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Glocken hoch oben vom nahen Turm läuteten ins Gäßli nie schöner<br />
als wie an diesem feierlichen Tag. Die ganze Musikeskadron fand<br />
sich zu Ehren ihres Meisters ein. Sie spielten den Hochzeitsmarsch <strong>und</strong><br />
das ganze Oberdorf versammelte sich neugierig vor dem Haus. Spendabel<br />
holte der Hochzeitsvater das „hintere" Fäßle mit dem guten Häldiliwein<br />
aus dem Keller <strong>und</strong> stellte es zum Umtrunk in den Hof.<br />
Viele Kinder kamen <strong>und</strong> durften an der mit blanken Leinentüchern be-<br />
deckten Tafel den Hochzeitskaffee trinken, Weckle <strong>und</strong> Gugelhupf essen<br />
soviel sie nur wollten. Nie in ihrem ganzen Leben werden sie diesen denk-<br />
würdigen, schönen Tag vergessen haben! Der „Kanuneschmied", der als<br />
Hergelaufener vom „Dal" kam <strong>und</strong> sich aber lange schon in der Kalten-<br />
gaß einnistete, wurde nur deshalb so tituliert, weil er wie ein ,,Aff" im<br />
Käfig vor der Heuernte immer nach den Wolken schielte <strong>und</strong> wenn sich<br />
diese nicht verziehen wollten, er grimmig hinaufschrie: „Die Wulke<br />
g'höre mit Kanune verschösse!" Und gerade dieser joviale Eingebürgerte<br />
wurde der Benjamin des Tages <strong>und</strong> hielt, als hätte er lauter Herrenleute<br />
vor sich, eine sprühende Festrede um die ihn noch der Herr Pfarrer hät-<br />
te beneiden können.<br />
„Hochwohlgeborenes Brautpaar <strong>und</strong> all ihr erlauchten Gäste im Kirchen-<br />
gäßli <strong>und</strong> drum herum. Dieser ehrwürdige, sonnige Tag soll uns <strong>und</strong> allen<br />
Schwiegermüttern immerfort in Erinnerung bleiben <strong>und</strong> ewig alle Küm-<br />
memisse vertreiben. Un Juhei hopsasa, wenn ich der Kanuneschmied<br />
so geheißen, zum Verdrießen heute keine Kanun hab zum Schießen, so<br />
laßt doch lustig die Gläser klingen auf daß noch vor Jubel die Engel im<br />
Himmel singen. Und die charmante Hochzitteri soll ihrem noblem<br />
Herzog, wenn er je vergißt alle Sünden <strong>und</strong> spät heimstolziert kommt aus<br />
den tiefen Gründen, gehörig zünden auf den Buckel, so ihm vergehen<br />
gleich alle Mucken".<br />
Vom spritzigen Häldeliwein nahm nicht nur das Mannsvolk kräftige<br />
Schlucke, auch das Weibsvolk nippte genüßlich mit <strong>und</strong> so kam schon<br />
vor dem Sakrament der Ehe eine feuchtfröhliche Stimmung unter das<br />
Hochzeitsvolk. Der Eduard hatte auch schon einen kleinen „Suuser",<br />
mußte er doch anstandshalber <strong>seine</strong>n Musikern <strong>und</strong> dem anderen edlen<br />
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