Ausgabe 3/2007 - Gewerkschaft Öffentlicher Dienst
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„Wir haben<br />
Handlungsbedarf!“<br />
Umweltminister Josef Pröll über die sozioökonomischen Auswirkungen<br />
des Klimawandels, die umstrittene Ökostromnovelle<br />
und die internationale Zusammenarbeit im Klimaschutz.<br />
Interview: Dr. Michaela Baumgartner, Mag. Katharina Kröll<br />
Herr Bundesminister, der Weltklimarat prognostiziert<br />
dramatische Folgen durch den Klimawandel:<br />
Welche Entwicklungen sind in Österreich zu<br />
erwarten? Weltweit gibt es auch Regionen, die<br />
mittelfristig sogar profitieren werden.<br />
nun,ich glaube,wir verlieren alle.DieWelt verliert,<br />
wenn wir den Klimawandel nicht stoppen können.<br />
Dass einzelne kleine Regionen vom Klimawandel<br />
profitieren werden, wird sicher nicht den Schaden<br />
aufwiegen.Bei uns zeigen Studien,dass gerade Starkregen,<br />
hohe Schneemengen und dann wieder fast<br />
schneelose Winter sich häufen werden und damit<br />
verbundendieGefährdungdermenschenindenSiedlungsgebieten.Deshalb<br />
stocken wir die investition in<br />
vorbeugendenLawinenundHochwasserschutzauch<br />
auf 123 millionen auf.Weil wir nicht nur in den Stopp<br />
des Klimawandels investieren müssen, sondern auch<br />
in den Schutz der menschen vor den naturgefahren,<br />
da der Klimawandel ja schon fortgeschritten ist.<br />
Ist der entstehende finanzielle Schaden für Österreich<br />
schon abzuschätzen?<br />
Das lässt sich nur aus internationalen Zahlen ableiten:<br />
2005 belief sich der weltweite Schaden durch<br />
die Katastrophen in new Orleans und denTsunami<br />
auf 210 milliarden Dollar, 2006 auf 50 milliarden<br />
Dollar. Das Dramatische daran ist, dass Binnenlän<br />
der von derTemperaturzunahme verstärkt betroffen<br />
sein werden. Österreich ist hier durch seinen hohen<br />
Anteil an Gebirgslagen sicher besonders gefährdet:<br />
Hochwasser, Lawinengefahr, Dürre – dass sind die<br />
drei großen Herausforderungen für unser Land.Deswegen<br />
ist die Bekämpfung des Klimawandels für uns<br />
ein ganz zentraler Punkt.<br />
Was lässt sich Österreich den Klimaschutz<br />
kosten? Der Weltklimarat spricht ja von 16 Billionen<br />
Dollar, die weltweit bis 2030 in C0 2 -arme<br />
Technologien investiert werden sollen.<br />
Wir müssen hier politische Rahmenbedingungen<br />
schaffen:Ein zentralesThema ist sicher die Energieeffizienz<br />
in der Raumwärme durch die Ökologisierung<br />
derWohnbauförderung und den verstärkten neubau<br />
von niedrigenergiehäusern. Darüber hinaus wollen<br />
wir bis 2020 denAnteil an erneuerbaren Energien in<br />
Österreich verdoppeln und Biogas und Biomasse zur<br />
Wärme und Stromgewinnung nutzen. in der industrie<br />
liegt der Fokus auf der investition in Umwelttechnologie.<br />
im Rahmen der Umweltförderung<br />
haben wir erst vor einigenWochen mit 38 millionen<br />
Euro fast 800 neue Projekte bewilligt. Damit widersprechen<br />
wir auch all jenen,die behaupten,Umweltund<br />
Klimaschutz kosteArbeitsplätze:Wir wollen den<br />
Umwelttechnologiestandort Österreich zu einem<br />
interviews<br />
GÖD_<strong>Ausgabe</strong> 3_<strong>2007</strong> 17<br />
FOTOs: AnDI bRucKneR