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chen <strong>Zeit</strong>en erzählten, kamen mir nichts dir nichts von Ungefähr vom<br />
Böhmerwald her, Hausierer, Bürsten- <strong>und</strong> Mausfallenhändler, Scheren-<br />
schleifer, Uhrenmacher <strong>und</strong> allerlei anderes Volk ins Dorf gezogen. So<br />
auch in späteren Jahren eine ganze Familie mit einem voll Habseligkeiten<br />
beladenen lottrigen Gefährt, das ein abgemergelter Klepper zog <strong>und</strong> der<br />
vor Hunger <strong>und</strong> Müdigkeit kaum mehr auf den Beinen stehen konnte.<br />
Bettelarm <strong>und</strong> fremd, aber keine Stromer, lagerten sie sich an dem vom<br />
Rat oben am Berg zugewiesenen engen Plätzle nieder. In der damaligen<br />
<strong>Zeit</strong> gab es wahrlich nicht wie heute alle Augenblicke erregende Tages-<br />
ereignisse. Schlicht <strong>und</strong> gleichmäßig folgte ein Tag dem andern <strong>und</strong> man<br />
kann sich wohl leicht das Bild vor Augen bringen, wie sich die Einheimi-<br />
schen neugierig um diese fremden Menschen scharten <strong>und</strong> gafften <strong>und</strong><br />
gafften, bis die Nacht dieses Bündel Armut zudeckte.<br />
Damals ging wie auch heute noch keine Menschenseele mehr gerne vom<br />
Dorf fort, dem das Sulzbachtal mit der guten Luft <strong>und</strong> dem Bächle, das<br />
sich von den Höhen munter durch die stillen, sattgrünen Wälder <strong>und</strong><br />
Fluren schlängelt, einmal vor Augen <strong>und</strong> ins Gemüt kam. Und so blieb<br />
auch diese zugewanderte Familie, taglöhnerte da <strong>und</strong> dort herum, um<br />
sich ehrlich <strong>und</strong> rechtschaffen durchs Leben zu schlagen <strong>und</strong> so lief ein<br />
erträglicher Alltag wieder hin. Mittlerweile wurde auch der durchlauchti-<br />
ge Name „Herzog" ruchbar <strong>und</strong> fürwitzige Neugier raunte in alle Ohren,<br />
ob das wohl nicht eine verarmte Grafenfamilie sein könne, wie sich in<br />
diesem <strong>Zeit</strong>abschnitt landauf, landab auch wirklich adelige Nachfahren<br />
mit dem noch verbliebenen „von" herumschlugen.<br />
Nun mehr als Heimischer allgemein anerkannt, mauerte <strong>und</strong> zimmerte<br />
der schaffige Mann, so gut er es konnte, eine bescheidene Hütte mit<br />
niedriger Stube <strong>und</strong> Kammer, um für sich <strong>und</strong> die Seinen ein Dach über<br />
dem Kopf zu haben. Eine einfache Steg führte hinauf unters Dach, wo<br />
für die Kinder eine Schlafstelle hergerichtet wurde. Währenddessen sich<br />
alle freuten <strong>und</strong> zufrieden <strong>und</strong> hoffnungsvoll in die Zukunft blickten,<br />
kam plötzlich wieder neues Ungemach über sie. Die Eltern waren den<br />
ganzen Tag über fort zum Taglöhnen <strong>und</strong> die älteren Geschwister such-<br />
ten Holz für das Herdfeuer <strong>und</strong> Beeren im Wald <strong>und</strong> da geschah es! —<br />
Alleingelassen, mit Langweil <strong>und</strong> Neugier geplagt, hangelte sich das<br />
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