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Das Tier in der Religion, mit hundertzwei Abbildungen

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jedes Volk gekannt hat und welche typische<br />

Wirkung jedes <strong>Tier</strong> auf die Völker gehabt hat.<br />

Wir wissen nicht, ob e<strong>in</strong>e Maus z. B. dem<br />

Volk, das sie im <strong>Tier</strong>kreis führt, begegnet <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>er Periode des <strong>in</strong>tensiven Ackerbaues, <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> sie ihn schädigt und ihm e<strong>in</strong>en großen Teil<br />

se<strong>in</strong>er Ernte nimmt, o<strong>der</strong> ob er <strong>in</strong> ihr nur e<strong>in</strong><br />

fl<strong>in</strong>kes, sich ungeheuer vermehrendes <strong>Tier</strong> etc.<br />

sieht.<br />

Die weitere Untersuchung wird sich auf drei<br />

Gebieten bewegen müssen: <strong>Das</strong> <strong>Tier</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Sprache. Auf diesem Gebiet werde ich mich<br />

sehr kurz fassen, da sonst diese Arbeit zu um-<br />

fassend werden würde. Zweitens auf dem Ge-<br />

biet <strong>der</strong> Berichte imd ÜberUeferungen aller<br />

Art, das heißt <strong>Religion</strong>sberichte, Sagen und<br />

Mythen.<br />

Drittens, das Gebiet <strong>der</strong> Kunst <strong>in</strong> religiösen<br />

Skulpturen und Architekturen aller Art.<br />

Bevor ich aber an dieses Material gehe,<br />

sche<strong>in</strong>t es mir zweckmäßig zu se<strong>in</strong>, über e<strong>in</strong>e<br />

Anzahl von <strong>Tier</strong>en e<strong>in</strong>mal vorweg e<strong>in</strong>e kurze<br />

Skizze zu geben, nach welcher man ungefähr<br />

voraussagen kann, welche Vorstellungen bei<br />

den Völkern im wesentlichen zu erwarten<br />

s<strong>in</strong>d.<br />

DER BÄR. Unbekannt, wann und wo <strong>der</strong><br />

Eisbär <strong>in</strong> den Vorstellungen <strong>der</strong> Völker auf-<br />

taucht. Durchweg wird man annehmen kön-<br />

nen, daß es die schwarzen und braunen Bären<br />

s<strong>in</strong>d, die bis zur äußersten Menschengrenze<br />

leben, und die <strong>Tier</strong>welt des Nordens vollkom-<br />

men typisch vertreten.<br />

Der Bär <strong>mit</strong> se<strong>in</strong>em W<strong>in</strong>terschlaf vertritt<br />

durchaus die Nordsonne <strong>mit</strong> ihrem vielmona-<br />

tigen W<strong>in</strong>ter.<br />

Es sche<strong>in</strong>t sicher, daß die Menschen schon seit<br />

imdenklichen Zeiten nicht fähig gewesen s<strong>in</strong>d,<br />

sich im Herbst <strong>mit</strong> Honig, wilden Beeren und<br />

Fleisch so wie <strong>der</strong> Bär zu füllen. Es ist be-<br />

kannt, daß die Bär<strong>in</strong> eben <strong>in</strong> dieser W<strong>in</strong>ter-<br />

zeit ihre Jungen austrägt, von ihrem eigenen<br />

Leibe nährt und noch Kräfte genug hat, diese<br />

Jungen auf das wildeste <strong>in</strong> Gefahr zu vertei-<br />

digen.<br />

Es ist deshalb auch wohl verständlich, daß<br />

unser großes Nordgestirn den Namen des Bä-<br />

ren erhalten hat.<br />

DER LÖWE. Daß er von den Menschen e<strong>in</strong>er<br />

höheren Kultur nördlich des Mittelmeeres an-<br />

getroffen wurde, vielleicht aber auch <strong>in</strong> den<br />

südlichen Teilen von Deutschland, sche<strong>in</strong>t mir<br />

ke<strong>in</strong>em Zweifel zu unterHegen.<br />

Daß er trotzdem <strong>der</strong> Antipode des Bären ist,<br />

glaube ich ebenso sicher.<br />

Er ist <strong>der</strong> Vertreter <strong>der</strong> leuchtendsten Farbe<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Tier</strong>welt. Se<strong>in</strong>e Kraft ist allen an<strong>der</strong>en<br />

<strong>Tier</strong>en überlegen. Die gelegentUchen Ausnah-<br />

men spielen dabei ke<strong>in</strong>e Rolle.<br />

Häufigkeit und Gewalt des Löwen nahmen<br />

aber zu, je weiter die Völker zum Süden ka-<br />

men, genau wie die Macht <strong>der</strong> südlichen Son-<br />

ne wuchs, um schließHch unumschränkt und<br />

tödlich <strong>in</strong> <strong>der</strong> großen Wüste von Nordafrika<br />

zu herrschen.<br />

Daß <strong>der</strong> Löwe e<strong>in</strong>em <strong>der</strong> südHchsten Sternbil-<br />

<strong>der</strong> zugedacht wurde, ersche<strong>in</strong>t ebenso selbst-<br />

verständhch wie die Tatsache, daß er die<br />

höchste Sonne selbst dargestellt hat.<br />

DIE EULE. Ihre Fähigkeit, im Dunkel zu<br />

sehen, war für den Menschen je<strong>der</strong>zeit etwas<br />

Fremdes. Ihre Rufe <strong>in</strong> den stillen Nächten<br />

s<strong>in</strong>d stets von e<strong>in</strong>schneiden<strong>der</strong> magischer Be-<br />

deutung gewesen.<br />

Den Menschen ist das Wissen <strong>der</strong> nächthchen<br />

Welt vollkommen versagt gebUeben. Wenn er<br />

auch durchwachen kann, so ist doch se<strong>in</strong> Zu-<br />

stand so apathisch, daß er selten o<strong>der</strong> nie<br />

zu e<strong>in</strong>er Fortsetzung se<strong>in</strong>er logischen Reihen<br />

kommt. Die Traumwelt ist ihm Unverstand-

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