Das Tier in der Religion, mit hundertzwei Abbildungen

schwanger wird. Jelch, der Rabe, wird dann
in vielfacher Weise verfolgt, und am Ende
bringt er den Menschen unendliche Hilfe, in-
dem er das Feuer holt, die Sonne und den
Mond schafft, und so alle Prinzipien des Yang
durch sich selbst verwirklicht, d. h. ich halte
auch hier die Gestalt des Raben nur für den
ältesten Kommentar für den gleichen Raben,
der von Osten nach Westen fliegt, als das Prin-
zip des Yang und des Aufganges. Ich kann
mir sonst nur schwer erklären, wie ein Rabe
gerade in Kolumbien zu einer so entscheiden-
den Rolle kommen konnte, und der Kranz
der Legenden um seinen Namen ist reich und
wichtig.
Somit scheint es mir, daß wir in der Feme
keine wesentlichen neuenErscheinungen, wohl
aber ganz unentbehrliche Kommentare zu un-
seren eigenen vorgeschichthchen Vorstellun-
gen gewinnen werden, und ich möchte des-
halb auf den nächsten Umkreis zurückkom-
men.
Zum Thema der Ziege möchte ich das Mär-
chen von dem Wolf und den sieben Geißlein
heranziehen. Geiß und Gis sind Inversionen
des Wortes Ziege, und mir scheint auch, daß
dieses Wolfsmärchen sich auf die Ziege als
Mondtier bezieht. Wolf imd Ziege sind einmal
Feinde, und da es eine weiße Ziege ist, die
dem schwarzen Wolf feind ist, haben wir den
Gegensatz zwischen dem weiblichen Mond und
den männlichen Wolken. Die alte Geiß hat
sieben kleine Geißlein, und das sind sieben
Tage. Einmal kommt nun der Wolf, und die
kleine Schar von sieben Zicklein, die zusam-
men soviel wie ihre Mutter sind, lassen sich
nicht betrügen, denn seine Stinmie ist zu rauh.
Ein zweites Mal wird er abgewiesen, weil er
nicht eine weiße Pfote wie die Mutter hat,
sondern eine schwarze. Das dritte Mal hat er
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Erfolg und frißt nun die kleinen Tierchen, und
nur eines bleibt in einem Uhrkasten oder hin-
ter einem Ofen verborgen. Also ist die Deutung:
Zuerst ist Neumond, und nun kommen
sieben Geißlein, gegen die der Herr der Wol-
ken und der Dunkellieit nicht aufkommen
kann. Sie machen das Mondfenster vor ihm
zu. Dann kommen andere sieben Tage, und
wieder wird die Fensterscheibe geschlossen.
Dann aber kommt er zurück und legt eine
weiße Pfote ins Fenster, das heißt, er macht
die Scheibe der vierzehn Tage vollständig, und
damit ist der Verrat vollkommen. Der Wolf
dringt ein und frißt nun alle sieben kleinen
Tagzicklein, aber das letzte Tier verbirgt sich
im Uhrkasten, im Zeitmesser des Mondmen-
schen. Und nun kommt die alte Geiß nach
Hause. Sie hört den Bericht des verborgenen
letzten Viertels des Mondes, das niemand wie-
derfindet, und jetzt findet sie den Wolf nach
seiner Gewalttat schlafen. Da schneidet sie
ihm den Bauch auf, und die kleinen Zicklein
kommen heraus und können die Mondscheibe
wieder wachsen lassen. Aber dieser Vorgang,
wie auch alle astrischen Sonnen- und Mond-
märchen wiederholen sich dauernd, imd so
müssen sie zu ihrer Zeit wiederholt werden.
In einem anderen Märchen hat ein König drei
Söhne, imd das Reich soll der haben, der ihm
drei ganz seltene Dinge bringt : den kleinsten
Hund, das feinste Stück Leinwand imd das
schönste Mädchen. Der kleinste Hund ist in
einer Eichel verborgen, und die Eichel ist in
diesem Falle die allerkleinste Mondsichel, die
man aus dem schwach schimmernden Voll-
kreis während der ersten Zunahme besonders
gut herausschimmem sieht. Das feinste Stück
Leinwand, das durch ein Nadelöhr geht, ist
wieder der Mond, denn durch den winzigsten
ersten Spalt wird dann das ganze weiße Tuch