zum Download - bei der Arbeitnehmerkammer Bremen
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wissenschaftlichen Wissens zu ihren zentralen Aufgaben. Mehr und mehr aber<br />
kommen die wechselseitige Vermittlung von Experten- mit lebensweltlichem<br />
Erfahrungswissen hinzu sowie die Identifizierung impliziten und kontextgebundenen<br />
Wissens, das in rekursiven Prozessen erst bewusst und vermittelbar gemacht werden<br />
muss. Am deutlichsten wurde dieser Prozess hier von den Experten in <strong>der</strong><br />
innerbetrieblichen Weiterbildung thematisiert.<br />
Die Kluft zwischen dem Wissensangebot und dem individuell Wissbaren wird in <strong>der</strong><br />
Wissensgesellschaft immer größer. Mit <strong>der</strong> explosionsartigen Entwicklung des<br />
verfügbaren Wissens über die Welt wird dem Einzelnen zugleich sein Nicht-Wissen<br />
immer bewusster. Nur ein Teil <strong>der</strong> erwachsenen Bevölkerung greift die<br />
Anfor<strong>der</strong>ungen und Möglichkeiten <strong>der</strong> Wissensgesellschaft auf, ein an<strong>der</strong>er Teil<br />
reagiert mit Distanz gegenüber Lernen und Wissen. Die in mehreren Untersuchungen<br />
belegte, sich weiter ausbreitende Flucht aus Wissenschaft und Rationalität kann als<br />
Versuch interpretiert werden, auch <strong>bei</strong> Nicht-Wissen noch orientierungs- und<br />
handlungsfähig zu bleiben. In dieser Untersuchung, die einen deutlichen<br />
Schwerpunkt in <strong>der</strong> beruflichen und betrieblichen Weiterbildung gesetzt hat, wurden<br />
vor allem diejenigen beschrieben, die sich den Herausfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong><br />
Wissensgesellschaft stellen und gewachsen zeigen. Die Gefahr einer Spaltung <strong>der</strong><br />
Gesellschaft, die die bisher bekannten Formen <strong>der</strong> Bildungsbenachteiligung <strong>bei</strong><br />
weitem übertrifft, konnten hier nur am Rande angedeutet werden. Sie wird <strong>der</strong>zeit<br />
beson<strong>der</strong>s deutlich an <strong>der</strong> sogenannten „digitalen Spaltung“. Ein knowledge gap<br />
zwischen wissensnahen und wissensfernen Gruppen zeichnet sich hier bereits<br />
beson<strong>der</strong>s deutlich ab. Gerade ar<strong>bei</strong>tnehmerorientierte Weiterbildungseinrichtungen<br />
haben hier eine beson<strong>der</strong>e Verantwortung, <strong>bei</strong> ihrem Beitrag zur gesellschaftlichen<br />
Mo<strong>der</strong>nisierung die „Kellerkin<strong>der</strong>“ <strong>der</strong> Wissensgesellschaft nicht zu vergessen.<br />
Viele Weiterbildungseinrichtungen wandeln sich zu Dienstleistungsagenturen mit<br />
einem breiten Leistungsangebot, in dem Programmplanung und Lehre im Zentrum<br />
stehen, aber um Beratung, kooperative Bedarfsermittlung, Mo<strong>der</strong>ation, mediale<br />
Unterstützung und die Sicherung von Infrastrukturen ergänzt werden. Dies erfor<strong>der</strong>t<br />
Organisationsentwickungsprozesse auch o<strong>der</strong> gerade <strong>bei</strong> strukturkonservativen<br />
Anbietern. In Netzwerken und Lernverbünden kooperieren professionelle Pädagogen<br />
mit Mitar<strong>bei</strong>tern aus Betrieben, aus <strong>der</strong> regionalen Ar<strong>bei</strong>tsmarkt- und Strukturpolitik,<br />
aus intermediären Organisationen wie Beschäftigungs- und<br />
Qualifizierungsgesellschaften o<strong>der</strong> mit Mitglie<strong>der</strong>n aus selbstorganisierten<br />
Initiativen. Erwartet wird für die Zukunft allgemein eine Zunahme betriebsnaher<br />
Weiterbildungsformen. In Nordrhein-Westfalen sollen künftig Ar<strong>bei</strong>tlose bzw. von<br />
Ar<strong>bei</strong>tslosigkeit bedrohte Erwerbstätige sofort von sogenannten Transfer- o<strong>der</strong><br />
Beschäftigungsgesellschaften übernommen werden, die den Transferprozess <strong>der</strong><br />
Beschäftigten durch Beratung und Qualifizierung begleiten. Hier werden bereits seit<br />
längerem Erfahrungen gesammelt mit einer engeren Zusammenar<strong>bei</strong>t von<br />
Bildungsanbietern, Betrieben, <strong>der</strong> Ar<strong>bei</strong>tsverwaltung und regionaler Strukturpolitik.<br />
Während Weiterbildungseinrichtungen in den vergangenen Jahren (zu Recht) viel<br />
Energie darauf verwandt haben, ihre Aufbau- und Ablauforganisation mit <strong>der</strong><br />
Einführung von Qualitätssicherungssystemen zu optimieren, wird es in den nächsten<br />
Jahren vor allem darauf ankommen, die Schnittstellen zu ihren Kooperationspartnern<br />
zu verbessern und aktivere Akquise zu betreiben.<br />
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