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Das Tier in der Religion, mit hundertzwei Abbildungen

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E<strong>in</strong>e an<strong>der</strong>e Frage wäre die Möglichkeit des<br />

Erlebens. Wenn das E<strong>in</strong>horn etwa beson<strong>der</strong>s<br />

die Männer umbrachte, zu den Frauen aber<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong> sympathisches Verhältnis trat, so be-<br />

weist das etwa, daß es e<strong>in</strong> beson<strong>der</strong>s männ-<br />

liches <strong>Tier</strong> gewesen ist, was ja auch durch<br />

se<strong>in</strong>e Wildheit bestätigt wird. Ob nun auch<br />

das Weibchen an<strong>der</strong>s ausgesehen hat, als<br />

das männliche <strong>Tier</strong>, entzieht sich unserer<br />

Kenntnis, und es wäre immerh<strong>in</strong> nicht ausge-<br />

schlossen, daß hier e<strong>in</strong>e beson<strong>der</strong>e Bastardbil-<br />

dung vorliegt, die sich beson<strong>der</strong>s <strong>in</strong> männH-<br />

chen Exemplaren ausgewirkt hat. So wie also<br />

die großen Arten von Affen ganz positivFrauen<br />

geraubt haben, und nur aus dem Grunde <strong>der</strong><br />

geschlechtlichen Symbiose, so könnte es auch<br />

<strong>mit</strong> an<strong>der</strong>en <strong>Tier</strong>en se<strong>in</strong>, und wenn dann e<strong>in</strong><br />

solches beson<strong>der</strong>s seltenes <strong>Tier</strong> zu den Jung-<br />

frauen, bei denen die weibHche Energie aus-<br />

strahlt, noch beson<strong>der</strong>e Zuneigung zeigt, so<br />

liegt <strong>der</strong> Schluß sehr nahe, daß e<strong>in</strong>e solche Frau<br />

dann e<strong>in</strong> <strong>in</strong> gleicher Weise ungewöhnliches<br />

K<strong>in</strong>d zur Welt br<strong>in</strong>gen muß.<br />

Es wird vielleicht <strong>in</strong>teressant se<strong>in</strong>, wie wir uns<br />

nach den bisherigen Erfahrungen zu e<strong>in</strong>em<br />

nordischen Märchen stellen werden. Ich nehme<br />

als Beispiel die dänische Sage vom König<br />

L<strong>in</strong>dwurm. Da sie bekannt ist, fasse ich ganz<br />

kurz zusammen: König und König<strong>in</strong> wissen<br />

nach dem Brautbett, daß sie ohne K<strong>in</strong><strong>der</strong> se<strong>in</strong><br />

werden. König<strong>in</strong> klagt ihr Leid e<strong>in</strong>erWaldfrau.<br />

Sie erhält den Rat, e<strong>in</strong>e umgekehrte Schale<br />

<strong>in</strong> den Garten zu stellen, und es f<strong>in</strong>den sich<br />

darunter am Morgen e<strong>in</strong>e rote und e<strong>in</strong>e weiße<br />

Rose. Sie sollte davon e<strong>in</strong>e essen, nimmt aber<br />

beide, imd br<strong>in</strong>gt, als <strong>der</strong> König abwesend ist,<br />

e<strong>in</strong>en L<strong>in</strong>dwurm zur Welt. Der verlangt als<br />

Sohn vom Vater anerkannt zu werden, ver-<br />

langt e<strong>in</strong>e Frau und frißt sie auf, verlangt e<strong>in</strong>e<br />

zweite Frau und tötet sie, so daß <strong>mit</strong> den bei-<br />

51<br />

den Vätern <strong>der</strong> Mädchen Krieg entsteht. End-<br />

lich kommt die Tochter e<strong>in</strong>es Schäfers an die<br />

Reihe, sucht Rat und erhält ihn bei <strong>der</strong> Wald-<br />

frau, und kleidet sich zur Brautnacht <strong>in</strong> zehn<br />

Hemden, legt <strong>mit</strong> dem L<strong>in</strong>dwurm Haut um<br />

Haut ab, bis er nur noch als regungsloser, blu-<br />

ten<strong>der</strong> Leib daliegt. Sie schlägt den <strong>mit</strong> Ru-<br />

ten und badet ihn dann <strong>in</strong> süßer Milch und<br />

wickelt ihn <strong>in</strong> ihre Hemden. Da fällt sie <strong>in</strong><br />

Schlaf und erwacht, als sie e<strong>in</strong>en schönen Kö-<br />

nigssohn im Arm hält.— Die Mär geht noch<br />

weiter, aber ich glaube, daß hier zwei D<strong>in</strong>ge<br />

<strong>mit</strong>e<strong>in</strong>an<strong>der</strong> verbunden s<strong>in</strong>d, die sich zunächst<br />

loslösen lassen, denn es soll hier nicht ver-<br />

sucht werden, ganze Märchenfolgen zu über-<br />

setzen.<br />

Bei den nordischen Märchen ist es zunächst<br />

allgeme<strong>in</strong> häufig, daß sie sich unter Königen<br />

abspielen, und das sche<strong>in</strong>t selbstverständlich,<br />

denn die Könige s<strong>in</strong>d immer Ra-Re, die Son-<br />

nenfürsten ohne aristokratische o<strong>der</strong> persön-<br />

liche Wirklichkeit. Zweitens werden die Mär-<br />

chen am Abend gesagt und gedacht, und das<br />

hat se<strong>in</strong>e Bedeutung. Am Abend s<strong>in</strong>d die Men-<br />

schen nah am Untergang, sie fühlen den Fort-<br />

gang des Lichtes <strong>mit</strong> ihrem ganzen Körper<br />

und kommen dadurch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en gewissen Zu-<br />

stand <strong>der</strong> Furcht. Ihr WiUe ist nun, am näch-<br />

sten Tag beson<strong>der</strong>s strahlend aufzugehen, wie<br />

auch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em kommenden Leben im isla<strong>mit</strong>i-<br />

schen S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong> paradiesisches Se<strong>in</strong> zu führen,<br />

vmd das bestimmt den ganzen Charakter des<br />

Märchens. Die Gefahr des bevorstehenden<br />

Unterganges muß unterstrichen werden, muß<br />

<strong>in</strong> je<strong>der</strong> Weise gesteigert werden, da<strong>mit</strong> <strong>der</strong><br />

Mensch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Nacht sich freikämpft von al-<br />

lem Alten. Erst dann ist e<strong>in</strong>e Möglichkeit des<br />

ganz freien Aufganges, und die Me<strong>in</strong>ung, daß<br />

e<strong>in</strong> blutiger Abend, e<strong>in</strong> roter Sonnenunter-<br />

gang gerade das Vorzeichen e<strong>in</strong>es prächtigen

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