Das Tier in der Religion, mit hundertzwei Abbildungen

ist, mehr als seinen eigenen Körper durch den
Willen zu Ungewöhnlichem zu zwingen, und
dieses ist der erste und echteste Zustand des
Kentauren, den alle wirklich mutigen Reiter
an sich selbst erlebt haben. Gleiches ist ja
vielleicht auch bei noch höherer Suggestions-
kraft bei einem Stier möglich, und schließlich
noch bei einem Kamel, aber für die Erschei-
nung der Ersetzung des Kopfes eines Wesens
durch ein anderes konnte doch nur das Roß
typisch werden. Kentaur ist aber doch ohne
Zweifel eine Verbindung von Gin-Mensch oder
Frau und Taur-Stiev. Daß diese Bezeichnung
für einen Volksstamm gültig gewesen ist, un-
terliegt wohl keinem Zweifel, soweit die Grie-
chen für den Begriff in Frage kommen. Es
waren tatarische Nordvölker oder Ostvölker,
die nach Süden vorgedrungen waren, und recht
gewaltsam mit dem Besitz der Unterworfenen
imigingen. Die Formel für den Kentaur ist
aber bei Völkern zu suchen, die ganz ausge-
prägte frühe Pferdezüchter gewesen sind, wie
es auch nur für Gebiete mit weiten Flächen
wahrscheinlich ist. Uns kann nur noch be-
schäftigen, in welcher Weise der Kentaur in
die Opposition zu Herakles gekommen ist, so
daß dieser ihn dauernd bei jeder Gelegenheit
bekämpfte, mordete und am Ende sein Weib
Deianira gegen den Tod des letzten Kentaur
hergeben mußte, um am Ende doch an ihrer
oder seiner Rache in Qualen zu vergehen, in-
dem er ein Feuerhemd bekam (aus dem Ken-
taurenblut), das ihn wahnsinnig machte.
Es scheint, daß auch auf den Goldhömern
von Gallehus der Kentaur als Gegenpol des
Sonnenlieros, also auch als Vertreter der Un-
terwelt verwertet wurde. Die Sage von He-
rakles ist aber vor allem eine astronomi-
sche Erzählung und nur bei ausführlicher
Deutung des ganzen Himmelsbildes zu ver-
stehen. Die immer wiederkehrende Betonung
des großen Frauenbedarfes der Kentauren
aber möchte ich als eine Charakteristik
östlicher Haremsvölker wieder einer Rea-
lität zuschreiben, und so glaube ich, daß es
wiederum eine psychische Beobachtung ist,
die den Kentauren in gewissem Grade in
die Religionsprobleme bringen konnte. Der
Mann, der das Tier so vollkommen seinem
Willen unterwirft, wächst einerseits in sei-
ner physischen Macht in einer Weise, daß
er sich allen anderen weit überlegen halten
muß. Dabei aber geht er unmerklich in dem
Pferde unter, er verfällt den physisch-anima-
len Energien und verblödet in einem weiten
Grade und wird unseelisch. Das scheint mir
eine Sache, die noch heute leicht an einem
Menschentyp wie den Jockeys, zu beobachten
ist.
Der Mensch hat sich in der Schnelligkeit sei-
ner Bewegung der Sonne um einen bedeuten-
den Grad genähert, sowie wir motorischen
Menschen das dauernd fortzusetzen suchen.
Er ist also in einer Weise sonnenähnlicher ge-
worden, aber trotzdem sinkt er in eine tiefere
Kulturschicht zurück und geht nun genau wie
die Tiere hordenweise zugrunde. Daß der Ken-
taur tief am südlichen Himmel steht, dort,
wo er nur eben noch für die Augen der Mittel-
europäer zu erreichen ist, versteht sich bei der
Beziehung zum Sonnenpferd von selbst.
Bei dem Silberkessel von Gundestrup begeg-
nen uns wieder die Elefanten als Begleiter
einer Sonnenmuttergöttin, der Kontakt zwi-
schen Mensch und Elefant hat in Europa nie-
mals aufgehört, und ich halte auch den Na-
men /// für nordisch, da er mit den übrigen
^/^/>Ä-Homformen zusammengehört. Nun ist
aber Elefant ein rein baskisches Wort und nur
aus dem Baskischen zu erklären, denn es heißt
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