zum Download - bei der Arbeitnehmerkammer Bremen
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Das Beispiel<br />
Bildungsurlaub<br />
Bildungsurlaub<br />
gestern und<br />
heute<br />
verstärkte Nutzung bedarfsgerechter, ar<strong>bei</strong>tsplatznaher Weiterbildung<br />
bedeutet keinesfalls, dass Weiterbildung auf eigene Orte o<strong>der</strong> Zeiten verzichten<br />
könnte o<strong>der</strong> gar dürfte. Die Intensivierung <strong>der</strong> Ar<strong>bei</strong>tsbelastung macht<br />
Ar<strong>bei</strong>tsplätze mehr noch als bisher schon zu „lernfeindlichen“ Orten, und auch die<br />
Verwissenschaftlichung <strong>der</strong> Lerngegenstände erschwert ein Lernen direkt am<br />
Ar<strong>bei</strong>tsplatz. Zumal die Entwicklung sozialer und personaler Kompetenzen<br />
erscheint nur möglich in geschützten Räumen und handlungsentlasteten<br />
sozialen Interaktionen, also kaum mit Hilfe von Medien o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en<br />
Selbstlernmaterialien:<br />
„Wenn ich anbiete, dann mache ich das ortsnah, aber nicht im Betriebszusammenhang,<br />
so, das heißt Konferenzhotel. [...] Da glaube ich, dass die sehr gut unterscheiden<br />
können, die, die ich kenne, was sie für welche Situationen brauchen, weil sie selber<br />
Erfahrungen haben damit und weil sie auch selber den Effekt einschätzen können, dass<br />
das mal Rauskommen durchaus positiv sein kann und dass sie dann unterscheiden,<br />
wenn es sich wirklich um sagen wir originäre Dinge handelt, wo man auch mal<br />
vielleicht gucken muss, wie organisieren wir das jetzt neu, dass man es im Betrieb<br />
macht, dass man aber ansonsten durchaus auch sagt, lass diesen Muff, diese Routine,<br />
lass die mal ein Stück weit draußen vor, und wir suchen uns jetzt mal einen an<strong>der</strong>en Ort<br />
und nutzen die Chance dieses an<strong>der</strong>en Ortes, wo man einfach mal etwas irritiert an<strong>der</strong>s<br />
auch über Dinge nachdenken kann. Da glaube ich, dass <strong>bei</strong> den Preisen, die da so<br />
gehandelt werden, ist das auch marginal.“ (Interview 6, S. 7 f.)<br />
Zwar wird die Dauer <strong>der</strong> Veranstaltungen eingeschränkt, aber die Lernorte sollten<br />
nach wie vor möglichst außerhalb des Betriebes bzw. des Ar<strong>bei</strong>tsplatzes sein.<br />
Auf die Frage, ob Organisationsentwicklungsmaßnahmen ar<strong>bei</strong>tsplatznah realisiert<br />
werden, antwortet ein Experte entschieden:<br />
„Nein. Also wir machen das nach wie vor so, dass wir, wenn es irgend geht, alles<br />
außerhalb des Betriebes machen, dass man natürlich besser lernen kann, wenn man<br />
Abstand hat, wenn man eine an<strong>der</strong>e Umgebung hat, und sie werden einfach auch nicht<br />
gestört, es rufen keine Leute an, es kommen keine Leute vor<strong>bei</strong>.“ (Interview 13, S. 10)<br />
Noch schärfer wird dies von einem Experten formuliert, <strong>der</strong> Weiterbildungsangebote<br />
für eine spezifische Zielgruppe (Netzwerkbetreuer) anbietet und durchführt:<br />
„Das sind, das müssen eigentlich klassische Klassenraum- o<strong>der</strong> Laborumgebungen sein,<br />
denn das in <strong>der</strong> Produktivumgebung ein bisschen was zu experimentieren, man will<br />
natürlich auch ein bisschen die Fehler natürlich ausmerzen, das heißt, wo liegen meine<br />
Fehler, wo kann ich in einer laufenden Produktivumgebung jetzt wirklich den Fehler<br />
meines Lebens lernen und das System <strong>zum</strong> Stillstand bringen. Wenn wir das in <strong>der</strong><br />
Produktivumgebung trainieren würden, ich glaube, dann würden wir nach Hause<br />
geschickt. Das kann man vergessen. Es muss mindestens eine Laborumgebung gegeben<br />
sein.“ (Interview 16, S. 5)<br />
Vor dem Hintergrund aktueller bildungspolitischer Diskussionen in <strong>Bremen</strong> o<strong>der</strong><br />
Nordrhein-Westfalen kommt dem Bildungsurlaub als einer Form, das Verhältnis<br />
von Ar<strong>bei</strong>tszeit und Lernzeit zu verän<strong>der</strong>n, eine beson<strong>der</strong>e Bedeutung zu. Mit<br />
<strong>der</strong> Umwandlung von Ar<strong>bei</strong>tszeit in Lernzeit, von <strong>der</strong> Ar<strong>bei</strong>terbewegung erstritten,<br />
verbesserten sich die Möglichkeiten <strong>der</strong> Beschäftigten, Kenntnisse und Fertigkeiten<br />
zu erwerben, die sie zur Bewältigung <strong>der</strong> Anfor<strong>der</strong>ungen im beruflichen, öffentlichen<br />
und privaten Bereich benötigen. Diese Veranstaltungsform hat einerseits das<br />
Lernangebot bereichert; an<strong>der</strong>erseits deutet sich heute aber auch an, dass sie an<br />
ihre Grenzen zu stoßen scheint.<br />
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