Teil II - Jürgen Ritsert
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Wenn er unmittelbare Auskünfte über sein Verständnis von Dialektik gibt,<br />
kommt er immer wieder auf derartige Grundgedanken zurück:<br />
„Sie können vielleicht daran schon eine erste Vorstellung davon<br />
gewinnen, warum die Möglichkeit, angesichts der antithetischen<br />
Begriffspaare überhaupt zu einem richtigen Denken zu kommen, darin zu<br />
suchen ist, dass man in diese Begriffe selber hineingeht und in ihnen<br />
selbst ihr Gegenteil auffindet, statt sich irgendwelche vermittelnden<br />
Weltanschauungen zwischen ihnen auszudenken wie etwa den<br />
sogenannten kritischen Realismus.“ 179<br />
Erkenntnistheoretische „Vermittlung“ wird von ihm als dialektische (nicht<br />
mengenlogische – J.R.) Vermittlung zwischen erster und zweiter Stellung zur<br />
Objektivität beschrieben:<br />
„Dass jede Erfahrung, die wir machen, vermittelt ist durch den<br />
Erfahrenden wird jedem automatisch einfallen; ebenso ist aber jede<br />
Erfahrung, und daran pflegen die Menschen weniger zu denken, obwohl<br />
es gewiss nicht weniger evident ist, auch durch das Erfahrene vermittelt.<br />
Ohne ein Etwas, auf das sie sich bezieht, ohne ein Substrat, gäbe es eine<br />
Erfahrung überhaupt nicht.“ 180<br />
Kein Ansich ohne Füruns, kein Füruns ohne Ansich. Wenn man es nicht schon<br />
gewusst hätte: Gerade wegen dieser komplexen Konstellation ist „Objektivität“<br />
nicht nur eine komplizierte, sondern obendrein auch noch eine dialektische<br />
Sache.<br />
© <strong>Jürgen</strong> <strong>Ritsert</strong> Frankfurt/M 2010<br />
179 Th. W. Adorno: Philosophische Terminologie, a.a.O.; S. 40 f.<br />
180 Th. W. Adorno,: Philosophische Terminologie, Band 1, Frankfurt/M 1973, S. 85.<br />
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