Das Tier in der Religion, mit hundertzwei Abbildungen

Weitere Magazine

Empfehlungen

Info

tatsächlichen Beziehungen können dann wei- ter aus der Sprache den Berichten und der Kunst entnommen werden. Nur die Teilfunktionen des Tieres haben noch keine Berücksichtigung gefunden. Löwe und andere Tiere gelten besonders alsWasserspeier. In manchen Fällen wird hier die Beziehung des Löwen zur Sonne, des Elefanten zum Mond etc. noch eine besondere Deutung möglich ma- chen. Der Speichel der Tiere, der schon viele Teile der Nahrung auflöst, wird aber schon an sich von den früheren Völkern viel stärker be- achtet sein, als wir annehmen. Auch in anderen Fällen wird oft nur ein Teil des Tieres für eine wesentliche Funktion ge- nommen. Wenn z. B. in Ägypten der Große Bär in den Sternbildern durch einen hinteren Tierschenkel ersetzt ist, so ist ein Vergleich gemeint, in dem der hintere Huf eines Tieres stets den Nordpol des Wesens und Lebens be- rührt, damit der Kopf als der lebendigste Teil der Sonne entgegengetragen werden kann. Ich SPRACHE: glaube nicht, daß wir die Sprache der frühen Menschen mit Bezug auf die Tiere schon richtig deuten können, weil wir selbst die Tiere nur noch ganz außerordentlich schlecht kennen. Trotzdem kann man kaum über das Tier in Religion und Ritus ungefähr Richtiges annehmen, wenn man nicht die Sprache der Frühzeit zu verstehen gesucht hat. Aus reichlichem Material kann ich hier nur einige kurze Andeutungen geben, weil diese sprachliche Untersuchungsweise noch keine Mitarbeiter hat. DER BÄR. Ich möchte drei Sprachgruppen unterscheiden Bär, Boar, Björn. — Hierzu Boreas, Hyper- boreer etc. Ursus, Ours, span. Oso, Osso. Sanskr. : Arth, armen. Artsch, bask. Artza, os- set. Ars. Zu der ersten Reihe ist zu bemerken, daß Björn, Born etc. in engster Verwandtschaft zu schwed. Barn, dem Kinde schlechthin steht. Da der Nordpol als Ausgangspunkt des Lebens in solchen Fällen bezeichnet und gedacht ist, so ist der Nordpol auch der Mutter- punkt, und das erste Tier, das daraus hervor- geht, kann wohl als Kind bezeichnet worden sein, wenn dabei die Beziehung zu dem Wort- stamm Bar erhalten bUeb. Der Stamm Bar geht nun auf Af-ra zurück. Af-ra oder Ab-ra bedeutet Off-ra, also fortgegangene Sonne. Af als Negation ist in vielen Worten erhalten (Fleisch) und Ra und Af-ra sind die klaren Bezeichnungen der Gegenpole. Af-ra ist identisch mit No-ra, Narr, etc., sowie auch mit Re-nard, Ra-nord, über das ich in anderem Zusammenhang schon sprach. Af-ra ist also für viele Begriffe ein Wortstamm geworden. Af-ra ergibt Far, das ist engl, fem, also fort- gegangen. Af-ra ist auch Fyr, das heißt Feuer, wegen der untergehend verbrennenden Sonne. Der Bär ist also der Antipode wiederum des Löwen, und so kann man auch verstehen, daß diese beiden Tiere einander einmal in irgend- einer mittleren Zone begegnet sind und schwer miteinander gerungen haben. Bar ist aber auch Ah-ra, nämUch abwesende Sonne, und somit Norden. Ich halte es auch nicht für ausgeschlossen, daß ein Name, wie der der Brahmanen auf Bra, ßar- Norden zurückzuführen wäre, also auch das Brahma auf das einpoHge Ausgangsprinzip, das man im Norden gesehen hat. Urs, Ours, Ars, Arth, Artsch, Artzia gehören einer zweiten Reihe an, und ich denke, daß span. Oso irgendwie ein R verloren haben
