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Ausgabe 3/2007 - Gewerkschaft Öffentlicher Dienst

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FOTOs: pIxelquelle.De<br />

seinen hohen Anteil an Gebirgslagen belastet bereits ein<br />

geringerTemperaturanstieg die heimische Landwirtschaft<br />

schwer,wieUmweltministerPrölliminterviewmitGÖDaktuell<br />

bestätigt. Hochwasser­Katastrophen durch Starkregen<br />

könnten sich mit Dürreperioden abwechseln, und<br />

eine verstärkte Lawinengefahr würde zusätzliche Gefahren<br />

für die Bevölkerung darstellen.Aber auch derTourismus<br />

hat unter dem Klimawandel zu leiden: Laut OECD<br />

müssen 70 Prozent der österreichischen Skiregionen um<br />

ihre Schneesicherheit fürchten,denn die Schneefallgrenze<br />

steigt beharrlich. Die Alpengletscher schmelzen, das ist<br />

bereits eine Tatsache. in Österreich wurde der negativrekord<br />

am Hintereisferner gemessen, der 2005 um 1,06<br />

meter geschmolzen ist – der weltweite Durchschnitt<br />

liegt dabei lediglich bei 60 bis 70 Zentimeter. Künstliche<br />

Beschneiung ist natürlich eine möglichkeit,die schon jetzt<br />

auf der Hälfte aller heimischen Pisten genutzt wird. Eine<br />

Dauernutzung würde sich mit Sicherheit auf die Kosten<br />

für die Skifahrer auswirken, schon ist einWinterurlaub in<br />

Österreich aber für viele Familien Luxus.Auch ökologisch<br />

sind die Schneekanonen umstritten,denn sie verbrauchen<br />

enorme mengen an Energie undWasser.<br />

Wer profitiert vom Klimawandel?<br />

Die sozioökonomischen Effekte, die aus der klimatischen<br />

Erwärmung erwachsen, sind weitreichend – und<br />

bergen für gewisse Branchen und Berufsgruppen sogar<br />

Chancen. So profitieren alle Bereiche, die auf klimainnovative<br />

Technologien setzen: „Die Umwelttechnologie<br />

ist mittlerweile der am stärksten wachsende industriezweig<br />

dieses Landes“, so Bundesminister Pröll im interview<br />

mit GÖD­aktuell. Auch einzelne Länder im hohen<br />

norden werden beispielsweise durch steigende Erträge<br />

in Land­ und Forstwirtschaft mittelfristig von der Klimaerwärmung<br />

begünstigt, global werden die Schäden<br />

den nutzen einzelner nationen und Branchen jedoch bei<br />

weitem übertreffen.<br />

Einzelne Regionen sind vom Treibhauseffekt besonders<br />

stark betroffen: inAfrika undAsien zerstören Überschwemmungen<br />

und Dürrekatastrophen die Lebensgrundlagen<br />

vieler millionen menschen und öffnen damit<br />

die Schere zwischen Arm und Reich noch weiter. „Dabei<br />

geht es nicht um graduelle Veränderungen im Lebensstandard,<br />

sondern um Existenz oder nicht­Existenz“, so<br />

Christoph Petrik­Schweifer von der Auslandshilfe Caritas.<br />

„Lebensrhythmen, die sich über Generationen hinweg<br />

etabliert haben, werden jetzt unterbrochen.“ Schon<br />

2025 werden 63 Prozent derWeltbevölkerung in Ländern<br />

leben, die von extrememWassermangel gekennzeichnet<br />

sind. inTeilen Afrikas werden in den nächsten 50 Jahren<br />

Ernterückgänge von 30 Prozent erwartet. Die Hilfsorganisation<br />

Care rechnet aufgrund dieser Daten mit 50 millionen<br />

„Umweltflüchtlingen“, die bis 2010 in wetterstabileren<br />

Breiten Zuflucht suchen müssen. Angesichts der<br />

immer restriktiveren Einwanderungspolitik der meisten<br />

westlichen Länder wird diese migrationswelle eine große<br />

Herausforderung darstellen,denn diese menschen finden<br />

sich in Ermangelung einer anerkannten Asylbegründung<br />

naturgemäß unter den illegalen Flüchtlingen.<br />

Zeit für eine Revolution<br />

Die Zeit drängt.Angesichts dieser umfassenden Bedrohung<br />

sind die menschen bereit, auch ihre persönlichen<br />

Lebensgewohnheiten einer Korrektur zu unterziehen<br />

– und fordern ein konzertiertes Vorgehen der Politik.<br />

„Die Zeit für Halbheiten ist vorbei“, folgert der französische<br />

Staatspräsident Chirac bei der Eröffnung der<br />

internationalen Umweltkonferenz in Paris. „Es ist Zeit<br />

für eine Revolution: die Revolution des Bewusstseins, die<br />

Revolution derWirtschaft,die Revolution des politischen<br />

Handelns.“ Der Wille ist da – es gibt freilich viele Wege<br />

nach Rom.Während Europa traditionell eine Vorreiterrolle<br />

im Klimaschutz einnimmt und mit 14 Prozent der<br />

globalen Emission heute einen vergleichsweise geringen<br />

Anteil am Klimawandel verschuldet,sperren sich die großen<br />

Energiesünder USA und China beharrlich gegen radikale<br />

Einschnitte. Die beiden Länder haben weltweit den<br />

höchsten CO 2 ­Ausstoß,wobei China durch sein galoppierendes<br />

Wirtschaftswachstum die USA wohl noch dieses<br />

Jahrzehnt als nummer 1 ablösen wird. So wird in China<br />

derzeit fast jedeWoche ein Kohlekraftwerk eröffnet, um<br />

den Energiebedarf der industrie decken zu können.Während<br />

dieVereinigten Staaten das Kyoto­Protokoll erst gar<br />

nicht ratifiziert haben, hat China – wie das aufstrebende<br />

indien und die Entwicklungsländer – trotz Unterschrift<br />

keine Umweltauflagen erhalten und rechnet erst 2030 mit<br />

einer Reduktion derTreibhausgasemissionen.<br />

EU-27 auf Klimakurs<br />

Die Europäische Union hat erst Anfang märz verbindliche<br />

Klimaschutzziele beschlossen und will bis 2020<br />

die CO 2 ­Emissionen und den Energieverbrauch um 20<br />

Prozent reduzieren und im Gegenzug den Anteil erneuerbarer<br />

Energien um 20 Prozent erhöhen – von nGOs<br />

14 GÖD_<strong>Ausgabe</strong> 3_<strong>2007</strong>

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