zum Download - bei der Arbeitnehmerkammer Bremen
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Zur Auswertung<br />
<strong>der</strong> Experteninterviews<br />
Kombination<br />
unterschiedlicher<br />
Forschungsmethoden<br />
„Rapport“ herstellt, in dem sich Forscher und Experte als „Fremde“ begegnen. Die<br />
Gesprächsbedingungen sollten standardisiert sein und eine aufgabenorientierte und<br />
entspannte Gesprächsatmosphäre sichern. Es ist zu vermuten, dass ein einzelner<br />
Interviewer dann überfor<strong>der</strong>t ist, wenn weniger die persönlichen Ansichten des<br />
Befragten als sein Wissen als Experte vorrangig ist, insbeson<strong>der</strong>e dann, wenn <strong>der</strong><br />
Interviewer nicht speziell vorbereitet ist. Zusätzlich wird den Interviewten eine<br />
vollständige Anonymisierung <strong>der</strong> Angaben zugesichert, um zu verhin<strong>der</strong>n, dass die<br />
Befragten im Sinne sozialer Erwünschtheit o<strong>der</strong> gar nicht antworten. Im Mittelpunkt<br />
aber steht eine gründliche Vorbereitung auf jedes einzelne Gespräch.<br />
Die letzten Bemerkungen leiten bereits über zur zweiten Frage, <strong>der</strong> Frage danach,<br />
wie man zu allgemeingültigen, „objektiven“ Interpretationen von Interviews kommt,<br />
die über eine mehr o<strong>der</strong> weniger angemessene Paraphrasierung hinausgehen, ohne in<br />
subjektive, durch das Material nicht belegte Spekulationen abzugleiten. Diese Frage<br />
lässt sich wie<strong>der</strong> in zwei Teilfragen aufspalten: Geben die Interpretationen Antwort<br />
auf die Fragestellungen <strong>der</strong> Untersuchung? Werden sie dem gerecht wird, was <strong>der</strong><br />
Interviewer gesagt hat, sind sie mit dem Material verträglich? In <strong>der</strong> einschlägigen<br />
Fachliteratur, nicht nur zu Experteninterviews, son<strong>der</strong>n auch zu an<strong>der</strong>en Varianten<br />
von Interviews, wurden Fragen <strong>der</strong> Auswertung bisher wenig beachtet, im<br />
Vor<strong>der</strong>grund standen Fragen des Feldzugangs und <strong>der</strong> Gesprächsführung (MEUSER/<br />
NAGEL 1991, S. 441).<br />
Die einzelne Expertin wird nicht als Einzelfall, son<strong>der</strong>n immer als Repräsentantin<br />
ihrer „Zunft“ betrachtet. Im Unterschied etwa zur Interpretation biographischer o<strong>der</strong><br />
narrativer Interviews kommt es hier also nicht darauf an, den Einzelfall als solchen<br />
möglichst gut zu verstehen, vielleicht besser, als <strong>der</strong> Interviewpartner selbst das<br />
könnte. Die Interpretation erfolgte in drei Schritten. Unter den entwickelten<br />
Fragestellungen wurde zunächst jedes einzelne Interview nach thematischen<br />
Einheiten für sich interpretiert, und zwar in einem hermeneutischen Zirkel zwischen<br />
Fragestellung und Interpretationshypothesen, die an thematischen Texteinheiten<br />
überprüft wurden. Dieser Zirkel wurde sodann ausgeweitet auf den gesamten<br />
Interviewtext. Die Auswertung orientierte sich an thematischen Einheiten, nicht an<br />
<strong>der</strong> Abfolge <strong>der</strong> Aussagen. Dass da<strong>bei</strong> die zunächst entwickelte Fragestellung<br />
selbstverständlich modifiziert, erweitert, ergänzt o<strong>der</strong> eingeschränkt wurde, soll <strong>der</strong><br />
Vollständigkeit halber betont werden. Die Interpretation <strong>der</strong> Einzelinterviews wurde<br />
abgeschlossen durch eine Charakterisierung <strong>der</strong> Auffassungen des Interviewten, die<br />
entwe<strong>der</strong> auf eingeführte Begriffe <strong>der</strong> Wissenschaftssprache zurückgriff o<strong>der</strong> aber<br />
sich auf eine textnahe Kategorienbildung stützte. Als bewährt, d.h. objektiv wurde<br />
eine Interpretation dann betrachtet, wenn sie durch den Text selbst (bzw. durch das<br />
Kontextwissen des Interpreten) nicht mehr „falsifiziert“ (wi<strong>der</strong>legt) werden konnte.<br />
Nach <strong>der</strong> Interpretation <strong>der</strong> Einzelinterviews erfolgte ein Vergleich mit an<strong>der</strong>en<br />
Interviews (Prinzip des minimalen bzw. maximalen Kontrasts). Das Ziel bestand<br />
darin, das Gemeinsame und Verallgemeinerbare <strong>der</strong> Auffassungen <strong>der</strong> Interviewten<br />
herauszuar<strong>bei</strong>ten.<br />
Die Ergebnisse <strong>der</strong> Expertenbefragung werden ergänzt und damit in ihrer Reichweite<br />
besser einschätzbar durch Befunde aus an<strong>der</strong>en laufenden o<strong>der</strong> bereits<br />
abgeschlossenen Untersuchungen. Im einzelnen sind das<br />
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