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Das Tier in der Religion, mit hundertzwei Abbildungen

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Auch <strong>der</strong> Begriff von den hilfreichen <strong>Tier</strong>en<br />

ist auf diesem Wege entstanden, und unsere<br />

Arbeit versagt beson<strong>der</strong>s da, wo uns trotz<br />

dem besten Willen, den Möghchkeiten nach-<br />

zugehen, e<strong>in</strong>fach die Beweise auch des un-<br />

glaubwürdigsten eigenen Erlebnis e<strong>in</strong>fach feh-<br />

len, und dieser Mangel ist <strong>in</strong> ke<strong>in</strong>er Weise zu<br />

ersetzen.<br />

In solchen Arbeiten fällt man leicht <strong>in</strong> ganz<br />

große Fehler, und <strong>der</strong> hauptsächliche entsteht<br />

daraus, daß man Erzeugnisse von dem Geist<br />

vieler tausend Jahre und vieler Millionen Menschen<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Augenblick untersucht. Was<br />

ich hoffe vermieden zu haben, ist die Ger<strong>in</strong>g-<br />

schätzung <strong>der</strong> Vorzeit, denn ich habe von ihr<br />

bisher so viel gelernt, daß ich nicht glaube,<br />

daß wir Heutigen so bald das höchste Niveau<br />

<strong>der</strong> Vorzeit erreicht haben werden. Es mag<br />

wohl richtig se<strong>in</strong>, daß es viele Menschen ge-<br />

geben hat, denen heute je<strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelne über-<br />

legen ist, aber das schließt längst nicht aus,<br />

daß die Vorzeit <strong>in</strong> ihrer Gesamtleistung, und<br />

vor e<strong>in</strong>er solchen stehen wir dauernd, e<strong>in</strong>en<br />

Geist beherrscht hat, dem ke<strong>in</strong>er von uns<br />

E<strong>in</strong>zelnen standhalten kann. Ganz wesentlich<br />

f<strong>in</strong>de ich auch e<strong>in</strong> begleitendes Resultat. In<br />

<strong>der</strong> Vorzeit hat ke<strong>in</strong>e Kultur daran gedacht,<br />

daß <strong>der</strong> Mensch von den <strong>Tier</strong>en abstammen<br />

könnte.Und ich glaube,daß e<strong>in</strong>eWissenschaft,<br />

die so ganz gegen den Inst<strong>in</strong>kt geht, ke<strong>in</strong>e<br />

<strong>Das</strong>e<strong>in</strong>sberechtigung haben kann, auch wenn<br />

man schon so weit revidiert hat, daß man<br />

e<strong>in</strong>e längere geme<strong>in</strong>same L<strong>in</strong>ie von e<strong>in</strong>em äl-<br />

teren Ursprung her annehmen will.<br />

Viele Son<strong>der</strong>betrachtungen lassen sich an e<strong>in</strong>-<br />

zelne Themata schließen, und es wäre gut,<br />

wenn dieselben <strong>in</strong> die religionsgeschichtlichen<br />

und psychologischen neueren Arbeiten auf-<br />

genommen würden.<br />

<strong>Das</strong> romanische Wort für <strong>Tier</strong> ist Besiia und<br />

67<br />

bedeutet West-Ga, also Westwärtsgehendes,<br />

Untergehendes. Ob diese Erkenntnis vom Un-<br />

tergang des <strong>Tier</strong>es o<strong>der</strong> vom Untergang des<br />

Menschlichen durch das <strong>Tier</strong> schon e<strong>in</strong> hohes<br />

Alter hat, ist schwer zu sagen. Auch wir s<strong>in</strong>d<br />

<strong>der</strong> Me<strong>in</strong>ung, daß das <strong>Tier</strong> untergeht, denn<br />

<strong>der</strong> Mensch will und kann diese Aufgabe durch-<br />

führen, und er hat recht <strong>mit</strong> allem, was er<br />

will, denn er muß die Folgen davon selbst<br />

tragen. <strong>Das</strong> <strong>Tier</strong> geht unter und steht am<br />

Himmel <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en letzten Bil<strong>der</strong>n, aber es hat<br />

e<strong>in</strong>en S<strong>in</strong>n, daß es dorth<strong>in</strong> kam. Wenn wir auch<br />

immer größeren Zahlen von <strong>Tier</strong>en <strong>der</strong> Haus-<br />

zucht Weide und <strong>Das</strong>e<strong>in</strong> schaffen, so ist doch<br />

<strong>der</strong> Geist des freien <strong>Tier</strong>es untergegangen, und<br />

die Qualität ist verloren zugunsten <strong>der</strong> Menge.<br />

Wenn <strong>der</strong> Mensch se<strong>in</strong>e <strong>Tier</strong>e drei Tage lang<br />

nicht pflegt, s<strong>in</strong>d sie alle tot, wie er selbst,<br />

und <strong>in</strong> wenigen Monaten kann er sie auch<br />

ohne Wi<strong>der</strong>stand ihrerseits aufessen. <strong>Das</strong> aber<br />

war nicht <strong>der</strong> S<strong>in</strong>n des <strong>Tier</strong>es. Der Mensch<br />

hat also ke<strong>in</strong>en an<strong>der</strong>en Weg, als sich selbst<br />

zu spalten <strong>in</strong> Klassen, die sich weit von e<strong>in</strong>-<br />

an<strong>der</strong> entfernen, und er ist auf dem besten<br />

Weg dazu. Ohne oben und unten gibt es ke<strong>in</strong>e<br />

Höhe, und es ist wohl e<strong>in</strong> Irrtum, wenn die<br />

E<strong>in</strong>en sagen, daß die Oberen versuchten, die<br />

Unteren zu unterdrücken. Der Inst<strong>in</strong>kt be-<br />

weist <strong>in</strong> jedem Augenblick das Gegenteil, und<br />

wenn die letzten <strong>Tier</strong>e sagenhaft verschwun-<br />

den wären, hätte man den besten Beweis für<br />

die Aufwärtsbewegung des Ganzen. Aber die<br />

lebendigen Kräfte gehen von <strong>der</strong> Höhe aus,<br />

wenn auch die Höhe durch die lebendige Masse<br />

geschaffen ist. <strong>Das</strong> sche<strong>in</strong>t mir wesentlich,<br />

wenn wir auch we<strong>der</strong> Kraft an sich, noch Masse<br />

an sich kennen, son<strong>der</strong>n immer nur als Gegen-<br />

pole annehmen müssen, um uns zu erklären<br />

den Weg <strong>der</strong> Funktionen, <strong>der</strong> unser Leben<br />

aufbaut und ausmacht.

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