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Die Juden kamen von Schmieheim <strong>und</strong> Kippenheim zu uns ins Dorf. Ein<br />
Handwerk durften sie nicht betreiben <strong>und</strong> so schlugen sie sich mit Han-<br />
del fügsam durchs Leben. Mit Reichtümer waren diese Menschen wahr-<br />
haftig auch nicht gesegnet! Der oben schon erwähnte Beuschili, schlepp-<br />
te sich am Stock mit Sack <strong>und</strong> Beutel durch die Gassen. Er handelte<br />
nur mit Geißen <strong>und</strong> nahm den Leuten ihre alten Hühner, die sie selber<br />
nicht mehr wollten, ab. Chronisch wiegte er den Kopf, mit dem roten<br />
struppigen Schnurbart, hin <strong>und</strong> her. Hatte er eine Geiß am Seil, konnte<br />
man fürchten, sie gehe mit ihm durch. Von Kippenheim her, kamen<br />
der „Mareks", der „Bündelsepp" <strong>und</strong> sein Bruder „Abraham". Von<br />
Schmieheim war es noch der alte „Baumann", der mit einem Bündel<br />
Stoffresten auf dem Buckel am Stock in der Gegend herumlief. In aller<br />
Frühe liefen diese Juden im Dorf herum <strong>und</strong> spät am Abend gingen sie<br />
wieder heim. Die meisten Sulzer hatten zu allen ein trauliches Verhält-<br />
nis. Nur die, die selber gern „beschummeln" wollten, spöttelten über die<br />
Judenschaft <strong>und</strong> trugen in der niedrigsten Gesinnung dazu bei, den<br />
Hilflosen in der berühmten ruchlosen „Kristallnacht" in satanischer<br />
Lust den Garaus zu machen. Wie hemmungslos miserabel es auch zu-<br />
ging, die <strong>Zeit</strong> schreitet über Gutes <strong>und</strong> Böses hinweg <strong>und</strong> nur wenige un-<br />
ter uns kennen mehr das Sprüchle — „Der Kafili von Schmüäh handelt<br />
mit Ochse <strong>und</strong> Küeh" — . Alle sind von ihren Leiden erlöst!<br />
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