunalabgabengesetz,<br />
das besagt, dass sich alle Eigentümer<br />
an der Runderneuerung<br />
einer Straße, die an ihr<br />
Grundstück grenzt, beteiligen<br />
müssen. Wird dagegen auf einer<br />
Straße nur der Belag erneuert,<br />
trägt allein die Stadt die<br />
Kosten.<br />
Ein Beschluss des nordrheinwestfälischenOberverwaltungsgerichts<br />
besagt sogar,<br />
dass die Gemeinden selbst die<br />
Sanierungskosten für 40 bis<br />
50 Jahre alte Straßen auf die<br />
Anwohner umlegen können.<br />
Gibt es eine Chance, sich dagegen<br />
zu wehren – notfalls vor<br />
Gericht? „In der Sache grundsätzlich<br />
nicht, aber möglicherweise<br />
gegen die Höhe der Kosten“,<br />
sagt Amaya. Er rät den<br />
Betroffenen, sich von der Stadt<br />
ganz genau bis ins letzte Detail<br />
auflisten zu lassen, wofür ihr<br />
Geld genutzt werden soll, und<br />
sich gegebenenfalls einen Anwalt<br />
zu nehmen. „So kann im<br />
Einzelfall viel Geld gespart werden,<br />
weil sich die Kommunen<br />
zuweilen kräftig verrechnen“,<br />
sagt er.<br />
So fiel auch der Erschließungsbeitrag<br />
für einen Hausbesitzer<br />
aus Neukirchen-<br />
Vluyn, der genauer hingeschaut<br />
hatte, um stolze 7000<br />
Euro geringer aus: Die Stadt<br />
hatte ihn irrtümlich an den<br />
Baukosten für einen Kreisverkehr<br />
beteiligen wollen, der<br />
gar nicht in seiner Straße geplant<br />
war.<br />
Brigitte Haschek<br />
630 000 EURO: Die Kanalsanierung in der Opladener Peterstraße kommt die 64 Anwohner – darunter auch Bruno Savigny – teuer zu stehen<br />
Fotos: Dino Eisele, Uwe Miserius (2)<br />
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