Geburten und Geburtshilfe in Deutschland - Barmer GEK
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Vorwort von Prof. Ra<strong>in</strong>er Müller, Zentrum für Sozialpolitik<br />
der Universität Bremen<br />
Erhielt vor Jahren die Zunahme der Bevölkerung <strong>in</strong> der sogenannten Dritten Welt hohe<br />
Aufmerksamkeit <strong>und</strong> wurde <strong>in</strong> den westlichen Industrienationen als problematisch angesehen,<br />
so ist <strong>in</strong> den letzten Jahren <strong>in</strong> den OECD-Ländern so auch <strong>in</strong> der B<strong>und</strong>esrepublik<br />
<strong>Deutschland</strong> die demographische Entwicklung sehr stark Gegenstand der Öffentlichkeit<br />
geworden. Nach langen Jahren der Verdrängung der Bevölkerungsentwicklung wurde die<br />
demographische Alterung der Bevölkerung <strong>in</strong> den Blick genommen <strong>und</strong> mit dramatisierenden<br />
Zuschreibungen, wie z. B.: "demographische Zeitbombe" oder "Methusalem-<br />
Komplott" versehen. Der demographische Wandel, also die Zunahme der Zahl der Senioren<br />
<strong>in</strong>sbesondere der Hochbetagten bei gleichzeitiger Abnahme der Zahl der im Erwerbsalter<br />
Stehenden <strong>und</strong> der Zahl der K<strong>in</strong>der <strong>und</strong> Jugendlichen, wird als die nachhaltigste Bedrohung<br />
der sozialstaatlichen Funktionsfähigkeit dargestellt <strong>und</strong> zum Teil eben auch dazu<br />
genutzt, um den Sozialstaat <strong>in</strong> Frage zu stellen. Allerd<strong>in</strong>gs ist <strong>in</strong> den Ause<strong>in</strong>andersetzungen<br />
über die Bewertung der demographischen Entwicklung für die soziale, ökonomische, politische<br />
<strong>und</strong> kulturelle Entwicklung die Bedeutung des Humanvermögens für die Produktivitätsentwicklung<br />
<strong>und</strong> der "<strong>Geburten</strong>rückgang als Investitionslücke" (Kaufmann 2005)<br />
stärker <strong>in</strong> den Vordergr<strong>und</strong> gerückt.<br />
Die vorliegende Studie von Bernard Braun leistet um diese Ause<strong>in</strong>andersetzung um die<br />
Bewertung des demographischen Wandels <strong>in</strong>sofern e<strong>in</strong>en wichtigen Beitrag, als er <strong>Geburten</strong>entwicklung<br />
<strong>und</strong> <strong>Geburtshilfe</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e geme<strong>in</strong>same Perspektive br<strong>in</strong>gt. Er setzt sich auf<br />
der Basis empirischer Erkenntnisse <strong>und</strong> wissenschaftlicher Expertise sowie unter Rückgriff<br />
auf methodische Überlegungen mit der <strong>Geburten</strong>entwicklung ause<strong>in</strong>ander. Ihm ist daran<br />
gelegen, falsche E<strong>in</strong>deutigkeiten <strong>und</strong> plakative Dramatisierungen zu h<strong>in</strong>terfragen <strong>und</strong> e<strong>in</strong>er<br />
sozialwissenschaftlichen Reflektion unter Zuhilfenahme nationaler wie <strong>in</strong>ternationaler<br />
Literatur zuzuführen. Im Kontrast zur sozialwissenschaftlichen Ause<strong>in</strong>andersetzung mit<br />
der <strong>Geburten</strong>entwicklung wird das Feld der <strong>Geburtshilfe</strong> genauer beleuchtet <strong>und</strong> die professionellen<br />
Akteure mit ihren Interessen <strong>und</strong> Verständnissen über die Geburt, wie auch<br />
die Seite der Schwangeren bzw. Mütter genauer beleuchtet. Und dies immer auf der Basis<br />
sozialwissenschaftlicher Studien <strong>und</strong> Expertisen. Gegen Medikalisierung, Technisierung<br />
<strong>und</strong> Mediz<strong>in</strong>isierung, mit der <strong>in</strong> diesem Zusammenhang <strong>in</strong>szenierten Risikokommunikation<br />
<strong>und</strong> Bedrohung, wird auf die positiven Leistungen der "weichen <strong>Geburtshilfe</strong>" e<strong>in</strong>gegangen<br />
<strong>und</strong> die Qualitätskompetenz, gerade dieser <strong>Geburtshilfe</strong> beschrieben. Am Schluss<br />
der Arbeit werden die Leistungen der <strong>GEK</strong> für Schwangerschaft, Entb<strong>in</strong>dung <strong>und</strong> junge<br />
Mutterschaft herausgestellt <strong>und</strong> das besondere Engagement der Gesetzlichen Krankenversicherung<br />
für die Investition sozialstaatlicher Art <strong>in</strong> das Humanvermögen der Gesellschaft<br />
benannt.<br />
Bremen, im März 2006<br />
<strong>GEK</strong>-Edition 5