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Das Tier in der Religion, mit hundertzwei Abbildungen

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sehen, die stark auf solche <strong>Tier</strong>e angewiesen<br />

waren, gerieten <strong>in</strong> Not. <strong>Das</strong> ist vielleicht<br />

e<strong>in</strong> gewisser Auftakt zu e<strong>in</strong>em solchen Höh-<br />

lenmystizismus, aber es steht nur <strong>in</strong> loser Ver-<br />

b<strong>in</strong>dung zu solchen Arbeitsleistungen <strong>in</strong> Räu-<br />

men, die nicht als Menschenwohnung benutzt<br />

waren. Die Darstellung dieser <strong>Tier</strong>e, die <strong>in</strong><br />

die Höhlen ebenfalls als Tote <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>gegan-<br />

gen s<strong>in</strong>d, kann man nicht denken ohne Bezug<br />

auf die Seelenwan<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Menschen. Wie-<br />

<strong>der</strong>um ist es aber auch klar, daß die <strong>Tier</strong>e ihre<br />

Rangordnung hatten, wie auch die Menschen,<br />

und daß bestimmte Totems an e<strong>in</strong>em Ort vor-<br />

gezogen werden, <strong>der</strong> zur höchsten Sonnenver-<br />

ehrung bestimmt ist,br<strong>in</strong>gt ebenfalls e<strong>in</strong>eVor-<br />

stufe <strong>der</strong> afrikanischen Totementwicklung zur<br />

Annahme, die eigentlich unentbehrlich ist. Es<br />

gibt zweierlei Beziehungen zum <strong>Tier</strong>, wie sich<br />

schon aus dem bisher besprochenen Material<br />

ergibt. Wir haben zuerst die psychische Ähn-<br />

lichkeit zwischen dem Menschen und allenTie-<br />

ren <strong>in</strong> irgende<strong>in</strong>em Punkt. Sie ist unbestreit-<br />

bar und es gibt zunächst ke<strong>in</strong>esfalls e<strong>in</strong>e Lö-<br />

sung über die Frage, ob die <strong>Tier</strong>e e<strong>in</strong>zelne<br />

Züge <strong>der</strong> Menschen <strong>in</strong> sich forttragen und also<br />

den ganzen Menschen unter ihrer tierischen<br />

Gesamtheit teilen, wobei ohne Zweifel auch<br />

die Erfahrung lehren wird, daß <strong>Tier</strong>e, die <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>er Landschaft nicht vorhanden s<strong>in</strong>d, auch<br />

<strong>in</strong> den Menschenzügen fehlen.<br />

Die an<strong>der</strong>e Möglichkeit ist, daß die Menschen<br />

alle <strong>Tier</strong>züge <strong>in</strong> sich aufgenommen haben und<br />

e<strong>in</strong>e Vere<strong>in</strong>igung aller <strong>Tier</strong>e darstellen, und<br />

diese magische Beziehung zwischen <strong>Tier</strong> und<br />

Mensch ist die reale Grundlage <strong>der</strong> Bedeutung<br />

des <strong>Tier</strong>es <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Religion</strong>. Darüber ist noch<br />

weiteres zu sagen. An<strong>der</strong>s aber ist die bewer-<br />

tende Beziehung <strong>der</strong> Menschen zu den <strong>Tier</strong>en.<br />

Hier s<strong>in</strong>d die Raubtiere wohl gefürchtet und<br />

verehrt, aber sie s<strong>in</strong>d nicht gewollt. <strong>Das</strong>, was<br />

45<br />

den Menschen nützt, gehört zu e<strong>in</strong>er ganz an-<br />

<strong>der</strong>en Kategorie, und hier rangieren natürlich<br />

die R<strong>in</strong><strong>der</strong>, Pferde, ziegenartigen und schaf-<br />

artigen <strong>Tier</strong>e an erster Stelle, während das<br />

Schwe<strong>in</strong> <strong>in</strong> früher Zeit kaum ersche<strong>in</strong>t. Von<br />

den nützlichen <strong>Tier</strong>en, die hier die Begleiter<br />

<strong>der</strong> Sonne <strong>in</strong> die Unterwelt s<strong>in</strong>d, ist nur <strong>der</strong><br />

Elefant uns nicht ganz geläufig, weil wir nicht<br />

wissen, wie früh er gezähmt worden ist, o<strong>der</strong><br />

ob se<strong>in</strong> Fell früh von sehr großem Nutzen ge-<br />

wesen ist.<br />

Wir haben hier also e<strong>in</strong>e deutHche Trennung<br />

bei<strong>der</strong> Kategorien, und da e<strong>in</strong>e solche Schei-<br />

dung sonst nirgends so klar ist, können wir<br />

verspüren, daß wir hier den Quellen <strong>der</strong> ei-<br />

gentlichen Haustierzucht schon näher kom-<br />

men, und können weitere Schlüsse vielleicht<br />

wagen.<br />

Zunächst die magischeVerb<strong>in</strong>dung vonMensch<br />

und <strong>Tier</strong>. In dieser Gedankenwelt ist <strong>mit</strong> al-<br />

len o<strong>der</strong> doch fast allen <strong>Tier</strong>en die Idee <strong>der</strong><br />

Unsterblichkeit <strong>der</strong> <strong>Tier</strong>e sehr stark verbun-<br />

den, imd das ist so durchaus selbstverständ-<br />

lich, daß es fast lächerlich sche<strong>in</strong>t, darüber<br />

noch Worte zu machen. <strong>Das</strong> <strong>Tier</strong>junge ist <strong>in</strong><br />

ganz kurzer Zeit e<strong>in</strong> fertiges und sich selbst<br />

nährendes und verteidigendes Wesen, und das<br />

ist gegenüber den Menschen e<strong>in</strong> ganz großer<br />

Unterschied. Bei den Menschen ist nicht nur<br />

die Zeit bis zum vollen Zenit e<strong>in</strong>es neuen<br />

Menschen so lang, daß darüber das Gedächt-<br />

nis <strong>der</strong> Mitmenschen <strong>in</strong> mancher W^eise ver-<br />

sagt, son<strong>der</strong>n die K<strong>in</strong><strong>der</strong> fallen auch ganz an-<br />

<strong>der</strong>s aus, wie die Eltern. Ich habe schon mehr-<br />

fach erwähnt, daß es aus e<strong>in</strong>er sehr alten Zeit<br />

datiert, daß <strong>der</strong> Enkel als Ahn-kel, d. h. klei-<br />

ner Ahn erkannt ist, und daß das Wort Ähn-<br />

lich als Ahn-Like, also ahnengleich ebenfalls<br />

darauf h<strong>in</strong>weist, daß bei den Menschen bis<br />

zur Ähnlichkeit erst e<strong>in</strong>e Generation über-

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