Das Tier in der Religion, mit hundertzwei Abbildungen

wesentliche Aufschlüsse geben, denn der] örg,
der den Drachen besiegt, würde dann der kö-
nigliche Held und Anführer einer neuen Zeit,
der Bär sein, der den Sauriern ein Ende be-
reitet. Daß der sich leicht dem Menschen
gleich und dem Menschen entgegen aufrich-
tende Bär von den Menschen sehr hoch ge-
setzt wurde, ist früher auch den Jägern be-
kannt gewesen. Der Bär hat stets als bedeu-
tender, edler und gefährUcher Gegner gegol-
ten, und da der Norden den Menschennamen
Boem, Bjoem, Sigbjoern etc. erhalten hat,
würde es mich nicht wundem, wenn die Na.-
men Karl und Georg in südlicheren Komplexen
ebenfalls den Bären zum Paten gehabt hät-
ten.
Um diesen Begriff zu kommentieren, möchte
ich auch nicht unterlassen, auf die besonders
wichtige Bärenhaut hinzuweisen. Welche Rol-
le sie noch als Kragen spielt, kann nicht über-
sehen werden. Es ist durchaus nichts anderes,
wie wenn Herakles das Löwenfell um die
Schultern trägt, um zu zeigen, daß er den
Löwen besiegt hat, und unter den Menschen
wird ein Sieger über Bären sicher stets eine
große Rolle gespielt haben, besonders in einer
Zeit mehr primitiver Waffen. Wer seine Mit-
menschen von einem solchen Gegner dauernd
freihielt, konnte ihnen auch in anderen Din-
gen befehlen.
Wenn man nun noch fragen will, welche
Grundbedeutung der Silbe Korg zugrunde
liegt, so kann man kaum die Reihe Kirk,
Kork, Kirche, Kerk, Church aus der Acht las-
sen, denn mir scheint, daß diese beiden Kom-
plexe nicht nur phonetisch nebeneinander
herlaufen. Der Sieg des heiligen Georg wird
oft genug gedacht gewesen sein als der der
neuen christlichen Kirche über die Heiden,
ifnd so kann man fragen, auf welche Grund-
anschauungen solche Übertragungen zurück-
gehen.
Wir haben noch heute die Ausdrucksweise:
Hoch im Norden. Weshalb der Norden als
Höhe bezeichnet wurde, will ich außer Be-
tracht lassen, jedenfalls findet er sich vielfach.
Hoch, Kok, Kauk, Hauk etc. sind vielfache
Ausdrücke, die dann mit Ra verbunden zu
Kork, Cork etc. geworden sind, und zweifellos
schon lange Anhöhen im tiefen Land, ähnUch
wie Warp etc. bezeichnet haben, sowie auch
die Bauwerke, die auf der Höhe errichtet wa-
ren. Da man nun in sehr weitem Umfang für
die ältesten nordeuropäischen Kulturen die
Niederungen am Meer anzunehmen hat, so
ist die Errichtung von hölzernen Kultbauten
auf den Werften die natürlichste Sache der
Welt, und De Kerk (auch Jork) ist zugleich
eine reine Ortsbezeichnung, wie auch die An-
deutung des Bauwerkes auf der Höhe, und es
ist klar, daß das Allerheiligste auf die Höhe
gelegt wird, zugleich ein Schutz für alle Woh-
ner bei allen Stürmen, Kämpfen und Über-
schwemmungen, so wie die Arche Noah bei
einer Überschwemmung auf einer Bergspitze
gehalten wird. Zugleich auch ein Wahrzeichen
am Meer und am breiten Flußlauf, wie einst
die Nuraghe auf Sizilien etc. Hier wäre auch
zu erwähnen, daß die Kirche als Schiff über-
all bezeichnet worden ist, wo ein Langbau
vorkam.
Die Verbindung von dem allem ist nun dies,
daß das Hohe als Kerk bezeichnet worden ist,
der ruhende Pol in allem Unsicheren, und so
sind Bär und Norden zu Symbolen des höchst
Erreichbaren an Wissen imd Sicherheit ge-
worden.
Unser Bärenname *Braun« geht nicht auf die
Farbe des Tieres allein, sondern ist gleichen
Stammes mit dem nordischen Worte Björn.