zum Download - bei der Arbeitnehmerkammer Bremen
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Entschleunigung<br />
und Kurzzeitpädagogik<br />
Lenkrad sitzt über analoges Training, gleichnishaftes Training, aus <strong>der</strong> Erlebniswelt <strong>der</strong><br />
Teilnehmer gesuchte Beispiele bemühend, das ist so <strong>der</strong> Ansatz, wo sie das überall<br />
hinkriegen, denn je<strong>der</strong> trägt das alles in sich, diese Inhalte, je<strong>der</strong> hat das Verständnis<br />
und je<strong>der</strong> hat schon Beispiele erlebt, an denen er das dann festmachen kann, wo er<br />
Parallelen ziehen kann. Daraus ergibt sich noch ein Anspruch für die Trainer, sie sollen<br />
<strong>zum</strong>indest <strong>bei</strong> uns nicht primär Wissensvermittler sein, also nicht die, die vorne<br />
dozieren und die an<strong>der</strong>en berieseln mit irgendwelchem Input, dafür ist meistens die Zeit<br />
zu schade und auch zu teuer. Wir sehen Training eher so als Vernetzung von Inhalten.<br />
[...] Es gibt, wir kennen kaum Institute, die es so flächendeckend anwenden, wir lernen<br />
aber immer mehr Trainer kennen, beson<strong>der</strong>s aus therapeutischen Richtungen,<br />
Therapeuten, die sich dann bewerben und sagen, ich habe nie geahnt, vorgestern Abend<br />
hatte ich es gerade wie<strong>der</strong>, dass es auch ein Institut gibt, die das in die Wirtschaft<br />
transportieren, denn im Zwischenmenschlichen, im Therapeutischen ist das alles ein<br />
alter Hut, aber dass das jetzt auch hoffähig ist in <strong>der</strong> Wirtschaftswelt, das ist neu und<br />
das finde ich ja toll. Wir kriegen aus <strong>der</strong> Richtung hun<strong>der</strong>te von Bewerbungen, und das<br />
ist natürlich eine schöne Vorbildung, wenn sich jemand mit solchen Inhalten schon<br />
beschäftigt hat, aber die haben dann meistens den Mangel, was heißt Mangel, Defizit in<br />
den Wirtschaftserfahrungen und gehen manchmal zu therapeutisch daran, deswegen ist<br />
es manchmal ganz hilfreich, für jemanden, <strong>der</strong> Berufserfahrung in Konzernen o<strong>der</strong> in<br />
Firmen in <strong>der</strong> klassischen Wirtschaft, Profit, nicht nur Non-Profit hat und dann sich<br />
diese psychologisch orientierten Inhalte nacheignet.“ (Interview 4, S. 8, S. 10)<br />
Als zentrale Anfor<strong>der</strong>ungen an Trainer erscheinen vor diesem Hintergrund dann<br />
nicht zufällig Lebenserfahrung sowie die Fähigkeit, sich selbst nicht mehr in den<br />
Mittelpunkt stellen zu müssen (Interview 4, S. 6-8). Die Suche nach Sinnhaftigkeit<br />
begründet einen neuen Bedarf an Sinnstiftung (Interview 4, S. 10), <strong>der</strong> auch in<br />
Weiterbildungsmaßnahmen eingefor<strong>der</strong>t wird. Wenn Erwachsene an Veranstaltungen<br />
teilnehmen, dann erwarten sie häufig mehr als nur Wissensvermittlung und<br />
didaktische Anleitung: Es geht um Beratung, Unterstützung <strong>bei</strong> <strong>der</strong><br />
Anfor<strong>der</strong>ung, die eigene Biographie zu sichern und fortzuentwickeln, um<br />
therapeutische Begleitung, um „stellvertretende Inklusion“, kurz: um den<br />
paradoxen Versuch von „Entschleunigung“ unter den Bedingungen von<br />
Kurzzeitpädagogik. Wie Lehrkräfte darauf reagieren, darüber wissen wir noch<br />
wenig. Wenn es zutrifft, was Enno Schnitz bereits vor Jahren beschrieben hat, dass<br />
nämlich die Grenzen zwischen pädagogischem, therapeutischem und beratendem<br />
Handeln in <strong>der</strong> Erwachsenenbildung verschwimmen und doch im Interesse <strong>der</strong><br />
Teilnehmenden und Lehrenden immer wie<strong>der</strong> klar definiert werden müssen, um die<br />
nötige Interaktionsbalance zwischen Primär- und Sekundärgruppenbeziehungen<br />
aufrechtzuerhalten, dann wird man wenig optimistisch sein. Handlungsstrategien<br />
an <strong>der</strong> Grenze von Therapie, Beratung und Bildung sind noch wenig ausgebildet,<br />
<strong>zum</strong>al wenn man in Rechnung stellt, dass <strong>der</strong> Zugang zu diesem Tätigkeitsfeld völlig<br />
ungeregelt ist und dass sich hier viele „Semiprofessionelle“ tummeln. Auf den<br />
Hinweis hin, dass gerade in <strong>der</strong> innerbetrieblichen Weiterbildung die Kunden und die<br />
Teilnehmenden in <strong>der</strong> Regel nicht identisch und dass daher Grenzüberschreitungen<br />
zur Therapie für abhängig Beschäftigte beson<strong>der</strong>s sensibel seien, versucht <strong>der</strong><br />
externe Berater, eine klare Grenze zwischen Training und Therapie zu definieren:<br />
„Aus <strong>der</strong>en Sicht, ich würde das gerne gleich noch näher ausführen, wo wir uns da ganz<br />
klar, und das ist unbedingt notwendig, von <strong>der</strong> Therapie abgrenzen. Wir gehen nicht so<br />
tief, wie ein Therapeut das vielleicht darf. Das wäre <strong>bei</strong> uns nicht erlaubt, ein Trainer<br />
o<strong>der</strong> Coach nach unserem Verständnis ist nicht, das wird schwierig, es gibt, das haben<br />
Sie vorhin schon von Herrn [Name eines Trainers] gehört, drei Ebenen, nach denen wir<br />
das einstufen, modellhaft, <strong>bei</strong>spielhaft. Es gibt eine bewusste Ebene, eine unterbewusste<br />
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