28.10.2013 Aufrufe

Zünderle" und seine Zeit

Zünderle" und seine Zeit

Zünderle" und seine Zeit

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Nase hineinsteckte <strong>und</strong> zweitens, weil es ihr ärgerlich passierte, daß der<br />

Geißbock bei's Fridolins, an ihrer nicht gerade zierlichen Geiß nur<br />

unlustig herumschmeckte <strong>und</strong> offenbar- keinen Appetit zeigte <strong>und</strong> sie<br />

dann verzagt ausrief: ,,Komm Fanny, wir gehen wieder, das brauchen<br />

wir uns nicht bieten zu lassen".<br />

Und gerade die, weil sie scheinbar sonst nichts gescheiteres zu tun<br />

wußte, streckte oft Maulaffen feil die Nase zum Fenster hinaus um wiß-<br />

begierig auszuk<strong>und</strong>schaften, was da unten bei dem „feinen Herzögle"<br />

alles so heimlich vor sich gehe. Ihre vermutlichen Wahrnehmungen trug<br />

sie begierig denen zu, die schon frühmorgens vor der Haustür gern wis-<br />

sen wollten, was sich gestern über den Tag alles zugetragen habe. Wenn<br />

ihm dann wieder aus dem Teufelskreis einiges unterderhand mitgeteilt<br />

wurde, sinnte er verschlagen auf Rache. Der zahme Krabb, sein gesel-<br />

liger Hausgenosse, mußte dabei als Medium herhalten. Den stellte er aufs<br />

Tischle das im Höfle stand <strong>und</strong> ihm an heißen Tagen zu einem Nicker-<br />

chen diente. Mit Gottseibeimir krächzte er laut, daß man es gut hören<br />

konnte, zu ihm hin: „Schmeggeri — Schmeggeri !" Das ging eine Weile<br />

so, bis die Schmeggeri wutschnaubend, wie eine wilde Katze, herunter<br />

gerannt kam, das unschuldige Federvieh am Kragen packte <strong>und</strong> ihm die<br />

letzte Ölung gab.<br />

Wie er nun so <strong>seine</strong>n Liebling, der ihm immer anhänglich zugetan war<br />

leblos liegen sah, kam Weh <strong>und</strong> Einsamkeit über ihn. Tag <strong>und</strong> Nacht<br />

grübelte er über sein Leben nach, ob es zu zweit doch nicht schöner<br />

<strong>und</strong> erträglicher wäre als dauernd ganz alleine in der Stube hocken <strong>und</strong><br />

ergreifend kam ihm wieder der Gedanke ans Heiraten in den Sinn.<br />

18

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!