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Teil II - Jürgen Ritsert

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man von ihm z.B. auch Haltungen und Kompetenzen wie ,,Nachdenklichkeit“,<br />

„Denkfähigkeit“, „Gelassenheit“ u.a.m. Kurzum: Es handelt sich um ein ganzes<br />

Bündel von subjektiven Haltungen, Einstellungen und Orientierungen, die ins<br />

Spiel kommen, wenn man sich ein objektives Urteil darüber erlauben will,<br />

inwieweit eine Person und/oder ein Wissenssystem sich dem Idealtypus eines<br />

„objektiven Denkers“ annähert oder auch nicht.<br />

Objektivität und Subjektivität in der Problemzone 2 (Intersubjektivität).<br />

In der empirischen Sozialforschung gilt die Maxime, dass die „Verlässlichkeit“<br />

(reliability) der Untersuchungsergebnisse gesichert werden muss. Schlagen wir<br />

irgendein einschlägiges Lehrbuch der empirischen Sozialforschung auf, um uns<br />

belehren zu lassen, was wohl unter „Verlässlichkeit“ zu verstehen sei.<br />

„Die Gültigkeit einer Messung setzt ihre Zuverlässigkeit (Reliabilität)<br />

voraus. Die Zuordnung der Werte soll systematisch vorgenommen<br />

werden; hierauf bezieht sich die Reliabilität; auf die Stabilität und<br />

Genauigkeit der Messungen, sowie die Konstanz von Messbedingungen.“ 3<br />

Hinter Angaben wie dieser steht nach meiner Auffassung eine allgemeinere<br />

Norm für Erkenntnisbemühungen überhaupt: die Norm der Objektivität als<br />

Intersubjektivität. Die Anwendung von Messverfahren muss nicht nur<br />

„systematisch“ (sprich: methodisch konsequent), die Messungen müssen nicht<br />

nur möglichst genau, sondern bei konstanten äußeren Bedingungen der<br />

Untersuchung auch „stabil“ sein. „Stabil“ sollen sie nicht zuletzt in dem Sinne<br />

sein, dass bei jeder auf die vergleichbare Weise angelegten Studie kein Ergebnis<br />

außerhalb eines möglichst eng definierten Zufallsspielraums von Fehlern heraus<br />

kommt. Das alles kann man auf die Formel bringen: Verschiedene Forscher<br />

bzw. Forschungsgruppen müssen unter den gleichen Rahmenbedingungen ihrer<br />

Untersuchungspraxis, unter Anwendung der nämlichen, für alle Beteiligten<br />

möglichst eindeutig bestimmten Verfahren, zu den nämlichen Ergebnissen<br />

kommen. Selbst wenn einer völlig unabhängig von anderen, die am gleichen<br />

Problem interessiert sind, seine Forschung also allein, gleichsam in Einsamkeit<br />

und Freiheit durchführt, muss ein Ergebnis herauskommen, das (in einem<br />

tolerierbaren Zufallsfehlerspielraum) von jedem anderen ebenfalls erzielt wird,<br />

der sich der nämlichen Verfahren unter den gleichen Rahmenbedingungen<br />

bedient. Das meint im Kern auch die Forderung nach „Intersubjektivität“ der<br />

Forschungsergebnisse. „Stabil“ soll das Projekt in dem Sinne bleiben, dass die<br />

Ergebnisse bei Wiederholung des Unternehmens im gleichen Rahmen und mit<br />

gleichen Verfahren die Resultate nicht aus der tolerierten Fehlerspanne<br />

herausfallen (Test und Retest). Es ist vor allem die Anwendung von möglichst<br />

klar und sachlich geregelten Erhebungsverfahren und Instrumenten, welche die<br />

3 J. Friedrichs: Methoden empirischer Sozialforschung, Reinbek bei Hamburg 1973, S. 102.<br />

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