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Zünderle" und seine Zeit

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Zulukaffer, was hab ich euch getan, warum werft ihr mich in die Hek-<br />

ken? Der Satan hol euch noch zu Lebzitt in d'Höll, ihr verschisseni<br />

Bibbeliskäsfresser!". Gleichwohl halfen sie ihm auf die Beine <strong>und</strong> brach-<br />

ten ihn heim in <strong>seine</strong> nahe Hütte. Der Kübler meinte nur: „Komm<br />

Wilhelm, wir gehn wieder an unser Dreschen. Solang der Mensch noch so<br />

gotteslästerlich fluche kann, isch ihm nicht viel geschehn".<br />

Zur selbigen <strong>Zeit</strong> wurde auch vor unserem Haus gegraben <strong>und</strong> wir Kin-<br />

der versuchten mit den Italienern zu kauderwelschen. Und obwohl wir<br />

selber bescheiden leben mußten <strong>und</strong> wahrlich nichts, aber auch gar nichts<br />

zu verschenken hatten, glaubten wir doch, daß das ganz arme Teufel sein<br />

müssen <strong>und</strong> reichten ihnen im Verstohlenen, so es die Mutter nicht sähe,<br />

alswieder ein Stück Brot oder eine Handvoll Pflaumen über den Hag. —<br />

Was wird wohl, so frage ich mich, aus diesen Menschen, die uns für ein<br />

Fetzen trockenes Brot italienisch — Z'schinqua Dora lernten, geworden<br />

sein. Sicherlich sind sie alle lange schon im Strom der <strong>Zeit</strong> untergegan-<br />

gen!<br />

Bildlich kommen mir auch noch die zwei markanten Zimmermänner,<br />

der Kindle Lorenz <strong>und</strong> sein Gefährte Kohler Philipp, die unserem Nach-<br />

barn Engelbert Faist um diese <strong>Zeit</strong> einen Schopf zimmerten, in Erschei-<br />

nung. Mit <strong>seine</strong>n zwei mächtigen Ochsen brachte der Tannenbur, der<br />

Kindlesepp, eine Fuhre Stammholz. Der Lorenz <strong>und</strong> der Philipp halfen<br />

beim Abladen mit <strong>und</strong> wir Buben standen drumherum. Dann ging es an<br />

die Arbeit, erst aber spuckten sie kräftig in die Hände. Auf zwei Böcke<br />

wurde der Stamm gewuchtet. Der Lorenz zog die Schnur durch das<br />

„Rußkistle" <strong>und</strong> schnellte diese längsseits auf den Stamm ab. Nun nahm<br />

jeder das „Breitbeil" in die Hände <strong>und</strong> Fetzen um Fetzen flogen nur so<br />

weg, bis das R<strong>und</strong>holz <strong>seine</strong> rechteckige Form hatte — <strong>und</strong> ganz schnur-<br />

gerade brachten die zwei Männer es auch hin! Aber beim damaligen<br />

Kinderschulneubau haute sich dem Philipp sein Sohn, der Adolf, mit<br />

dem Breitbeil eine so schwere W<strong>und</strong>e bei, daß im ganzen Dorf darüber ge-<br />

redet <strong>und</strong> er auch lange <strong>Zeit</strong> darunter zu leiden hatte.<br />

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