zum Download - bei der Arbeitnehmerkammer Bremen
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„Selbstverständlich sind informelle Lernformen überhaupt noch nicht im Blick<br />
gewesen. Bei <strong>der</strong> Kultusministerkonferenz ja auch nicht. Das muß ergänzt werden.<br />
Dadurch verschiebt sich ganz viel. Aber das tangiert nicht unsere gesetzlichen<br />
Vorschriften. Ein kleines Beispiel: Bildungsurlaub wird von uns nur anerkannt, wenn<br />
wir, ich glaube, sechs Stunden organisiertes Lernen am Tag nachgewiesen bekommen.<br />
Alles an<strong>der</strong>e, Exkursionen und so, zusätzlich. Ja, mit dieser Regelung kann man nicht<br />
mehr leben, wenn wir sagen, ja, hier wird multimedial gelernt. Die Leute müssen nicht<br />
mehr in einem Raum sitzen und diese sechs Stunden absitzen. Das war immer unser<br />
Kriterium, nicht nur in diesem Bundesland. Das wird sich än<strong>der</strong>n. Das ist unabhängig<br />
von den gesetzlichen Rahmenbedingungen.“ (Interview 10, S. 8)<br />
Viele Experten plädieren dafür, den Bildungsurlaub als Organisationsform zu<br />
erhalten ebenso wie das individuelle Recht des Ar<strong>bei</strong>tsnehmers auf Freistellung<br />
in <strong>der</strong> jetzigen Fassung. Gleichzeitig aber zeigt die rückläufige Nachfrage, dass<br />
<strong>der</strong> Bildungsurlaub umgestaltet werden muß, um ihn wie<strong>der</strong> als<br />
„Erfolgsmodell“ platzieren zu können (Interview 10, S. 13 f., S. 15). Ganz wichtig<br />
erscheint ein Konsens mit den Ar<strong>bei</strong>tgebern:<br />
„Was wir brauchen, um den Bildungsurlaub attraktiv zu machen, ist auch eine<br />
Akzeptanz <strong>der</strong> Ar<strong>bei</strong>tgeberseite. Das eine ist, dass <strong>der</strong> einzelne sagt, das möchte ich<br />
gerne nutzen, verstärkt wie<strong>der</strong> nutzen. Das an<strong>der</strong>e ist, dass <strong>der</strong> Ar<strong>bei</strong>tgeber das nicht nur<br />
duldet., son<strong>der</strong>n auch eine Atmosphäre da ist im Betrieb, wo man sagt, ja, das ist in<br />
Ordnung. Und deshalb sind wir darauf angewiesen <strong>bei</strong> einer möglichen Neugestaltung,<br />
in welchem Bundesland auch immer, die Gespräche mit den Ar<strong>bei</strong>tgebern zu führen und<br />
da zu einer Akzeptanz zu kommen. Und wie das ausgeht, muß man gucken. Das kann<br />
auch regional zu ganz unterschiedlichen Absprachen führen, aber das finde ich wichtig.<br />
Und das ist keine defensive Haltung, die mir da<strong>bei</strong> vorschwebt, son<strong>der</strong>n dass man sich<br />
streitet und zu einer Einigung kommt, wie auch immer die dann aussieht.“ (Interview<br />
10, S. 14)<br />
An<strong>der</strong>e Positionen vertreten die hier befragten Experten aus kleinen, mittleren und<br />
großen Unternehmen. So formuliert die Verantwortliche für Personalentwicklung in<br />
einem großen Unternehmen:<br />
„Ich glaube, dass vernünftige Unternehmen sehr viel investieren in die Qualifikation<br />
ihrer Mitar<strong>bei</strong>ter, und das findet dann eben auch in <strong>der</strong> Ar<strong>bei</strong>tszeit statt und ist auch<br />
ar<strong>bei</strong>tsplatznah, so dass also eine Weiterbildung da ist, die mich selber eben auch in<br />
meinen eigenen Fähigkeiten voran bringt. Der Bildungsurlaub o<strong>der</strong> das sich<br />
Beschäftigen mit Themen, die jetzt außerhalb des Ar<strong>bei</strong>tsfeldes sind, ist ein Teil, <strong>der</strong> in<br />
mein Privatfeld fällt und das ich selber machen sollte und auch mache. Diese<br />
Verquickung ist für mich nicht nachvollziehbar. Mir ist wichtig, dass die Gesellschaft<br />
Möglichkeiten hat, sich weiter zu bilden, sich weiter zu entwickeln, aber diese<br />
Verquickung über den Bildungsurlaub, dem kann ich wenig abgewinnen, weil ein<br />
vernünftiges Unternehmen macht diesen Teil innerhalb des Unternehmens.“ (Interview<br />
5, S. 16)<br />
An dem letzten Interviewausschnitt wird ein Wi<strong>der</strong>spruch zwischen Bildungsurlaub<br />
und ar<strong>bei</strong>tsbezogener Qualifizierung während <strong>der</strong> Ar<strong>bei</strong>tszeit konstruiert, <strong>der</strong> in <strong>der</strong><br />
Realität bereits überwunden ist: Denn selbstverständlich wird Bildungsurlaub von<br />
den Erwerbstätigen bereits seit längerem auch dazu genutzt, die eigene<br />
Beschäftigungsfähigkeit zu sichern, z.T. mit finanzieller Unterstützung <strong>der</strong> Betriebe,<br />
z.T. aber, wie an<strong>der</strong>e empirische Untersuchungen zeigen, auch ohne Wissen o<strong>der</strong><br />
sogar gegen den Willen <strong>der</strong> Vorgesetzten. Es scheint daher wenig sinnvoll,<br />
überholte, primär ideologisch motivierte Auseinan<strong>der</strong>setzungen fortzuführen. Die<br />
hier befragten Experten formulieren eine Fülle von Reformvorschlägen, die<br />
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