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in den Hagenberg, auf daß die Reben gut wachsen <strong>und</strong> er im Herbst das<br />
Faß füllen konnte. Nach dem Kaffeetrinken marschierte er die Matten na<br />
der Bahnhofstraße zu, wo er einhalbesjahrh<strong>und</strong>ert in der Maßstabfabrik<br />
an der Teilmaschine stind. Ja so war es, der Weg schlecht, das Schuhwerk<br />
verflickt, morgens von sechs bis abends um sechs, hinzu das hin- <strong>und</strong> her-<br />
laufen. Kein freier Samstag, kein Urlaub, Tag um Tag jahraus, jahrein,<br />
immer im gleichen Trott, stehen <strong>und</strong> marschieren. Die Menschen arbeite-<br />
ten nur um zu leben, um das tägliche Brot <strong>und</strong> das Jahr r<strong>und</strong>ete ohne<br />
Verlust <strong>und</strong> ohne Gewinn. Aber gleichwohl war auch der markante<br />
Adolf, wenn ich ihm dann <strong>und</strong> wieder in <strong>seine</strong>n alten Tagen begegnete,<br />
heiter, froh <strong>und</strong> zufrieden!<br />
Den Urahnen tut aber kein Zahn mehr weh. Nicht im Traume konnten<br />
sie ahnen, daß einmal ihr Nachwuchs in ganz anderen Kategorien denkt<br />
<strong>und</strong> zu dem alten Pl<strong>und</strong>er noch nagelneuen Kram gleichgültig in den<br />
Dreckeimer wirft. Vornehm wie am Anfang nur Grafen <strong>und</strong> Krautbarone<br />
im Auto durch die Gegend fegten, sitzen sie alle heute im Opel oder<br />
Mercedes <strong>und</strong> ich w<strong>und</strong>ere mich, daß noch kein Rolls-Royce die Nase aus<br />
einem Schopf herausstreckt. Komme ich manchmal durch die krummen<br />
Gassen, wo ich als Barfüßler das Mistwägiii durchzog, freue ich mich<br />
immer, wenn irgendwo noch etwas aus der alten <strong>Zeit</strong> für meine Augen<br />
erhalten <strong>und</strong> übriggeblieben ist.<br />
Aber auch im Städtle Lahr konnten wir Kinder, wenn wir vom Essen-<br />
tragen heimwärts zogen, immerzu Männer <strong>und</strong> Frauen sehn, die ein<br />
Fäßle dieses Goldes auf dem Handwägele den Schnokenbuckel hinauf<br />
zogen zu ihrem Schrebergärtle am Galgenberg. Ja weit vom Ernet her<br />
kam ein stiller Mann mit <strong>seine</strong>m Handwägele, sammelte unterwegs Kuh-<br />
pflatscher <strong>und</strong> Roßpfuddeln <strong>und</strong> wandelte mit <strong>seine</strong>m Hab zufrieden den<br />
langen Weg bis hinauf zum Sulzer vorderen Dammenberg, wo ein Fleck-<br />
chen Erde wahrlich sein paradiesischer Garten war.<br />
Scheuten damals die Sulzer unnötige Wasseranschlüsse, so hing das ledig-<br />
lich nur mit dem Geldbeutel zusammen. Renten gab es so gut wie gar<br />
keine <strong>und</strong> so legten sie jeden erübrigen Pfennig zur Sicherung der alten<br />
Tage auf das Sparkonto. Die Menschen hatten noch Vertrauen zum Geld,<br />
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