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trockenem Wetter nur wenig Wasser fürs Mühlenrad <strong>und</strong> es dann in der<br />
,,Öli" nichts zu tun gab, packte er Hammer, Meißel <strong>und</strong> das Güdderli<br />
Moscht mit dem Vesperbrot ins Körble <strong>und</strong> ging hinauf an die Arbeit.<br />
Schon schön r<strong>und</strong> ward der Stein modelliert <strong>und</strong> er freute sich täglich<br />
mehr über das schon fast gelungene Werk. Das Schicksal aber wollte es<br />
anders. Durch das Hin- <strong>und</strong> Herhetzen, dazu das hitzige Werkeln am<br />
Stein, wurde er krank <strong>und</strong> von der Influenza heimgesucht. Am 8. Juni<br />
im Jahr 1900, im Alter von 68 Jahren, drückte ihm der Tod die Augen<br />
zu <strong>und</strong> nur wenige wissen noch etwas von dem Felix <strong>und</strong> <strong>seine</strong>r Mühle.<br />
Der Stein aber hat ihn überdauert <strong>und</strong> liegt heute als Wahrzeichen genau<br />
noch so am Platz, wie er ihn verlassen hatte.<br />
Nun war alles aus. Ein Nachkomme war nicht da. Nur <strong>seine</strong> beiden ledi-<br />
gen Schwestern die ,,Fronni" <strong>und</strong> „Kätherin" lebten noch eine <strong>Zeit</strong><br />
im Haus, aber die Öli gab den Geist auf. Dem Philipp Wäckerle kam das<br />
wie gerufen. Sein sehnlichster Wunsch auch einmal ein Herr zu sein,<br />
sollte sich erfüllen. An der Außenwand zum oberen Stock hinauf, zim-<br />
merte er eine Holzsteg <strong>und</strong> richtete oben einen Saal ein. Mit nichts<br />
aber konnte nicht einmal der Teufel eine Hölle schaffen <strong>und</strong> so mußte<br />
unser Philipp erst ein paar gute Bürgen suchen, um Werkzeug <strong>und</strong> Ma-<br />
schinen kaufen zu können.<br />
Alles schien gut zu laufen. Das Mühlrad kam wieder in Bewegung <strong>und</strong> das<br />
noch ganz bäuerliche Sulz hatte urplötzlich eine Sesselfabrik! Hoch-<br />
zidder <strong>und</strong> Wichtigtuer prahlten mit Geld, das sie nie auf der Sparkasse<br />
hatten <strong>und</strong> bestellten großspurig Bettladen, Kuchikänschterle <strong>und</strong> andere<br />
Möbel, weil sie meinten, das alte Zeug noch von den Alten her, könne<br />
man nicht mehr sehen lassen. Das Mühlrad rauschte, an Arbeit sollte<br />
es auch nicht fehlen <strong>und</strong> reges Leben kam wieder ins Sulzbachtal, in die<br />
alte Mühle. Lustig wurde bei den Hochzeiten <strong>und</strong> an Kilwitagen getanzt,<br />
getrunken <strong>und</strong> fröhlich gesungen. Aber vor lauter Baßgeigenflausen blie-<br />
ben die Schulden beim Sesselmacher hinten im Tal, in den vergnügten<br />
Herzen versunken <strong>und</strong> vergessen. Anstatt Geld kam der „Kuckuck" ins<br />
Haus <strong>und</strong> kaum im Sattel, war der Wäckerle Philipp schon wieder ein<br />
armer Mann. Hab <strong>und</strong> Gut, alles wurde ihm genommen <strong>und</strong> versteigert.<br />
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