Anduin 77
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Teil 6<br />
Die beiden Freunde wollten auch nachdem sie<br />
gegessen hatten nicht über die Vorfälle der letzten<br />
Nacht reden. Sie verdrängten die Erinnerungen wo<br />
sie es konnten. Vasgar war nun, da es im Laufe<br />
des Tages immer wärmer wurde nicht mehr in<br />
der Lage allzu weite Strecken zurückzulegen. Sie<br />
berieten also ob sie weiter in den Wald eindringen<br />
sollten und noch eine Nacht riskieren oder ob sie<br />
sich auf dem schnellsten Weg in Richtung Zweimühlen<br />
begeben sollten. Vasgars Standpunkt war klar. Er wollte<br />
so schnell wie möglich aus diesem Wald hinaus. Kelben<br />
war sich in dieser Sache nicht so sicher. Einerseits<br />
wollte er auch in keinem Fall noch einmal solch einer<br />
schrecklichen Kreatur gegenüber stehen, andererseits<br />
war er wie besessen von der Möglichkeit den Hort<br />
eines Drachen zu sehen und vielleicht eine Kleinigkeit<br />
mitgehen zu lassen. Sie einigten sich letztendlich darauf<br />
noch langsam bis zum Mittag durch den Wald zu ziehen<br />
und sich dann so schnell wie möglich auf den Rückweg<br />
zu machen. Auch für den Waldläufer erwies sich diese<br />
Entscheidung als gut, denn durch die Schönheit der<br />
Bäume und die zwar warme aber dennoch frische und<br />
äußerst belebende Luft ging es ihm schnell besser und<br />
die Gedanken an die Nacht waren bald verflogen. Als<br />
sie an eine riesige Eiche kamen, deren Äste so dick wie<br />
die Stämme der daneben befindlichen Bäume waren,<br />
hielt Vasgar einige Schritte vor ihr an. Kelben und er<br />
bestaunten die unheimliche Größe dieses Baumriesen<br />
und als der Waldläufer näher an den Baum herantrat<br />
erkannte er die fingerdicken Löcher die in die Rinde<br />
gefressen waren. Beide Abenteurer staunten sicht<br />
schlecht über diesen seltsamen Baum und es dauerte<br />
nicht lange bis sie ihn gründlichst Untersucht hatten.<br />
Am Boden ragten teilweise die riesigen Wurzeln aus<br />
der lockeren Erde hervor und auf ihnen wuchsen<br />
Baumpilze die so groß waren die vier aneinander<br />
gehaltene Handflächen. Um ihn herum schwirrten<br />
kleine Insekten in der Sonne umher und seine Blätter<br />
waren fast so groß wie Kelben selbst. „Beeindrucken,<br />
nicht wahr,“ flüsterte der Waldläufer respektvoll. Hinter<br />
einer Wurzel lugte ein kleiner Dachs hervor, dessen<br />
Ohren sich spitzten als der junge Mensch geredet hatte.<br />
Ohne weitere Geräusche wahrzunehmen verzog er<br />
sich jedoch wieder eilig in seinen schattigen Bau. In der<br />
Krone des Baumriesen erkannte Vasgar bei näherem<br />
hinsehen mehrere Nester die in schwindelerregender<br />
Höhe im Spiel des Windes schaukelten. Viele<br />
verschiedene Vögel umschwirrten die zahllosen Äste,<br />
immer darauf bedacht den besten und sichersten Platz<br />
in der Baumkrone zu ergattern. Vasgar der die Unarten<br />
und Gebräuche von den gefiederten Freunden kannte,<br />
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fragte sich warum sich gerade alle Vögel um diesen<br />
Baum tummelten. Alle Bäume in der Umgebung waren<br />
zwar kleiner, doch für mehrere Nester, ohne sich ins<br />
Gehege zu kommen, reichten sie alle Male. Er würde<br />
es in Erfahrung bringen. Später. Jetzt wollte er mit<br />
Kelben zusammen erst einmal weiter den unglaublich<br />
beeindruckenden Baum studieren. Neugierig wie er<br />
war, steckte der kleine Dieb einen seiner Finger in das<br />
größte der seltsamen Astlöcher. Er pulte aufmerksam<br />
darin herum, bis er ihn schreiend wieder hinaus riss und<br />
sich fluchend den blutenden Finger hielt. „Verdammt<br />
was wohnen denn da für Viecher drin.?“ Der junge<br />
Waldläufer lachte laut los, als er aus eben diesem<br />
Loch einen fingerdicken Wurm mit zwei Fühlern<br />
und Zangen bewehrt hinauslugen sah. Seine Farbe<br />
erinnerte die beiden an verfaulte Baumrinde, was ihm<br />
eine ungeheuer gute Tarnung war, denn so schnell wie<br />
er erschienen war, so schnell war er auch wieder<br />
verschwunden. Alles Leben in diesem Wald schien sich<br />
von der riesigen Eiche angezogen zu fühlen. Unmengen<br />
von Eichhörnchen und Mardern flitzen durch die Äste<br />
und transportierten Nüsse durch das Unterholz um Sie<br />
herum. Nie hatten die Wanderer so eine Versammlung<br />
aller möglichen Tiere gesehen. Vor allem sahen sie noch<br />
nie eine derartige Geschäftigkeit, noch dazu an solch<br />
einem heißen Sommertag. Vasgar kam das alles mehr<br />
als merkwürdig vor und da es ihm körperlich wieder<br />
besser ging beschlossen sie die nächste Nacht in einiger<br />
Entfernung zur großen Eiche zu verbringen und die<br />
Nacht über zu Beobachten was noch geschah. Es war<br />
nun jedoch erst später Nachmittag und so waren sich<br />
die beiden Freunde relativ schnell einig nach Proviant<br />
zu suchen. Kelben sah sich nach Beeren und Kräutern<br />
um und fand auch schnell einen Busch an dem er sich<br />
bedienen konnte. Vasgar jedoch hatte das schwerere<br />
Los gezogen. Wasser fand er zwar schnell in Form eines<br />
kleinen, fischlosen Baches, doch erblickte er weder<br />
Wild noch irgendwelche essbaren Tiere wie Hasen<br />
oder große Vögel. Sie würden es überleben. Mit zwei<br />
prall gefüllten Wasserschläuchen in den Händen und<br />
einem entschuldigenden Lächeln auf den Lippen traf er<br />
wieder an der Eiche ein, wo der kleine Trebaner mit<br />
dem Ausschütteln der Beeren in einem braunen Tuch<br />
beschäftigt war. Immer wieder fielen an den Enden des<br />
Tuches kleine Käfer und andere Insekten herunter und<br />
verzogen sich schnell unter die kleinen Äste und in den<br />
weichen Boden. Kelben hatte viele der Beeren sammeln<br />
können, so das sich an diesem Abend endlich wieder<br />
beide satt essen konnten. Vasgar legte sich schlafen<br />
solange es noch hell war und wies den Trebaner<br />
unmissverständlich an ihn zu wecken sobald es dunkel<br />
wurde. Kelben gehorchte diesmal auch wenn es ihn