Geburten und Geburtshilfe in Deutschland - Barmer GEK
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Aus Sicht der Hebammen arbeiten also rasch zunehmend mehr Angehörige ihrer Berufsgruppe<br />
unter sozial <strong>in</strong>stabileren Verhältnissen als noch vor kurzem. Da dies auch die Möglichkeit<br />
erhöhen kann, von e<strong>in</strong>er Hebamme durchgängig betreut zu werden, könnte e<strong>in</strong>e<br />
momentan nicht zu quantifizierende Anzahl von Schwangeren davon auch qualitative<br />
Vorteile haben.<br />
E<strong>in</strong>e dritte Gruppe von professionellen Helfern s<strong>in</strong>d die so genannten Familienhebammen.<br />
Hierbei handelt es sich um "staatliche exam<strong>in</strong>ierte Hebammen mit e<strong>in</strong>er Zusatzqualifikation,<br />
deren Tätigkeit die Ges<strong>und</strong>erhaltung von Mutter <strong>und</strong> K<strong>in</strong>d fördert. Dabei liegt der<br />
Schwerpunkt der Arbeit, auf der psychosozialen, mediz<strong>in</strong>ischen Beratung <strong>und</strong> Betreuung<br />
von Risikogruppen durch aufsuchende Tätigkeit" (Selbstbeschreibung) 43 . Zum spezifischen<br />
Leistungsprofil der Familienhebammen heißt es auf derselben Seite weiter: "Die Betreuung<br />
f<strong>in</strong>det <strong>in</strong> der Regel im vertrauten häuslichen Bereich (Hausbesuche) statt. Dabei erstreckt<br />
sich die Tätigkeit der Familienhebamme neben den allgeme<strong>in</strong>en Leistungen e<strong>in</strong>er Hebamme<br />
wie Vorsorge, Geburtsbegleitung, Wochenbettbetreuung, Nachsorge <strong>und</strong> Stillberatung<br />
<strong>und</strong> e<strong>in</strong>er K<strong>in</strong>derkrankenschwester (Ernährungsberatung, Anleitung zur Pflege, etc.) vor<br />
allem auf die Motivation zur Selbsthilfe ("Empowerment") bzw. die Förderung des Selbsthilfepotentials<br />
der Frauen."<br />
Nach e<strong>in</strong>er seit den ersten Anfängen <strong>in</strong> Bremen im Jahr 1980 bis weit <strong>in</strong> die 1990er Jahre<br />
h<strong>in</strong>e<strong>in</strong> vorangetriebenen Projekt-Entwicklungsphase gibt es heute <strong>in</strong> zahlreichen Städten<br />
(z.B. Köln, Bremen, Herne oder Hannover 44 ) e<strong>in</strong>e nicht genau ermittelbare Anzahl von<br />
Familienhebammen. Dort s<strong>in</strong>d sie meist an öffentlichen, meist kommunalen E<strong>in</strong>richtungen<br />
wie beispielsweise beim Ges<strong>und</strong>heitsamt angesiedelt. Sie haben noch am ehesten Ähnlichkeit<br />
mit den so genannten Doulas im angelsächsischen Bereich, die dort den Schwangeren<br />
<strong>und</strong> Entb<strong>in</strong>denden zusätzlich zu Hebammen <strong>und</strong> Pflegekräften zur Verfügung stehen <strong>und</strong><br />
e<strong>in</strong> hohes durch ihre Unabhängigkeit geprägtes Vertrauen genießen (vgl. dazu auch Abschnitt<br />
3.3.4). Angesichts e<strong>in</strong>er hohen Übere<strong>in</strong>stimmung der explizit genannten Aufgaben<br />
zwischen Hebammen <strong>und</strong> Familienhebammen, gibt es e<strong>in</strong>e mehr oder weniger offene<br />
Konkurrenz zwischen beiden Gruppen.<br />
Seit neuem wird das Modell der Familienhebammen <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>es Modellprojekts "Familienges<strong>und</strong>heitspflege"<br />
für Pflegekräfte <strong>und</strong> Hebammen <strong>in</strong> Richtung Familienges<strong>und</strong>heitspfleger<strong>in</strong><br />
weiterentwickelt (laut Ärzte Zeitung vom 29.1.2006).<br />
43 Website "Familienhebammen": http://www.familienhebamme.de/wir.html)<br />
44 An der Mediz<strong>in</strong>ischen Hochschule <strong>in</strong> Hannover (MHH) gibt es auch e<strong>in</strong>e Zusatzausbildung<br />
zur Familienhebamme.<br />
<strong>GEK</strong>-Edition 85