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Das Tier in der Religion, mit hundertzwei Abbildungen

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zugeben, beruht natürlich nicht auf Aber-<br />

glauben irgendwelcher Art, son<strong>der</strong>n sie ent-<br />

hält die Entscheidung e<strong>in</strong>es Volkes über se<strong>in</strong>e<br />

eigene soziale Lebensführung und bedeutet<br />

letzten Endes, daß je<strong>der</strong> Lebende se<strong>in</strong>en Vor-<br />

fahren so wenig wie irgend mögUch schulden,<br />

daß er se<strong>in</strong> künftiges Leben durchaus von<br />

neuem und aus eigener Kraft aufbauen will,<br />

und daß er nur auf diese Weise sicher ist, den<br />

Samen o<strong>der</strong> die Früchte, die <strong>in</strong> <strong>der</strong> Vorzeit<br />

entstanden s<strong>in</strong>d, durch sich selbst höher h<strong>in</strong>-<br />

auf zu entwickeln. Diese Ersche<strong>in</strong>ung <strong>der</strong><br />

großen Opfer für die Verstorbenen ist <strong>in</strong> frühe-<br />

rer Zeit sehr allgeme<strong>in</strong> gewesen. Allerd<strong>in</strong>gs<br />

war <strong>der</strong> Besitz des E<strong>in</strong>zelnen viel ger<strong>in</strong>ger als<br />

heute, aber desto höher haben wir die Grab-<br />

beigaben anzurechnen. In Ägypten ist dieser<br />

Kult, wie allgeme<strong>in</strong> bekannt, ungeheuer ent-<br />

wickelt gewesen, löst sich aber <strong>in</strong> den uns hi-<br />

storisch am besten bekannten Dynastien, sa-<br />

gen wir e<strong>in</strong>mal <strong>in</strong> Schw<strong>in</strong>del auf, <strong>in</strong> dem die<br />

d<strong>in</strong>glichen Beigaben sich zu Bil<strong>der</strong>n genau so<br />

verflüchtigen, wie <strong>in</strong> Ch<strong>in</strong>a zum falschen Pa-<br />

piergeld. Dieser Grabkult hat aber auf die so-<br />

ziale Struktur <strong>in</strong> Ch<strong>in</strong>a zweifellos sehr großen<br />

E<strong>in</strong>fluß gehabt, und wir werden hier<strong>in</strong> e<strong>in</strong>en<br />

<strong>der</strong> großen Unterschiede gegenüber unserer<br />

eigenen Kultur sehen müssen, <strong>in</strong>dem man nur<br />

anzuführen braucht, daß wir selbst versuchen,<br />

von den Toten so viel zu erben, wie nur irgend<br />

möglich. Daß jetzt <strong>der</strong> Staat <strong>in</strong> diese d<strong>in</strong>g-<br />

liche Erbschaft e<strong>in</strong>treten will, kann nicht sei-<br />

ne Lebensfähigkeit, son<strong>der</strong>n nur se<strong>in</strong>e Verwe-<br />

sung beför<strong>der</strong>n.<br />

Die Bedeutung des Pferdes selbst muß eben-<br />

falls noch erörtert werden. <strong>Das</strong> lebendige E<strong>in</strong>-<br />

graben <strong>der</strong> Pferde ist für westliche Kulturen<br />

bis zu Alarich bezeugt, und beson<strong>der</strong>s <strong>in</strong> al-<br />

ten Skythengräbern s<strong>in</strong>d wie<strong>der</strong>holt Pferde-<br />

skelette gefunden worden. Aus an<strong>der</strong>en Zu-<br />

27<br />

sammenhängen haben wir nun erkannt (Son-<br />

nenwagen von Trundholm) , daß das Pferd den<br />

Wagen <strong>der</strong> Sonne über den Taghimmel und<br />

vielleicht auch durch die Nachtwässer gezo-<br />

gen hat, <strong>in</strong>dem es selbst e<strong>in</strong>e Verwandlung<br />

zum Walroß durchgemacht hat. <strong>Das</strong> Pferd<br />

ist e<strong>in</strong>e lange Periode h<strong>in</strong>durch e<strong>in</strong> absolut<br />

königliches <strong>Tier</strong>, wird nur zwischen Fürsten<br />

als Geschenk erster Ordnung betrachtet, steht<br />

höher als die Frauen und Sklaven, und da die<br />

Fürsten sich selbst als Vertreter <strong>der</strong> Sonne<br />

betrachten, so ist es klar, daß ihnen auch die<br />

Pferde <strong>in</strong>s Grab <strong>mit</strong>gegeben werden, um ihren<br />

Weg durch die Unterwelt möglich zu machen.<br />

Man darf eben nicht vergessen, daß unsere<br />

heutige Staatskarosse e<strong>in</strong> absolut religiöses<br />

Kult<strong>in</strong>strument ist.<br />

DAS EINHORN. Dieses <strong>Tier</strong> taucht <strong>in</strong> den<br />

Sagen aller Völker auf. und wenn es z. B. bei<br />

den Assyrem <strong>mit</strong> dem Fisch zu e<strong>in</strong>em Stern-<br />

zeichen verbunden ist, welches man Ziegen-<br />

fisch nennt, so glaube ich, <strong>in</strong> dieser Darstel-<br />

lung e<strong>in</strong>e Bezeichnung zu sehen dafür, daß<br />

das <strong>Tier</strong> untergegangen ist.<br />

Mit an<strong>der</strong>en Worten halte ich es für sicher,<br />

daß im vorgeschichtlichen Europa und Asien<br />

e<strong>in</strong> <strong>Tier</strong> gelebt hat, auf welches die Beschrei-<br />

bungen <strong>der</strong> Sagen anzuwenden s<strong>in</strong>d. Daß die<br />

paar paläolithischen Ausgrabungen nach mei-<br />

nem Wissen das <strong>Tier</strong> noch nicht ausdrücklich<br />

erwähnen, besagt wenig, denn diese Ausgra-<br />

bungen haben von Millionen <strong>Tier</strong>en, die be-<br />

stimmt gelebt haben, nur wenige Exemplare<br />

wie<strong>der</strong> ans Licht gebracht, und zwar am mei-<br />

sten doch, wo es sich um Sumpftiere handelte<br />

o<strong>der</strong> solche, die ihren Tod im Sumpf gefun-<br />

den haben.<br />

Aus den ch<strong>in</strong>esischen Berichten <strong>der</strong> ältesten<br />

Zeit geht bestimmt hervor, daß <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen sel-<br />

tenen Fällen noch e<strong>in</strong> solches E<strong>in</strong>horn lebend

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