28.10.2013 Aufrufe

Zünderle" und seine Zeit

Zünderle" und seine Zeit

Zünderle" und seine Zeit

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

— Bläsiörgs —<br />

Im Oberdorf in der Kollmergaß, an der Ecke wo es hinauf zum Bühl<br />

geht, lebten <strong>und</strong> arbeiteten die Bläsiörgs <strong>und</strong> betrieben mit den Kindern<br />

ohne Magd <strong>und</strong> Knecht eine ansehnliche Landwirtschaft. Breit <strong>und</strong> ge-<br />

räumig war der Hof an den sich der Stier- <strong>und</strong> Kuhstall mit der riesen-<br />

großen Scheuer anschloß <strong>und</strong> gleich daneben der Ochsenstall. Hinter den<br />

Gebäulichkeiten dehnte sich der weite Gras- <strong>und</strong> Obstgarten bis hinunter<br />

zum Augraben. Der Bläsiörg war noch ein Bauer von altem Schrot <strong>und</strong><br />

Korn <strong>und</strong> noch dazu ein begabter, erfinderischer Geist. Die Leitern <strong>und</strong><br />

Wagen mit den Rädern <strong>und</strong> was sonst zum Hof gehörte, alles werkelte<br />

er selber <strong>und</strong> galt überall im Dorf als ein geschickter Mann. Pechschwarz<br />

war sein Haupt- <strong>und</strong> Backenhaar <strong>und</strong> in <strong>seine</strong>r ganzen Art glich er einem<br />

ruhigen, besonnenen Menschen, derb aber wahr, echt <strong>und</strong> recht. Aber wü-<br />

tend wie der Teufel konnte er doch werden, wenn wir Buewe ihm etwas von<br />

<strong>seine</strong>m Handwerkzeug verschleiften. An Sonntagen durfte der Johannle,<br />

s' Krummholze Paul, <strong>und</strong> ich als Kamerad mit in den Wald gehen, wo er<br />

uns lehrte die Steine, Sträucher <strong>und</strong> Bäume kennenzulernen, die am Weg<br />

lagen <strong>und</strong> standen. Beim Anblick riesiger Felsblöcke konnte er uns leben-<br />

dig erzählen, daß sie schon seit urfürdenklichen <strong>Zeit</strong>en Geschlechter vor-<br />

beikommen <strong>und</strong> gehen sahen <strong>und</strong> wenn sie reden könnten, verklungene<br />

Geschehnisse offenbaren. Alle Leute gingen gerne in den Wald, da war<br />

friedliche Stille <strong>und</strong> Erholung von den Plagen des werktäglichen Le-<br />

bens. Setzten wir uns an Weidengehölz nieder, langte er nach <strong>seine</strong>m<br />

geliebten ,,Hirschfänger" <strong>und</strong> zeigte uns, wie man aus der saftigen Rinde<br />

Pfeifen <strong>und</strong> Blashörner macht <strong>und</strong> wir waren glückselig <strong>und</strong> frohgelaunt<br />

dabei.<br />

Die Seraphin war dem Vater Jörg <strong>seine</strong> zweite Frau. Die erste starb ihm<br />

früh hinweg <strong>und</strong> hinterließ ihm drei Kinder, die Luis, den Georg <strong>und</strong> die<br />

Berta. Der Seraphine gebahr ihm noch drei hinzu, die den Namen Sepp,<br />

Philippin <strong>und</strong> Johann trugen.<br />

Bei den Bläsiörgs war immer viel Umtrieb. Abends kamen die Bauern<br />

<strong>und</strong> brachten ihre Kühe zum „Springen". Für uns Buewe war das aus<br />

dem Versteck heraus immer ein erregendes Schauspiel. Da war auch noch<br />

73

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!