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Zünderle" und seine Zeit

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auch nicht dabei heraus. Die Gemeinde konnte für das Ster nur 60 Pfen-<br />

nig zahlen. Einmal mußten sie weit oben im „Bosch" Holz hauen <strong>und</strong><br />

die Frauen wie Kinder brachten den Männern im Bogenkorb das Essen<br />

hinauf. Manchmal, wenn die Kinder noch in der Schule waren, brachte<br />

die Angetraute gerne selber ihrem Mann das Essen. Alles wollte sie dann<br />

neugierig wissen. Wo kommt man dort den Berg hinauf <strong>und</strong> da hinunter<br />

<strong>und</strong> wo <strong>und</strong> alles so hin <strong>und</strong> zugeht. Zuguterletzt kam ihr noch heraus:<br />

„Ferdinli" gib nur gut acht, daß dir nichts passiert, wenn so ein großer<br />

Baum umfällt <strong>und</strong> komm um Gotteswille wieder gut heim." Diese naive<br />

Fragerei hörte der Ferdinand vor den anderen gar nicht gerne <strong>und</strong> er<br />

meinte mehr aus Spaß als Ernst zu ihr; ,,Gott Weib, wie lang het dich der<br />

Deifel noch im Sack ghan als i daift wore bin, merk dir, ich heiß nicht<br />

Ferdinli, ich heiß Ferdinand!".<br />

Man wird wohl verstehen wie in dieser noch rückständigen <strong>Zeit</strong> die Män-<br />

nerwelt der Schöpfung noch so ungehobelt mit ihrer Umwelt umgehen<br />

konnte. So darf auch der „Bürzlisepp", den ich auch noch recht gut<br />

kannte nicht vergessen sein, weil gerade bei diesem Urviech gar oft die<br />

Zügel locker waren. Einmal kam dieser Mauerer in der Nacht vom Wirts-<br />

haus heim <strong>und</strong> blieb an der Steg hängen. In <strong>seine</strong>m seligen Räuschlein<br />

rief er zum Kammerfenster hinauf: ,,Lies', wo bin ich?" Die Lies aber<br />

riegelte die Tür auf <strong>und</strong> kam ihm mit dem Putzlumpen entgegen <strong>und</strong><br />

hörte nicht auf zu schimpfen <strong>und</strong> zu lamentieren. Als sie ihn dann in der<br />

Stube hatte fing er noch an zu randalieren <strong>und</strong> packte vor Wut was er nur<br />

erwischen konnte, warf den ganzen Pl<strong>und</strong>er zum Fenster hinaus <strong>und</strong><br />

brüllte dabei, daß es die ganze Gaß hören konnte; „ Du elendige ,Böh-<br />

merschlapp', halt doch einmal deine blöde Böhmergosch!". Die Ahnen<br />

kamen nämlich von Böhmen her, <strong>und</strong> ähnlich liebevolle Schmeicheleien<br />

waren dann alswieder auch in anderen Winkeln zu hören.<br />

Der „Schnellweber", der „Kanuneschmied" <strong>und</strong> noch ein paar andere<br />

zünftige Spaßvögel mit ihrer echten Eigenart, sollen letztlich auch noch<br />

aufs Tapet kommen. Vorab aber wollen wir von unserem merkwürdigen<br />

„Zünderle" hören wie er leibte <strong>und</strong> lebte zu <strong>seine</strong>r <strong>Zeit</strong>.<br />

Wie die Großmütter uns Kinder immerwährend von den urfürdenkli-<br />

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