muß. Diese Reihe hat zwei wesentUche Be- ziehungen: Erstens zu einer Wortreihe Ard- Erde und zweitens zu einer Reihe: Erz, Archi, Arzt, etc., mit dem wir etwas Uraltes bezeich- nen, einen Ausgangspunkt, etc. Daß Erz (Metallerde) und Erde selbst gleiche Worte sind, möchte ich vorausschicken. Nun kann man aber gleichfalls erkennen, daß das deutsche Wort Erst, das im griech. Aristo mit etwas verschobener Bedeutung lautet, mit Erz vollkommen identisch ist, und da wiederum wie bei dem Begriffe Barn - Kind der Nord als Ausgangspunkt gedacht war, kann man nicht zweifelhaft sein, daß auch der Bär als »Der Erste« in mehreren Hinsichten betrach- tet wurde, und eben nicht nur wegen seines nördUchen Lebenspunktes, sondern auch wegen seiner Kraft etc. Der Bär ist auch Herr der Erzschätze. Ob die Wortreihe Erde ebenfalls hierher ge- hört, möchte ich offen lassen, weil die Unter- suchimg hier zu weit führen würde. Von den übrigen Sprachformen für den Bären kann man nur sagen, daß die Fäden sehr weit auseinanderlaufen. Das Litauische hat Lokis und lettisch Lahzis. Hier ist die Frage, ob in der ersten Silbe Lok oder Lah der Begriff LocÄ, umgekehrt Chol, Hole (engl.) wirkHch auf die alte Wohnung des Ursus Spelaeus zu deuten ist. Es hat sicher sehr wesentüch zur Bestim- mung der Bärenart beigetragen, daß viele ihrer Gattung mit den Menschen zugleich in den Höhlen gelebt haben, denn so entspricht es der sich verbergenden Sonne. Die Endung Zis im Lettischen könnte auch auf Ses, Sitzen hingedeutet werden, aber diese Worte sind für eine zweifellose Deutung nicht klar ge- nug. Slawische Worte wie Miedjwiedj oder Nied- zwiez geben in ihrer einfacheren Form Med- wed und Nedwed einen Kern Med, der Mitte bedeutet, und der Nordpol war stets die Mitte der Welt wegen seiner absoluten Konstant- heit. Ned für iVa^Nacht geht dabei auf den gleichen Grundbegriff zurück. Es bleibt dann die Silbe Wed übrig, die mit Ved, Beth, Bett etc. auf den Begriff Wohnung etc. zu deuten wäre, also die Wohnung in der Mittnacht. Ganz isoHert steht gaeUsch Tore für den Bä- ren, ein ganz besonders wichtiges Jar-Wort, das ebenso auf Tar-Go zu interpretieren ist, wie das alte Wort Draco, Drache. Daß hier zwischen Bären und Drachen Beziehungen be- standen haben und der Drache hier seine Klauen erhielt, scheint klar. Die Bärenworte der finnischen Sprachgruppe müßten besonders interessant sein, und ich will sie aufzählen, soweit ich sie gerade zur Hand habe: finn. Karhu, wotj. Karu, perm. Kurva und Kurla, Ostjak, samojed. Karg, Kürg, Kürga. Es ist eine ganz entscheidende Frage, die erst mit mehr Material endgültig zu lösen ist, ob man aus diesen Worten so viel entnehmen darf, wie sie zu enthalten schei- nen. Kurla ist ein Wort, das mit Kerl, Yarl, Earl zusammengehört und die höchste Aus- zeichnung eines Menschen zeitweilig gewesen sein mag, denn es hat sich in den Namen Karl und Kiralj, Karol - König bis heute erhalten. Daß der Bär als Erster ebenso das S5anbol des Königs oder Fürsten (First) im Norden gewesen ist, wie der Löwe im Süden und wie der Adler unter den Vögeln, scheint mir sehr leicht begreiflich. Die Form Karu würde eine Vorstufe von gleichem Stamme sein, imd mit Haru - Herr identisch sein. Eine andere Fort- büdung wäre daim die Reihe Karhu, Karg, Kürg, zu der ich als analoge Reihe die Namen Jörg, Georg, George etc. stellen möchte. Wenn diese Analogie richtig wäre, würde sie ganz
Seite 1: DAS TIER IN DER RELIGION VOK ERNST
Seite 4 und 5: Relief des Heiligen Michael. Um 146
Seite 6 und 7: COPYRIGHT MCMXXII BY GEORG MÜLLER
Seite 9 und 10: Himmelswelt und Tierwelt sind die b
Seite 11 und 12: lieh und trotzdem erfährt er ihre
Seite 13: der auf dem Elefanten ruht. Daß de
Seite 17 und 18: Unser Bärenname Petz ist gleichen
Seite 19 und 20: daß er den Süden vertritt. Das is
Seite 21 und 22: po, Hevonen beginnt, in indisch Akv
Seite 23 und 24: tion, denn die chinesischen Sagen s
Seite 25 und 26: Gearr, Haussa Kurege, suaheli Sungu
Seite 27 und 28: sehe Verwandlungen heute wissenscha
Seite 29 und 30: Von den Verwandlungen der Menschen
Seite 31 und 32: ten als Hennen und Hähne wiedergeb
Seite 33 und 34: sie sorgen, denn nur dadurch, daß
Seite 35 und 36: zugeben, beruht natürlich nicht au
Seite 37 und 38: alters hinterlassen, an dessen Rüc
Seite 39 und 40: sten an Baldachinen und sonstigen Z
Seite 41 und 42: denn es scheint auch hier, daß Ame
