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Teil II - Jürgen Ritsert

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Sprache (Denken) und Sein ausgehen. 150 Das Subjekt-Objekt-Modell im<br />

Allgemeinen steht natürlich auch hinter den von Hegel so genannten „Stellungen<br />

des Gedankens zur Objektivität“. Sucht man dabei nach einer vergleichsweise<br />

kurzen und prägnanten Beschreibung der schwierigen dritten Stellung des<br />

Gedankens zur Objektivität, so findet sie sich nach meiner Auffassung in Johann<br />

Gottlieb Fichtes „Wissenschaftslehre“ (in der Fassung von 1794). Fichte<br />

beschreibt dort knapp und bündig das Vermittlungsverhältnis zwischen Subjekt<br />

und Objekt als eine Zirkelstruktur des erkenntnistheoretischen<br />

Gegenstandsbezugs, als eine Art circulus fructuosus. Als Ausgangspunkt der<br />

Frage nach der Grundstruktur der Referenz lässt sich bei Fichte die Suche nach<br />

dem „Grund“ der vom „Gefühl der Notwendigkeit begleiten Vorstellungen“<br />

wählen. Unter Vorstellungen, die vom „Gefühl der Notwendigkeit“ begleitet<br />

werden, sind Eindrücke zu verstehen, die wir über unsere Sinne „von draußen“,<br />

aus dem Objektbereich empfangen. Wir nehmen sie entgegen, wobei sie sich<br />

uns aus der Umwelt und aufgrund der Verfassung und Abläufe des eigenen<br />

Körpers gleichsam aufdrängen. Dies entspricht natürlich der „Rezeptivität der<br />

Sinne“ bei Kant. Daran wird die erkenntnistheoretische Grundfragestellung<br />

angeschlossen, woher unsere feste Überzeugung kommt, äußere Objekte („das<br />

Objekt“, bei Fichte: „das Nicht-Ich“) stünden dem um Einsicht, Erkenntnis und<br />

wahre Urteile bemühten Empfindungs- und Denkvermögen der Menschen<br />

(Fichte: „dem Ich“) immer wieder und eigensinnig entgegen? Schon Fichte geht<br />

davon aus, die vielfältigen und gegenläufigen Auseinandersetzungen mit den<br />

Problemen des „äußeren“ Gegenstandsbezugs ließen sich im Hinblick auf die<br />

Geschichte der Epistemologie in drei große Gruppen einteilen, d.h. auch: als drei<br />

Stellungen des Gedankens zur Objektivität beschreiben.<br />

„Alles, dessen ich mir bewusst bin, heißt Objekt des Bewusstseins. Es gibt<br />

dreierlei Verhältnisse dieses Objekts zum Vorstellenden. Entweder<br />

erscheint das das Objekt als erst hervorgebracht, durch die Vorstellung der<br />

Intelligenz (= Ich), oder, als ohne Zutun derselben vorhanden; und, im<br />

letzteren Falle, entweder als bestimmt, auch seiner Beschaffenheit nach;<br />

oder als vorhanden lediglich seinem Dasein nach, der Beschaffenheit nach<br />

aber bestimmbar durch die freie Intelligenz.“ 151<br />

Schauen wir uns diese drei epistemologischen Grundpositionen etwas näher an:<br />

Zur 1. Stellung des Gedankens bei Fichte: Zunächst weist Fichte auf zwei<br />

elementare, einander entgegengesetzte Perspektiven der Erkenntnistheorie hin.<br />

Er nennt sie Dogmatismus und Idealismus. 152 „Dogmatismus“ ist ein Ausdruck<br />

für die erste Stellung des Gedankens zur Objektivität. Er umfasst – wie wir<br />

gesehen haben –Positionen in der Geschichte der Epistemologie, welche vor<br />

150<br />

Der an sich unabdingbaren Sphäre der Empfindungen und Wahrnehmungen trage ich hier im Interesse der<br />

Abkürzung keine Rechnung.<br />

151<br />

J. G. Fichte: Erste und zweite Einleitung in die Wissenschaftslehre, Hamburg 1961, S. 13.<br />

152 A.a.O.; S.<br />

63

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