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Das Tier in der Religion, mit hundertzwei Abbildungen

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eichte es doch für soviel Gäste, als gerade<br />

kamen. E<strong>in</strong>es Tages, als alle trunken waren,<br />

sagte er zu den Gästen, se<strong>in</strong>e Frau sollte das<br />

nächste Mal noch mehr brauen. Dabei nannte<br />

er ihren Namen Maba und im gleichen Augen-<br />

blick flog sie davon. Da<strong>mit</strong> war se<strong>in</strong> Glück<br />

zu Ende und <strong>der</strong> Honig wurde selten <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er<br />

Gegend.<br />

Hierzu noch e<strong>in</strong>e zweite Erzählung aus <strong>der</strong><br />

gleichen Gegend : E<strong>in</strong> Mann erlegt nach lange<br />

erfolgloser Jagd e<strong>in</strong>e Brülläff<strong>in</strong>. Er übernach-<br />

tet im Wald, schneidet <strong>der</strong> Äff<strong>in</strong> den Schwanz<br />

ab und ißt ihn gebraten. Am nächsten Tag<br />

hatte er viel Erfolg, aber als er zurückkam,<br />

war da e<strong>in</strong>e Frau <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Hängematte. Die<br />

Äff<strong>in</strong>, die er auf das Bratrost gelegt hatte,<br />

war fort. Sie wurde bald se<strong>in</strong>e Frau, aber erst<br />

viel später gab sie zu, als sie schon sehr glück-<br />

lich waren, daß sie selbst die Äff<strong>in</strong> war, wie<br />

er es vermutet hatte, da sie gekrümmte F<strong>in</strong>ger<br />

hatte. Aber er soUte niemals darüber spre-<br />

chen. Sehr bald darauf g<strong>in</strong>gen sie <strong>in</strong> die Heimat<br />

des Mannes, niemandem wurde ihr Name<br />

verraten und sie lebten sehr glücklich. E<strong>in</strong>es<br />

Tages sagte die Frau, ihr vornehmster Ver-<br />

wandter gäbe den Brüllaffen e<strong>in</strong> Tr<strong>in</strong>kfest.<br />

Sie wollte h<strong>in</strong>. Er g<strong>in</strong>g <strong>mit</strong> und konnte leicht<br />

se<strong>in</strong>en Weg über den Pfad <strong>der</strong> Brüllaffen f<strong>in</strong>-<br />

den. Sie kamen an e<strong>in</strong> großes Haus, es wurde<br />

sehr viel getrunken, und dabei verriet <strong>der</strong><br />

Mann ihr Geheimnis. Im gleichen Augenbhck<br />

war alles verschwunden. Er saß alle<strong>in</strong> auf e<strong>in</strong>em<br />

Baum imd konnte nicht h<strong>in</strong>unter. Am<br />

Ende kam e<strong>in</strong> Vogel, löste die Luftwurzeln<br />

<strong>der</strong> Schhngpflanzen und bald war e<strong>in</strong>e Ket-<br />

te fertig, an <strong>der</strong> er h<strong>in</strong>unterklettem konnte.<br />

E<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>er KoHbri zeigte ihm dann den Weg<br />

zu se<strong>in</strong>em Haus.<br />

Diese beiden Berichte haben zunächst zweier-<br />

lei geme<strong>in</strong>sam; E<strong>in</strong> <strong>Tier</strong>wesen, das <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e<br />

Menschenfrau verwandelt ist, verschw<strong>in</strong>det<br />

auf Anruf, sobald das Geheimnis se<strong>in</strong>er Her-<br />

kunft klar wird. Der Name spielt nur e<strong>in</strong>mal<br />

e<strong>in</strong>e beson<strong>der</strong>s deutliche Rolle, aber auch hier<br />

ist das Gefühl, daß man durch e<strong>in</strong>en Namen<br />

das D<strong>in</strong>g selbst hat, fühlbar. Beide Märchen<br />

haben auch geme<strong>in</strong>sam, daß <strong>der</strong> Verrat <strong>in</strong><br />

Trunkenheit geschieht. — Dieser Märchenstoff<br />

f<strong>in</strong>det siph auf <strong>der</strong> ganzen Erde, nur daß statt<br />

<strong>der</strong> Trunkenheit es meistens <strong>der</strong> Zorn ist, <strong>der</strong><br />

zum Verrat führt, aber Zorn und Trunkenheit<br />

s<strong>in</strong>d ja sehr nah verwandte, außergewöhnliche<br />

Zustände.<br />

Auch Märchen dieser Art können nach zwei<br />

Richtungen betrachtet werden; Sie können<br />

astrisch se<strong>in</strong>, <strong>in</strong>dem die <strong>Tier</strong>frau entwe<strong>der</strong> Son-<br />

ne o<strong>der</strong> Mond ist. Sie können aber auch dem<br />

magischen Erlebnis des ^lenschen entsprun-<br />

gen se<strong>in</strong>. Wir wollen beide Möghchkeiten ver-<br />

folgen.<br />

* 55 *<br />

Im Falle <strong>der</strong> Bienenkönig<strong>in</strong> ist die Sonne also<br />

verglichen <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>em Schwärm ;3ienen, und<br />

sobald diese <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Baumstamm e<strong>in</strong>geschlos-<br />

sen s<strong>in</strong>d, so entspricht das <strong>der</strong> Nachtwohnung<br />

<strong>der</strong> Sonne. Die Sonnentiere werden am Mor-<br />

gen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Frau verwandelt, <strong>mit</strong> denen die<br />

Menschen sehr gut leben. <strong>Das</strong> aber ist <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Brüllaffensage ausdrückUch ausgeschlossen,<br />

denn am Abend wird das <strong>Tier</strong> erlegt, und am<br />

nächsten Abend f<strong>in</strong>det erst <strong>der</strong> Mann die Frau,<br />

deshalb ist es e<strong>in</strong> Mondtier, das am Tage auf<br />

<strong>der</strong> Erde lebte, und als <strong>der</strong> Mann an e<strong>in</strong>en<br />

hohlen Baum kam, wurde dah<strong>in</strong>ter <strong>der</strong> Mond<br />

sichtbar, und die Mondfrau war es, <strong>mit</strong> <strong>der</strong> er<br />

sich verband. Ebenso ist ja die Brülläff<strong>in</strong> e<strong>in</strong><br />

Wesen, das an sich kaum vom Baum loszu-<br />

lösen ist, imd auch hier wäre die Frau e<strong>in</strong><br />

Mondwesen. Wir dürfen aber an diesem Re-<br />

sultat doch nicht ganz gleichgültig vorüber-<br />

gehen, denn es schließt vielleicht e<strong>in</strong>e lange

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