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Geburten und Geburtshilfe in Deutschland - Barmer GEK

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noch als e<strong>in</strong> damoklesschwertartig drohender "Versicherungsfall" betrachtet <strong>und</strong> angegangen<br />

wird.<br />

Wie sich die Situation aus der Sicht der Versicherungswirtschaft darstellt, zeigen die folgenden<br />

Ausführungen ausführlich: "Das Haftungsrisiko e<strong>in</strong>es Krankenhauses <strong>und</strong> der dort<br />

tätigen Menschen hat sich aus Sicht der Versicherungswirtschaft <strong>in</strong> den letzten 25 Jahren<br />

dramatisch verschärft. Dies gilt zum e<strong>in</strong>en für die Schadenfrequenz. So hat sich die Zahl von<br />

Anträgen bei den ärztlichen Schlichtungsstellen <strong>und</strong> Gutachterkommissionen <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong><br />

von 2.258 im Jahre 1981 auf 10.887 im Jahre 2002 erhöht (...) Neben dem starken Anstieg der<br />

Schadenfrequenz macht der Versicherungswirtschaft aber vor allem der stark gestiegene<br />

Schadenaufwand - gerade bei den Großschäden - zu schaffen. Wurde bis Ende der 80er Jahre<br />

e<strong>in</strong> schwerer Geburtsschaden (<strong>in</strong>sgesamt) noch mit etwa 1 Million DM reguliert, spricht die<br />

Rechtsprechung den geschädigten K<strong>in</strong>dern heute bereits 500.000 Euro an Schmerzensgeld zu<br />

(...) Pflegekosten von 10.000 Euro pro Monat s<strong>in</strong>d heute ke<strong>in</strong> E<strong>in</strong>zelfall mehr, <strong>und</strong> der<br />

betroffene Versicherer muss damit rechnen, dass er diesen Betrag über viele Jahrzehnte<br />

aufwenden muss. So ist e<strong>in</strong> Schadenvolumen für e<strong>in</strong>en Geburtsschaden <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Größenordnung<br />

von 2-3 Mio. Euro heute durchaus im E<strong>in</strong>zelfall gegeben" (Gausmann, Petry<br />

2004, 587/88).<br />

Entsprechend steigen natürlich die Versicherungsprämien gerade im <strong>Geburtshilfe</strong>bereich.<br />

Dies führt u.a. dazu, dass <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen Kl<strong>in</strong>iken die <strong>Geburtshilfe</strong>-Abteilung geschlossen<br />

wurde.<br />

Im Folgenden wollen wir e<strong>in</strong>ige der bedeutendsten Bestandteile der Risikokulisse darstellen<br />

<strong>und</strong> nach der Evidenz für die mit ihnen verknüpften mediz<strong>in</strong>ischen oder mediz<strong>in</strong>technischen<br />

Aktivitäten fragen.<br />

3.3.1.1 Kategorisierung als "Risikoschwangerschaft"<br />

E<strong>in</strong>en gewichtigen Beitrag, Schwangerschaft <strong>und</strong> Geburt als pr<strong>in</strong>zipiell <strong>und</strong> potenziell<br />

risikobehaftet ersche<strong>in</strong>en zu lassen <strong>und</strong> Sorgen wie Angst zu fördern, stellt die <strong>in</strong>nerhalb<br />

des Mutterpasses vorgeschriebene Risiko-E<strong>in</strong>stufung der Schwangerschaft dar. Die rigide<br />

Anwendung des Katalogs von mittlerweile 26 anamnestischen <strong>und</strong> ebenso vielen <strong>in</strong> der<br />

Schwangerschaft erworbenen oder auftretenden Risiken haben dazu geführt, dass drei<br />

Viertel 54 aller Schwangerschaften Risikoschwangerschaften s<strong>in</strong>d. Sieht man sich die Risikokataloge<br />

genauer an, ist es allerd<strong>in</strong>gs nahezu nicht möglich, e<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>stufung als Risiko-<br />

Schwangere zu entgehen. E<strong>in</strong>e entscheidende Rolle spielen hier die so genannten anamnestischen<br />

Risiken, zu denen an vorderster Stelle das Alter der Schwangeren gehört. Alle<br />

Schwangere unter 17 <strong>und</strong> über 35 Jahren s<strong>in</strong>d automatisch <strong>und</strong> ohne jeden weiteren Bef<strong>und</strong><br />

Risiko-Schwangere. Durch den an anderer Stelle dargestellten Trend zum "späten" K<strong>in</strong>-<br />

54 Dieser Wert beruht auf e<strong>in</strong>er Studie mit Daten aus Niedersachsen aus dem Jahre 1999, die<br />

sich seitdem nicht wesentlich geändert haben dürften. Dort heißt es: "Im Jahr 1999 wurden <strong>in</strong><br />

Niedersachsen bei 74 Prozent aller schwangeren Frauen Schwangerschaftsrisiken im Mutterpass<br />

angegeben." (Schwarz, Schück<strong>in</strong>g 2004)<br />

100 <strong>GEK</strong>-Edition

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