Geburten und Geburtshilfe in Deutschland - Barmer GEK
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derwunsch ist alle<strong>in</strong> das Kriterium "Alter über 35 Jahre" e<strong>in</strong> Treibsatz, der die Risikohaftigkeit<br />
des K<strong>in</strong>derkriegens zügig nach oben treibt. Weitere anamnestische Risiken liegen<br />
vor, wenn die Schwangere schon mehrere K<strong>in</strong>der geboren hat, ihr Erkrankungen bevorstehen,<br />
sie an Bluthochdruck leidet, Übergewicht oder Diabetes hat sowie e<strong>in</strong> Abusus mit<br />
legalen oder illegalen Suchtmittel vorliegt. Zu den <strong>in</strong> der Schwangerschaft relevanten<br />
bef<strong>und</strong>eten Risiken zählen Blutungen, Lageanomalien oder vorzeitige Geburtsbestrebungen.<br />
Den aktuellsten E<strong>in</strong>blick <strong>in</strong> die Risikolage der Schwangeren ermöglicht die detaillierte<br />
Auswertung der Mutterpass-Risikoangaben von 9.806 Schwangeren, die 2003 <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />
außerkl<strong>in</strong>ischen Institutionen entb<strong>und</strong>en haben (QUAG 2004, 32 ff.). Vorab muss bedacht<br />
werden, dass es sich dabei um Schwangere mit eher unterdurchschnittlichem Risiko handelt.<br />
Deren im Pass e<strong>in</strong>getragenen Risikohäufigkeiten sahen folgendermaßen aus: 41,2<br />
Prozent hatten gar ke<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>getragenen Risiken, 48 Prozent nur anamnestische Risiken, 3,7<br />
Prozent nur bef<strong>und</strong>ete Risiken <strong>und</strong> 7,1 Prozent anamnestische <strong>und</strong> bef<strong>und</strong>ete Risiken.<br />
Unter den anamnestischen Risiken waren vor allem Schwangerschaften von über 35 Jahre<br />
alten Frauen mit 23,9 Prozent aller Schwangeren oder Schwangere mit e<strong>in</strong>er Allergie mit<br />
18,8 Prozent vertreten. Risiken mit Bef<strong>und</strong> waren nur noch sehr ger<strong>in</strong>g vertreten: 1,5 Prozent<br />
aller Schwangeren hatten z.B. vorzeitige Wehentätigkeit <strong>und</strong> 1 Prozent Blutungen vor<br />
der 28 Schwangerschaftswoche.<br />
Auf e<strong>in</strong>ige der ernsten Probleme, die sogar erst durch die E<strong>in</strong>stufung als "Risikoschwangere"<br />
entstehen, weisen Enk<strong>in</strong> et al (2000, 51) h<strong>in</strong>: Sie rühren vor allem daher, dass viele der<br />
Risikofaktoren durch ke<strong>in</strong>e Intervention beseitigt oder verändert werden können. Damit<br />
erzeugen sowohl die als drohend ersche<strong>in</strong>enden unerwünschten Ergebnisse der Risiken als<br />
auch die Unfähigkeit, an diesen Faktoren etwas verändern zu können, Angst.<br />
Ohne die genannten Risiko-Etikettierungen schätzte e<strong>in</strong>e ExpertInnengruppe der WHO<br />
aber, dass 70 bis 80 % aller Schwangeren bei Geburtsbeg<strong>in</strong>n e<strong>in</strong> niedriges Risiko haben<br />
(BDH 2002, 16).<br />
3.3.1.2 Vorsorgeuntersuchung - "Lieber auf Nummer sicher gehen" <strong>und</strong> "Vorsorge kann<br />
Leben retten!" 55<br />
Alle gesetzlich versicherten Frauen haben nach Feststellung e<strong>in</strong>er "normalen" Schwangerschaft<br />
das Recht, maximal 10 bis 12 spezifische Untersuchungen <strong>in</strong> Anspruch zu nehmen.<br />
Alle Untersuchungen können sie von Ärzten, oder mit Ausnahme der Ultraschalluntersuchungen<br />
auch vollständig von Hebammen durchführen lassen. Für die Schwangeren-<br />
55 Die Zitate s<strong>in</strong>d Überschriften auf e<strong>in</strong>er der zahlreichen Internetseiten (<strong>in</strong> diesem Fall<br />
www.babynet.de), die Rat <strong>und</strong> Tat für Schwangere versprechen. Dass sich unter diesen Überschriften<br />
dann auch wieder beruhigende H<strong>in</strong>weise f<strong>in</strong>den lassen, ändert u.E. nichts an der zunächst<br />
e<strong>in</strong>mal beunruhigenden <strong>und</strong> verunsichernden Wirkung derartiger E<strong>in</strong>stimmungen mit<br />
entsprechenden überaktiven Reaktionen.<br />
<strong>GEK</strong>-Edition 101