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Teil II - Jürgen Ritsert

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Der Gegenstand „draußen“ kann immer nur ein Gegenstand für das Bewusstsein,<br />

innerhalb von dessen Eindrücken oder durch sein Denken und die Sprache<br />

Gegenstand sein. Bei Umberto Eco hört sich das so an:<br />

„Das Sein ist, auch ehe man von ihm spricht. Doch können wir es aus<br />

einer ununterdrückbaren Evidenz in ein (eine Antwort erwartendes)<br />

Problem nur verwandeln, insoweit wir darüber sprechen.“ 173<br />

Diese Aussage spiegelt haargenau die Grundstruktur des Zirkels der Referenz<br />

bei Fichte wider: Das Ansich ist immer nur für uns ein an Ansich. Aber daraus<br />

folgt nicht, dass das Ansichseiende immer nur durch uns, durch unsere<br />

Operationen der Wahrnehmung und Erkenntnis der Fall wäre. Das Ansich macht<br />

sich als Widerstand gegen unsere Erkenntnis- und/oder Handlungsinteressen<br />

bemerkbar. Man kommt nicht darum herum, dass „dem Etwas Rechnung zu<br />

tragen (ist), das da ist, Kräften, die außerhalb unseres Sinnesapparates wirken,<br />

und so zumindest Resistenzen manifestieren.“ 174<br />

„Die Dinge sind da, in ihrer aufdringlichen Präsenz, und es gibt wohl<br />

keine Kultur, die jemand dazu bringen könnte, den Hund als Zweifüßler<br />

oder als gefiedert wahrzunehmen.“ 175<br />

Gleichzeitig sind sie aufgrund durch unsere Eindrucks-, Denk- und<br />

Sprachfähigkeit überhaupt für uns da. Könnte man vom Unbewussten keine<br />

Eindrücke empfangen und vor allem keine bewussten Aussagen darüber machen<br />

(was ja Freuds Psychoanalyse durchweg versucht), dann bliebe es im<br />

tatsächlichen Sinn das völlig Unbewusste. Aber unsystematische Bezugnahmen<br />

darauf hat es schon lange vor Freud beispielsweise in Mythen gegeben.<br />

So wie Fichte den Zirkel der Referenz im Rahmen seiner Kritik an der<br />

Kantischen Lehre von den Dingen an sich entwirft, ist dessen Struktur hoch<br />

abstrakt. Man kann jedoch die verschiedenen Positionen, die in der Geschichte<br />

der Philosophie aufgetaucht sind, sehr gut anhand ihrer Schritte im Durchlauf<br />

durch den Zirkel und aufgrund der Art und Weise vergleichen, auf die sie ihn<br />

ausführen und ausfüllen. Auf dem Fichteschen Niveau höchster Abstraktion<br />

scheint er mehr in den Bereich möglicher Verhältnisbestimmungen von<br />

„Hermeneutik und Dialektik“ als in das Feld einer strengeren dialektischen<br />

Logik zu führen. Aber der epistemologische Zirkel als prägende Umgangsform<br />

mit dem Problem der Referenz in der dritten Stellung verweist darüber hinaus<br />

logisch und syntaktisch auf Prinzipien der Dialektik. Fichte – um bei diesem<br />

Beispiel zu bleiben – stellt die Positionen des Dogmatismus und des Idealismus<br />

als Gegensatzpaar einander gegenüber. Damit steht z.B. der naive Realismus in<br />

173 U. Eco: Kant und das Schnabeltier, a.a.O.; S. 31.<br />

174 A.a.O.; S. 144.<br />

175 A.a.O.; S. 310.<br />

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