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Ausgabe 3/2007 - Gewerkschaft Öffentlicher Dienst

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Kolumne<br />

Der klimawandel verändert das<br />

soziale Gefüge – weltweit<br />

Diese <strong>Ausgabe</strong> unseres magazins steht ganz im zeichen des klimawandels.<br />

es liegt an uns, diese entwicklung ernst zu nehmen und jetzt zu handeln.<br />

nicht jeder erkennt große zusammenhänge.<br />

setzten sich etablierte<br />

wissenschaftler, politiker und<br />

menschenwiesieundichunsnoch<br />

über den 1972 erschienenen Bericht des club<br />

of rome über die Grenzen deswachstums hinweg<br />

und qualifizierten bis vor kurzem entscheidungsträger<br />

die auf empirischen Daten beruhenden<br />

Berechnungsmodelle (was geschieht,<br />

wenn …? Bzw. was muss geschehen, damit<br />

…?) des deutschenwolfram krewitt als hirngespinnste<br />

ab, so hat uns derweltklimabericht<br />

200 der Vereinten nationen aller illusionen<br />

beraubt: unser soziales zusammenleben muss<br />

sich ab heute grundlegend verändern, wollen<br />

wir menschen – egal auf welchem kontinent<br />

wir leben – eine friedvolle zukunft haben.<br />

sprichtderwienerprofessorfürenergieökonomie<br />

und energietechnologie an der technischen<br />

universitätwien, nebojsa nakicenovic,<br />

überdieAuswirkungendesklimawandels,dann<br />

hört ihm diewelt zu. und es macht betroffen,<br />

was er als mitglied des klimarates der unO zu<br />

sagen hat: „Je mehr zeit wir uns nehmen, desto<br />

schwieriger wird es, den tanker (weltweites<br />

energiesystem) umzudrehen.“<br />

Auch als Vorkämpfer für soziale Gerechtigkeit<br />

muss ich zugeben: unser aller Gejammer<br />

auf hohem sozialem niveau wird inAnbetracht<br />

dessen,was uns an notwendigen jährlichenVeränderungen<br />

für die nächsten 40 Jahre bevorsteht,<br />

zur makulatur. so hat die internationale<br />

energie-Agentur (ieA) in paris auf 500 seiten<br />

in sechs szenarien einen schlachtplan gegen<br />

die erderwärmung ausgearbeitet. selbst die<br />

optimistischste Annahme schaut noch immer<br />

schlecht für uns aus.wir müssen weitaus mehr<br />

tun, als nur den status quo zu erhalten. Denn<br />

halten wir lediglich den gegenwärtigen stand,<br />

werden ganze küstengebiete und sogar staaten<br />

wie Bangladesch unter wasser stehen. riesige,<br />

bisher zum nahrungsmittelanbau genutzte<br />

Agrarflächen speziell in Afrika und selbst im<br />

südeneuropasgehenverloren.Dermigrationsdruck<br />

in alle himmelsrichtungen wird weiter<br />

steigen. Da wird der Abschottungsmechanismus<br />

der reichen industriestaaten gegenüber<br />

jenen menschen, die nichts zu essen haben,<br />

nicht mehr reichen.<br />

wir menschen sind unter dem motto „es<br />

wird nicht so heiß gegessen wie gekocht“ sozialisiert<br />

worden. nun müssen wir aber erstmals<br />

in der menschheitsgeschichteso heiß essen,wie<br />

gekocht wird. Da ist einmal die politik gefordert,<br />

nichts mehr zu beschönigen: Der individualverkehr,<br />

der Güterverkehr speziell auf der<br />

straße, der internationale schiffscontainerverkehr<br />

und der luftverkehr werden sich massiv<br />

verteuern. umweltminister Josef pröll hat im<br />

kern mit seinem Fernreisevergleich recht. in<br />

wenigen Jahren darf es keine 400-euro-Flugtickets<br />

von europa nach Amerika und retour<br />

mehr geben. wir brauchen transportkostenwahrheit.<br />

Das wird importgüter empfindlich<br />

verteuern.Aber gerade als überzeugterAnhänger<br />

der ökosozialen marktwirtschaft kann nicht<br />

hingenommen werden, dass durch indirekte<br />

Querfinanzierungen Güter, die über tausende<br />

kilometer hinweg zu uns gelangen, auf unserenmärktenbilligeralsvergleichbareheimische<br />

produkte angeboten werden. Derweinimport<br />

ausAustralien lässt beispielsweise grüßen.<br />

Gefordert sind aber auch wir alle: wissenschaft<br />

und Forschung müssen neuetechnologien<br />

entwickeln, die die energieeffizienz massiv<br />

steigern. Besonders gefordert sind dabei die<br />

technologiestäbe der großen Autokonzerne,<br />

neue und noch sparsamere kraftfahrzeuge zu<br />

entwickeln. Das ganzewohnbauwesen von der<br />

wohnbauförderung und wohnhaussanierung<br />

bis zur Flächenbewirtschaftung steht auf dem<br />

prüfstand.wollen wir diese umkehr wirklich brucKner<br />

schaffen, ist jeder einzelne von uns in seinem andi<br />

kaufverhalten und seiner mobilität gefordert. Foto:<br />

Hermann Feiner.<br />

„Unser soziales<br />

zusAmmenleBen<br />

muss sich<br />

ab heute<br />

grundlegend<br />

VeränDern.“<br />

GÖD_<strong>Ausgabe</strong> 3_<strong>2007</strong> 11

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