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Das Tier in der Religion, mit hundertzwei Abbildungen

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kann man sicher se<strong>in</strong>, daß die Lehre vom Tao<br />

die vorhergehende Auffassung ist, die still-<br />

schweigend e<strong>in</strong>geschlossen wird. <strong>Das</strong> erste ist<br />

<strong>der</strong> Ausatem, das heißt, die erste sichtbare<br />

Ersche<strong>in</strong>ung, die erste aufgehende Sonne. <strong>Das</strong><br />

zweite ist <strong>der</strong> Weg <strong>der</strong> Dunkelheit, <strong>der</strong> E<strong>in</strong>-<br />

atem, denn was e<strong>in</strong>mal sichtbar war, muß <strong>in</strong><br />

die Unsichtbarkeit zurück. Beide aber s<strong>in</strong>d<br />

ganz fest ane<strong>in</strong>an<strong>der</strong> gebunden und zum ewi-<br />

gen Wechsel gezwungen, so daß es ke<strong>in</strong> Auf-<br />

hören gibt. Wenn also die Sonne wie<strong>der</strong> auf-<br />

geht, so s<strong>in</strong>d die beiden Vorstufen unbed<strong>in</strong>gt<br />

e<strong>in</strong>geschlossen, und von da an wie<strong>der</strong>holt sich<br />

immer das gleiche, so daß nichts über die Zahl<br />

drei h<strong>in</strong>übergeht.<br />

Da ich nun die <strong>Tier</strong>beziehungen nicht <strong>in</strong> ihren<br />

letzten Auswirkungen und Darstellungen un-<br />

tersuchen und darlegen wollte, noch auch <strong>in</strong><br />

ihrer Gesamtheit, son<strong>der</strong>n auf ihren anfäng-<br />

lichen S<strong>in</strong>n kommen möchte, halte ich es für<br />

zweckmäßig, auf e<strong>in</strong> sehr altes Material e<strong>in</strong>-<br />

zugehen, von dem aus noch mancherlei Ver-<br />

gleiche zur Peripherie gezogen werden kön-<br />

nen.<br />

E<strong>in</strong>e <strong>der</strong> merkwürdigsten Ersche<strong>in</strong>ungen <strong>der</strong><br />

Vorzeit ist ohne Zweifel die Pasiegahöhle <strong>in</strong><br />

den Pyrenäen. Ihre Haupthalle hat <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Mitte e<strong>in</strong>en Altar, <strong>der</strong> gehauen ist, und die<br />

Wände <strong>der</strong> Höhle s<strong>in</strong>d bedeckt <strong>mit</strong> den Zeich-<br />

nungen von R<strong>in</strong>d, Pferd, Hirsch, Gemse <strong>in</strong><br />

meistens gut zu scheidenden männlichen und<br />

weiblichen Exemplaren und auch Elefanten.<br />

Sobald es möglich ist, reichliche, gute Bil<strong>der</strong><br />

zu geben, soll e<strong>in</strong>e Besprechung dieser <strong>Tier</strong>-<br />

beziehungen stattf<strong>in</strong>den. Zunächst aber halte<br />

ich es für notwendig, e<strong>in</strong>e Stellung zu <strong>der</strong><br />

Ersche<strong>in</strong>ung dieser Höhlen von Pasiega,<br />

Cogul etc. zu f<strong>in</strong>den. Es s<strong>in</strong>d an manchen<br />

Stellen, wie auch beson<strong>der</strong>s <strong>in</strong> <strong>der</strong> erwähnten<br />

Haupthalle, ausschHeßlich <strong>Tier</strong>e dargestellt.<br />

44<br />

und diese Darstellungen <strong>in</strong> den doch recht<br />

wahrsche<strong>in</strong>lich ganz wenig erleuchteten Höh-<br />

len hat, wie ich das für alle vorgeschichtlichen<br />

Felsritzungen etc. betone, e<strong>in</strong>e ungeheure<br />

Mühe gemacht. Diese Höhlen s<strong>in</strong>d also ganz<br />

große heilige Orte gewesen, und zwar Stätten<br />

<strong>der</strong> geheimen, seltenen, mystischen Feier. Es<br />

ist nun klar, daß die Feier zum Wie<strong>der</strong>auf-<br />

gang <strong>der</strong> Sonne, zur Reife <strong>der</strong> Früchte o<strong>der</strong><br />

<strong>der</strong> Ernte, falls es schon Saat von Menschen-<br />

hand gab, über Tag vor sich g<strong>in</strong>gen. Nur die<br />

großen Nacht- und Totenfeiern des W<strong>in</strong>ters,<br />

des großen Sterbens, konnten <strong>in</strong> Höhlen ge-<br />

dacht und berechtigt se<strong>in</strong>, wie auch die un-<br />

terirdischen Gottesdienste <strong>der</strong> Christen spä-<br />

ter durchaus nicht Zufluchtsorte, son<strong>der</strong>n ur-<br />

alte Höhlen aufsuchten o<strong>der</strong> solche neu schu-<br />

fen. Diese Höhlen s<strong>in</strong>d die unterweltüchen<br />

Höhlen und Wohnhäuser <strong>der</strong> Sonne. Die Son-<br />

ne ist für den E<strong>in</strong>wohner Spaniens <strong>in</strong> den Py-<br />

renäen im hohen Norden untergegangen, viel-<br />

leicht zu e<strong>in</strong>er Zeit, <strong>in</strong> <strong>der</strong> weiter nördlich he-<br />

gende Gegenden e<strong>in</strong>e Eiszeit aushalten muß-<br />

ten, und sei es nun, daß man fürchtete, daß<br />

diese Eiswehe, die man <strong>in</strong> jahrtausendlanger<br />

Tradition vielleicht nahen fühlte, durch die<br />

Verehrung hier zum Stehen gebracht werden<br />

sollte, sei es, daß es sich um e<strong>in</strong>en durchaus<br />

normalen W<strong>in</strong>tersonnenwendenkult handelte,<br />

so kann <strong>der</strong> Höhlenbegriff als Wohnung <strong>der</strong><br />

Sonne zunächst nicht bezweifelt werden. Die<br />

<strong>Tier</strong>e, die hier versammelt s<strong>in</strong>d, kennen wir<br />

ohne Ausnahme schon. Raubtiere s<strong>in</strong>d <strong>in</strong><br />

diesen spanischen Höhlen zunächst nicht ver-<br />

treten, son<strong>der</strong>n es s<strong>in</strong>d die <strong>Tier</strong>e, die vom<br />

Pflanzenwuchs leben, <strong>der</strong> im W<strong>in</strong>ter ver-<br />

schw<strong>in</strong>det.<br />

Es ist nebenbei ja auch klar, daß alsdann, un-<br />

ter <strong>der</strong> Voraussetzung ziemlich strenger W<strong>in</strong>-<br />

ter, auch diese <strong>Tier</strong>e fortzogen, und die Men-

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