Seite 43 und 44: ingt, die an Land gut aufgenommen w
Seite 45 und 46: der Punkt, und man kann ihn nur mit
Seite 47 und 48: In Mexiko haben alle Tierbeziehunge
Seite 49 und 50: nos erwähnt, der in einem Sumpf le
Seite 51 und 52: den kann. Das setzt wohl sicher ein
Seite 53 und 54: sehen, die stark auf solche Tiere a
Seite 55 und 56: Das etwa scheint mir zunächst das
Seite 57 und 58: ist, mehr als seinen eigenen Körpe
Seite 59 und 60: Eine andere Frage wäre die Möglic
Seite 61 und 62: nen Schäfchen leichterer Wolken am
Seite 63 und 64: eichte es doch für soviel Gäste,
Seite 65 und 66:
vollkommen eingelebt ist, zu seinen
Seite 67 und 68:
ist nun nicht der Ort, eine ganze P
Seite 69 und 70:
wenn nur das Fell und die Knochen v
Seite 71 und 72:
schwanger wird. Jelch, der Rabe, wi
Seite 73 und 74:
den, die niemand nennt oder kennt.
Seite 75 und 76:
Auch der Begriff von den hilfreiche
Seite 77 und 78:
BEMERKUNGEN ZU DEN BILDERN Sämtlic
Seite 79 und 80:
mit phantastischen Tierköpfen, Men
Seite 81 und 82:
Begrüßender des Morgens verehrt w
Seite 83 und 84:
Eulensymbol dargestellt ist. Auf de
Seite 85 und 86:
ist. Aber es ist kaum allein dieser
Seite 87:
Alle sechs Tiere tragen je zwei Got
Seite 91 und 92:
. Teil eines Chorgestühles, Valenc
Seite 93 und 94:
j. Seitenwand des Chorgestühles. J
Seite 95 und 96:
5. Zwei Kapüälle der Krypta. Um 1
Seite 97 und 98:
7- Teil der Chorschranken. Frührom
Seite 99 und 100:
91 •« s cq t/5
Seite 101 und 102:
. JagddarStellungen. Schwab. Gmünd
Seite 103 und 104:
95 42 to o N
Seite 105 und 106:
15. Hirten aus einer Verkündigung.
Seite 107 und 108:
.^-?:==*^ 99 •CX. s s
Seite 109 und 110:
^^C^ m ^ lOl V i»:r i^r^-'-r^m
Seite 111 und 112:
# 26. Avisschnitt aus westschwedisc
Seite 113 und 114:
2g. Manschette. Elfenbein. Höhe ly
Seite 115 und 116:
31. Königssymhol mit Raucherschale
Seite 117 und 118:
33- Reiter mit Schale. Höhe ca. 30
Seite 119 und 120:
35- Katze. Bronze. Höhe ca. 15 cm.
Seite 121 und 122:
37. Schild. Länge ca. 160 cm. Holz
Seite 123 und 124:
39. Tongefäß. Höhe ca. 20 cm. Pe
Seite 125 und 126:
41. Tongefäß. Höhe ca. 20 cm. Pe
Seite 127 und 128:
43. Schlangengefäss aus hellgrauem
Seite 129 und 130:
45- Zwei Malagganfiguren. Bemaltes
Seite 131 und 132:
I 2 s oo fco a
Seite 133 und 134:
125 o S so N «so 8
Seite 135 und 136:
I 2' 00 s
Seite 137 und 138:
5J. Löwe als Wächter. Steinskulpt
Seite 139 und 140:
35' Kamel. Höhe 60 cm. Gebrannter
Seite 141 und 142:
133 o s .8 -5 s o
Seite 143 und 144:
59- Tonfigur. Höhe 36 cm. China. T
Seite 145 und 146:
i. Bronzegefäß von zwei Widdern g
Seite 147 und 148:
"*•- » x-pk?' y i i \ 63. Tragen
Seite 149 und 150:
63. Kl.^.j U.i- .U... _. J.i:..,..:
Seite 151 und 152:
6y. Trankopferschale. Bronze, vor C
Seite 153 und 154:
6g. Eingang zur Schlangenpagode. Ma
Seite 155 und 156:
71. Wandrelief aus dem Ramayana. Ra
Seite 157 und 158:
7J. Wandrelief. Kampf der Devas mit
Seite 159 und 160:
* \ f \i4^ m< *4»-'R"l*/ '• 'T_'
Seite 161 und 162:
153
Seite 163 und 164:
155 3 < :5 =S 3 ^
Seite 165 und 166:
8i. Banaspatikopf. Tjandi Singasart
Seite 167 und 168:
83. Umfassungsmauer eines Opferhaus
Seite 169 und 170:
i6i 8 S cv.
Seite 171 und 172:
163 ^3 'S 00 2 ä
Seite 173 und 174:
i6.s :« '
Seite 175 und 176:
167 i 5 CS o
Seite 177 und 178:
169 CO U X ^ s o
Seite 179 und 180:
g^. Grosse Pagode. XVII. Jahrh. Mad
Seite 181 und 182:
gy. Grab des Kungtse. Marmortor. 17
Seite 183 und 184:
gg. Nordindische Götterdarstellung
Seite 185 und 186:
101. Särge in Gestalt von Stieren.
Seite 187 und 188:
VERZEICHNIS DER ABBILDUNGEN Erzenge
Seite 189:
VERZEICHNIS DER VO Adler 4, 43 Affe
Seite 192:
Dieses Werk wurde im A uftrage des
Seite 196:
|j»a,p ^* 1, '^MM^ipiHäi». l«#p
Alle anzeigen

Das Tier in der Religion, mit hundertzwei Abbildungen

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Template löschen?

Als Template speichern?