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Teil II - Jürgen Ritsert

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Bestätigung der Vermutung Fermats gekommen. Science is Measurement,<br />

Wissenschaft setzt exakte Messungen voraus. Bestimmt! Aber – wie das<br />

Beispiel der modernen Wirtschaftswissenschaften oder die sog.<br />

„Fliegenbeinzählerei“ mancher empirischer Sozialforscher lehrt – liefern selbst<br />

hochgradige Formalisierungen und Mathematisierungen keine absoluten<br />

Garantien für objektives Wissen. Modellschreinerei und Modellschusterei in den<br />

Wirtschaftswissenschaften gilt inzwischen sogar als ein abschreckendes<br />

Beispiel.<br />

Objektivität und Subjektivität in der Problemzone 4 (Wahrheit).<br />

In dieser Zone verschieben sich die Akzente von der Subjektseite auf die<br />

Objektseite. Damit verschieben sie sich also zu der Kernvorstellung aller<br />

einschlägigen Objektivitätsvorstellungen. Denn die Behauptung: „Diese<br />

Aussage ist wahr“ wird in vielen Fällen als gleichbedeutend mit Behauptungen<br />

wie: „Diese Aussage ist objektiv“ gelesen. Wenn eine Behauptung im<br />

wahrheitstheoretischen Sinne „objektiv“ ist, dann trifft sie zu, ist sie richtig,<br />

erfasst sie die Tatsachen etc. Doch gerade mit dieser Kernbedeutung von<br />

„Objektivität“ gerät man unversehens in ein Minenfeld. Es handelt sich um die<br />

Sprengsätze, womit die uralte Tradition der Kontroversen über die<br />

Eigenschaften „der Wahrheit“ und die Verfügbarkeit von Wahrheitskriterien<br />

durchsetzt ist. Obendrein verläuft man sich auch in der breiten Konfliktzone<br />

zwischen Wahrheitsanspruch, Relativismus und Skeptizismus. Es ist<br />

ausgeschlossen, hier auch nur die Umrisse der vielfältigen Vorschläge<br />

nachzuzeichnen, die genauere Angaben darüber versprechen, worin die<br />

Wahrheit von Gedanken und/oder Aussagen besteht und anhand welcher<br />

Anhaltspunkte man über Wahrheit und Irrtum befinden könne. Es gibt natürlich<br />

zahlreiche Bücher, die – ihrerseits immer von einem bestimmten<br />

wahrheitstheoretischen Standpunkt ausgehend – auf eingängigere Weise etwas<br />

über die üblichen Konfliktlinien sagen. 7 Doch eines lässt sich ziemlich klar<br />

behaupten: alle drei einschlägig bekannten Wahrheitstheorien können in direkter<br />

Verbindung mit dem Objektivitätsbegriff, bei dessen Erläuterung nicht selten<br />

gleichzeitig auftauchen:<br />

(a) Die Korrespondenztheorie der Wahrheit. Sie stellt zweifellos die<br />

historisch dominierende Lehre dar. Das Problem der Referenz, also die<br />

Fragen nach den Möglichkeiten und Grenzen, sich durch Denken und<br />

Sprache auf materielle Gegenstände und/oder linguistische Themen<br />

beziehen zu können, werden in einem Kernsatz zusammengefasst:<br />

behauptete, er habe einen Beweis gefunden, dass es überhaupt keine Lösung für diese Aufgabe geben kann, ohne<br />

jedoch diesen Beweis vorzuführen.<br />

7<br />

Ich nenne als ein schönes Beispiel dafür nur das Buch von S. Blackburn: Wahrheit. Ein Wegweiser für<br />

Skeptiker, Darmstadt 2005. Auf dieses Buch greife ich vor allem zurück, um einige Hinweise auf Motive in der<br />

Wahrheitsdebatte zu geben.<br />

9

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