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Das Tier in der Religion, mit hundertzwei Abbildungen

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Begrüßen<strong>der</strong> des Morgens verehrt wurde und<br />

deshalb auch die Ankunft e<strong>in</strong>es Herrschers<br />

zu verkünden hatte, <strong>der</strong> se<strong>in</strong>en Weg zum Ze-<br />

nit antrat. Ich möchte an dieser Stelle daran<br />

er<strong>in</strong>nern, daß unser Wort für den Hahnenruf:<br />

Kikeriki: durchaus nicht e<strong>in</strong>e Nachahmung<br />

^ <strong>der</strong> Stimme bedeutet, son<strong>der</strong>n Kik-ri, Kik-ri<br />

zu deuten ist, das heißt Guck-ra.<br />

Abb. 32 u. 33. Schalentragende <strong>Tier</strong>e o<strong>der</strong><br />

Reiter s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kultur von Ben<strong>in</strong> und Jo-<br />

ruba sehr häufig. Ich halte es für unwahr-<br />

sche<strong>in</strong>lich, daß diese Gebilde aus <strong>der</strong> Phan-<br />

tasie entstanden s<strong>in</strong>d, glaube vielmehr be-<br />

stimmt, daß auch hier <strong>in</strong> Afrika e<strong>in</strong> sicheres<br />

Bewußtse<strong>in</strong> vorhanden ist, daß jede geweihte<br />

Schale die Bedeutung des großen Meeres unter<br />

<strong>der</strong> Erde hat. Wenn dieselbe also von e<strong>in</strong>em<br />

<strong>Tier</strong> getragen wird, o<strong>der</strong> von e<strong>in</strong>em Reiter,<br />

so ist ursprünglich sicher die Vorstellung des<br />

Lebens <strong>mit</strong> dem <strong>Tier</strong>e verbunden, das heißt<br />

die Seelen <strong>der</strong> Menschen werden durch das<br />

<strong>Tier</strong> vom Westen zum Osten getragen und <strong>der</strong><br />

Reiter ist <strong>der</strong> Sonnengott.<br />

Abb. 34. Es ist allgeme<strong>in</strong> bekannt, daß die<br />

<strong>Tier</strong>verehrung o<strong>der</strong> besser gesagt die Verwen-<br />

dung des <strong>Tier</strong>es für ReHgionsvorstellungen <strong>in</strong><br />

Ägypten e<strong>in</strong>en ungewöhnlichen Höhepunkt<br />

erreicht hat. <strong>Das</strong> Bildmaterial ist deshalb auf<br />

diesem Gebiet bis auf wenige Dokumente re-<br />

duziert.<br />

Wir sehen die Gött<strong>in</strong> Isis <strong>mit</strong> dem jimgen<br />

Horusk<strong>in</strong>d. Isis wird stets als Kuh gedacht.<br />

Selbst <strong>in</strong> <strong>der</strong> Spätzeit fallen die Homoma-<br />

mente auf ihrem Haupte nicht fort. Zwischen<br />

ihnen steht die aufgehende Sonnenscheibe.<br />

Abb. 35. Auch die Katze wurde im ägyptischen<br />

Kult verehrt, während <strong>in</strong> an<strong>der</strong>en <strong>Religion</strong>en<br />

verhältnismäßig wenig an dieses <strong>Tier</strong> gedacht<br />

worden ist. Daß sie als böses Pr<strong>in</strong>zip gegolten<br />

hat, steht außer Frage. Sie ist <strong>der</strong> Fe<strong>in</strong>d <strong>der</strong><br />

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Vögel und vernichtet schon die Jungen <strong>in</strong> den<br />

Eiern.<br />

Abb. 36. In <strong>der</strong> Abtrennung des Schenkels ei-<br />

ner Antilope selbst muß man e<strong>in</strong> religiöses<br />

Symbol erkennen. Die Art, wie <strong>der</strong> Schenkel<br />

vom <strong>Tier</strong>e abgetrennt wird, läßt darauf schlie-<br />

ßen, daß bei je<strong>der</strong> Schlachtung daran gedacht<br />

wurde, daß <strong>der</strong> Schenkel auch e<strong>in</strong>e kosmische<br />

Bedeutung hat. Man muß sich vorstellen, daß<br />

jede Bewegung nur dadurch möghch ist, daß<br />

e<strong>in</strong> Fuß auf e<strong>in</strong>en Punkt <strong>der</strong> Erde aufgesetzt<br />

wird, also e<strong>in</strong>en Augenblick ruht, und gleich-<br />

zeitig <strong>der</strong> ganze an<strong>der</strong>e Körper fortbewegt<br />

wird. Die Zehenspitze des Fußes entspricht<br />

also dem e<strong>in</strong>zigen festen Punkt im Sternhim-<br />

mel, dem Nordpol, <strong>der</strong> Schenkel ist <strong>der</strong> Be-<br />

g<strong>in</strong>n aller Bewegung, und wenn wir also <strong>in</strong><br />

Amerika e<strong>in</strong>e Legende f<strong>in</strong>den, nach welcher<br />

die erste Spur von Erde zwischen den Krallen<br />

e<strong>in</strong>es <strong>Tier</strong>es dadurch zum Erdball erweitert<br />

wird, daß die <strong>Tier</strong>e endlos um diesen w<strong>in</strong>zigen<br />

Erdklumpen kreisen, so erkennen wir deut-<br />

lich, welche Bedeutimg <strong>der</strong> Schenkel des Opfertieres<br />

auch <strong>in</strong> Ägypten haben mußte, wo<br />

<strong>der</strong> Schenkel <strong>in</strong> <strong>der</strong> Mitte des Stemkreises<br />

steht.<br />

Abb. 3y. Die OmamentHrüen dieses e<strong>in</strong>fachen<br />

Jorubaschildes s<strong>in</strong>d für uns von allergrößter<br />

Bedeutung. In <strong>der</strong> Mitte f<strong>in</strong>den wir die Schlan-<br />

ge <strong>der</strong> Unendüchkeit. Neben <strong>der</strong>selben e<strong>in</strong> ver-<br />

schlungenes Ornament, welches aus <strong>der</strong> Ver-<br />

b<strong>in</strong>dung von e<strong>in</strong>em Viereckkreis <strong>mit</strong> zwei<br />

abgeflachten Kreisen besieht. Dieses Orna-<br />

ment beruht also auf den Zahlen 2 und 4. <strong>Das</strong><br />

folgende unendHche Ornament beruht dage-<br />

gen auf <strong>der</strong> Zahl 3.<br />

Ebenfalls erkennen wir aber, daß l<strong>in</strong>ks <strong>der</strong><br />

Mann, rechts die Frau steht ; daß unter dem<br />

Mann e<strong>in</strong> aufsteigendes und unter <strong>der</strong> Frau<br />

e<strong>in</strong> absteigendes <strong>Tier</strong> zu erkennen ist. Es ist

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