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Das Tier in der Religion, mit hundertzwei Abbildungen

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den kann. <strong>Das</strong> setzt wohl sicher e<strong>in</strong>e Vieh-<br />

zucht treibende Periode voraus.<br />

Die Kuh wird als absolut unantastbares <strong>Tier</strong><br />

erwähnt, während Falke und Adler das himm-<br />

lische Soma den Menschen herabbr<strong>in</strong>gen, und<br />

da unter Soma wohl kaum ursprünglich et-<br />

was an<strong>der</strong>es als Same zu verstehen ist,<br />

nimmt man an, daß er bis zur Sonne auf-<br />

steigt und ihren Samen den Wesen h<strong>in</strong>ab-<br />

trägt. Vishnu wird durch e<strong>in</strong>en Vogel ver-<br />

ehrt, und man hat selbst se<strong>in</strong>en Namen so<br />

übertragen; daß Vi Vogel bedeuten soll, wäh-<br />

rend Snu unser altes Sun Sonnenwort ist. Ihm<br />

gegenüber steht Varuna, <strong>der</strong> schwarz ist und<br />

durch e<strong>in</strong>en Fisch verehrt wird. Es heißt aber,<br />

daß vor dem Fisch <strong>der</strong> Wid<strong>der</strong> se<strong>in</strong> Zeichen<br />

gewesen ist, und so haben wir hier wie<strong>der</strong> das<br />

Wid<strong>der</strong>fell <strong>in</strong> <strong>der</strong> kolchischen Drachenlegen-<br />

de. Der Wid<strong>der</strong> <strong>mit</strong> se<strong>in</strong>em ungeheuren Woll-<br />

kleid ist auch ohne Zweifel mehr e<strong>in</strong> Vertre-<br />

ter <strong>der</strong> Nord- und Nachtsonne, als <strong>der</strong> des<br />

Taggottes.<br />

L WE . Verste<strong>in</strong>erte Exemplare h at man noch<br />

im Harz gefunden. In Ägypten ist <strong>der</strong> Löwe<br />

zunächst das Zeichen <strong>der</strong> Sonne im Zenit,<br />

des Feuers als Potenz und dem Horus heilig.<br />

Er war auch e<strong>in</strong> Symbol <strong>der</strong> Nilflut, und diese<br />

Rolle hängt sicher zunächst da<strong>mit</strong> zusammen,<br />

daß die Nilflut beson<strong>der</strong>s aus den Gebirgs-<br />

kräften des abess<strong>in</strong>ischen Südens entsprang.<br />

Aber diese beson<strong>der</strong>e ägyptische Vorstellung<br />

hat e<strong>in</strong>e merkwürdig weitgehende Verbrei-<br />

tung, denn <strong>in</strong> <strong>der</strong> Architektur <strong>der</strong> Griechen<br />

imd Römer, wie auch bei den Mauren (Al-<br />

hambra) ist <strong>der</strong> Löwe <strong>der</strong> große Quellenwäch-<br />

ter, und über die ganze eurasische Erde sche<strong>in</strong>t<br />

mir <strong>der</strong> Gebrauch verbreitet, den Löwen als<br />

Wasserspen<strong>der</strong> an allen Brunnen anzubr<strong>in</strong>-<br />

gen, wie auch die Ausflüsse <strong>der</strong> Dachr<strong>in</strong>nen<br />

<strong>in</strong> Löwenköpfen münden zu lassen. Diese Ver-<br />

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b<strong>in</strong>dung kann nur verstanden werden, wenn<br />

man an die großen Gewitter denkt, die durch<br />

die Sonne im höchsten Stand h<strong>in</strong>abgeschleu-<br />

<strong>der</strong>t werden und mächtigere Ströme von Was-<br />

ser enthalten, als alle an<strong>der</strong>en Jahreszeiten.<br />

Es gibt also e<strong>in</strong>e Grundvorstellung, daß es<br />

jenseits des Himmels wie<strong>der</strong> e<strong>in</strong>en unendli-<br />

chen Ozean gibt, <strong>der</strong> im Löwenkopf <strong>der</strong> Sonne<br />

mündet.<br />

Diese Vorstellung gehört noch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Zeit, <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> die Sonne auch im Nachen über den Him-<br />

melsozean fuhr, und ist von Skand<strong>in</strong>avien bis<br />

nach Peru vorhanden gewesen.<br />

In Persien ist <strong>der</strong> Löwe im Mühraskult eben-<br />

falls von Bedeutung gewesen. Wir wissen über<br />

diesen Kult fast nur aus römischen Quellen<br />

und haben auch von den Graden <strong>der</strong> E<strong>in</strong>ge-<br />

weihten ke<strong>in</strong>e genaue Vorstellung, nur daß<br />

die Männer des zweiten Grades Löwen ge-<br />

nannt wurden, und die Frauen im gleichen<br />

Grade Hyänen. Der höchste Grad sche<strong>in</strong>t auch<br />

hier <strong>der</strong> Adler und Habicht (Falke) gewesen<br />

zu se<strong>in</strong>. <strong>Das</strong> aber ist bestimmt, daß Mithra<br />

auf e<strong>in</strong>em herrlichen Königswagen fahrend<br />

gedacht wurde und auf dem Berge/fam wohn-<br />

te, also zu e<strong>in</strong>er ausgesprochenen i?a-Kultur<br />

gehört hat. Er war aber mehr als die Götter<br />

<strong>der</strong> Sonne und des Mondes, er stellte das Licht<br />

selbst dar, das auch außer diesen Gestirnen<br />

vorhanden ist, und man dachte ihn allwissend<br />

<strong>mit</strong> zehntausend Ohren und Augen. Darge-<br />

stellt wurde er als Löwe, und Persien hat da-<br />

her noch heute den Löwen im Wappen. Der<br />

Löwe war geflügelt und von Schlangen um-<br />

wunden, also e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>heit von Adler, Löwe<br />

und Schlange, wobei die Schlange ohne Zwei-<br />

fel ansagen soll, daß <strong>in</strong> dieser Tr<strong>in</strong>ität auch<br />

die unterweltüche Macht, die alles zum Wan-<br />

del durch das Dunkel zw<strong>in</strong>gt, e<strong>in</strong>geschlossen<br />

ist. In allen Tr<strong>in</strong>itätsvorstellungen <strong>der</strong> Vorzeit

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