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Hand und Auge

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ken’ (dhî —)<br />

Dieser kurze diachrone Überblick zeigt, daß wiederum Verben, <strong>und</strong><br />

zwar nicht nur des Sehens, sondern auch des Wahrnehmens, Denkens,<br />

Lehrens, Führens, als Basis für die Verbalisierung des Konzeptes AUGE<br />

dienen können. Selbst konkrete Gegenstände, die Form- <strong>und</strong> Glanzähnlichkeiten<br />

mit der Pupille haben, <strong>und</strong> die Sonne (r<strong>und</strong>, glänzend) sind über<br />

metaphorische Beziehungen als Bezeichnungen für AUGE verwendbar.<br />

Partinomien spielen nur indirekt eine Rolle bei der Übertragung: innerer<br />

Raum <strong>Auge</strong>nhöhle <strong>Auge</strong>.<br />

Im Gegensatz zu HAND gibt es für AUGE ein gemeinsames indoeuropäisches<br />

Etymon, dessen idg. Wurzel ok, oq ist. Daraus sind ableitbar:<br />

got. augô, altnord. auga, angelsächs. êage, ahd. ouga, mhd. ouge.<br />

Für die romanischen Sprachen ist im Lateinischen oculus (Akk. oculum)<br />

die Basis. In anderen indoeuropäischen Sprachgruppen findet man<br />

entsprechend: griech. , litau. akìs, Sanskrit akoi. Es gib sogar eine<br />

Kongruenz von got. ausô (Ohr) <strong>und</strong> augô (<strong>Auge</strong>), d.h. die Anpassung des<br />

Diphthongs au betont die semantische Nähe von <strong>Auge</strong> <strong>und</strong> Ohr.<br />

Älteste Wortbildungen etablieren lexikalische Zusammenhänge zu hd.<br />

achten, Acht (ahd. âhta = Beachtung, Aufmerken), anord. ætla = meinen,<br />

denken, got. aha = Verstand, ahjan = glauben, ahma = Geist (generell auf<br />

idg. oq mit der Gr<strong>und</strong>bedeutung ‘sehen’ bezogen).<br />

Diese diachrone Skizze zeigt, daß <strong>Auge</strong> auch semasiologisch eng mit<br />

dem Verstand <strong>und</strong> seinen Aspekten: Aufmerken, Glauben, Denken, Meinen<br />

zusammenhängt, aber daß es auch zu unbelebten, in Form <strong>und</strong> Glanz<br />

ähnlichen Objekten, wie Sonne, Glaskugel, in Verbindung steht.<br />

6.9. Synchrone Semasiologie von AUGE (am Lexikon untersucht)<br />

Wenn wir wiederum vom Französischen (Petit Robert) zur Darstellung der<br />

gegliederten Lesarten ausgehen, finden wir die folgende Liste, die strukturähnlich<br />

auch für das Deutsche <strong>und</strong> Englische gilt.<br />

I. Ausgehend vom menschlichen <strong>Auge</strong> <strong>und</strong> dessen Hauptfunktionen gibt<br />

es sechs Untergruppen:<br />

1. Das Wahrnehmungsorgan (auch anderer Lebewesen, sofern diese<br />

ähnliche Organe besitzen).<br />

2. Das Sehen, eventuell die (magischen) Effekte des visuellen Kontaktes<br />

(frz. jeter le mauvais oeil).<br />

3. Schnelle Wahrnehmung, schnelles Verstehen (frz. un coup d’oeil;<br />

hd. ein <strong>Auge</strong>nblick).<br />

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