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Der Säulimarkt am Bärenplatz <strong>und</strong> das behagliche Rebstöckle<br />
in der Marktstraße<br />
Der Iselischnieder, der Färdiländer <strong>und</strong> der Großfrieder waren zueinan-<br />
der gute Kameraden. Eines Morgens liefen sie miteinander fröhlich die<br />
Matten na, um am Bärenplatz ein Säule zu holen. Jeder nahm einen<br />
Salzsack <strong>und</strong> ein Seil mit, um es dann auf dem Buckel nach Hause zu<br />
tragen. Im Färdi sein Enkelbüble, der Kariii, sein Herzkäfer, durfte<br />
mitgehen zum Säulimarkt. Am Bärenplatz schenkte ihm der Groß-<br />
vadder ein Fünferle zu einer Bretschel. Närrisch vor Freude liebäugelte<br />
er das Geldstückle an <strong>und</strong> spielte noch im M<strong>und</strong> mit der Zunge damit, bis<br />
es die Gurgel hinter rutschte. Der Kariii weinte <strong>und</strong> schluchzte, wie wenn<br />
er jetzt sterben müßte, doch der Großvater beruhigte <strong>und</strong> tröstete ihn<br />
weil er ja wußte, daß es nichts macht <strong>und</strong> doch wieder zum Vorschein<br />
komme. Weil aber in dänne Zitte nichts zum verblämberä war, mußte<br />
das Fünferle wieder her <strong>und</strong> wir werden noch sehn, wie sich der Prozeß<br />
vollzog.<br />
Mittlerweile hatte jeder ein Säuli im Sack <strong>und</strong> sie kamen überein, sich<br />
noch ein Viertele Rotwein im Rebstöckle zu genehmigen. Das Rebstöck-<br />
le war bekannt <strong>und</strong> beliebt <strong>und</strong> ist bis in die <strong>Zeit</strong> hinein eine reelle be-<br />
hagliche Wirtsstube geblieben. Das Landvolk traf sich da zum Hammelbro-<br />
tis <strong>und</strong> Kuttelessen <strong>und</strong> wie lustig ging es da immerzu. Andächtigstanden<br />
die zwei Sulzer mit dem Kariii in der Marktstraße <strong>und</strong> betrachteten in<br />
freudiger Stimmung das bunte Leben <strong>und</strong> Treiben. Großspurig stand der<br />
Großfrieder mitten im Trubel <strong>und</strong> besah sich in aller Gemütlichkeit<br />
das Rebstöckle von außen mit dem Wirtshausschild <strong>und</strong> buchstabierte<br />
laut; „Gasthaus zum ,R-e-h-bock'!" Von dieser St<strong>und</strong>e an wurde er nur<br />
noch der Rehbock geheißen. Drinnen ging es lustig <strong>und</strong> heiter zu, gerade<br />
wie im Schlaraffenland, alle Sorgen wurden zum Teufel verbannt. Der<br />
Kariii bekam eine Limonade <strong>und</strong> noch eine Bretschel dazu. Gar nicht<br />
mehr dachte er an's Sterben <strong>und</strong> das Fünferle, das ihm soviel Kummer<br />
machte. Dem Großvater aber ging das Fünferle nicht aus dem Sinn <strong>und</strong><br />
er erzählte dann daheim dem Großiii die Geschichte. Das Großiii<br />
schmunzelte nur <strong>und</strong> meinte ganz leutselig: „Gang nimm ä Zittig <strong>und</strong><br />
setz des Büble im Stall druff <strong>und</strong> laß ihm a ,Schißerli' mache." Brav<br />
folgte der Kariii <strong>und</strong> machte artig ein schönes Hüffli. Der Großvater<br />
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